Diese Zentralthese des Modernismus verwarf Papst Pius X. in dem Dekret: "Lamentabili" 1907: "Der heutige Katholizismus kann mit der wahren Wissenschaft nicht vereinbart werden, wenn er nicht in ein undogmatisches Christentum verwandelt wird, das heißt, in einen weiten und liberalen Protestantismus." (Denzinger, Hünermann, Enchiridion, 40.Auflage 2005, 3465)
Kann ernsthaft bestritten werden, daß wir seit dem 2.Vaticanum den Siegeszug dieses Modernismus erleben, daß er die universitäre Theologie bestimmt, daß er seinem Endziel, der Verprotestantisierung nahe gekommen ist und daß deshalb jetzt der Kampf gegen den Zölibat, die Sexualmorallehre der Kirche auf die Tagesordnung gesetzt wird, weil im Raume der Dogmatik sowieso schon der Modernismus obsiegte, indem nun alles Dogmatische der Beliebigkeit unterworfen worden ist.
Dogmatische Aussagen, das sind doch nur verabsolutierte Meinungen,die als solche nur den ökumenischen wie den interreligiösen Dialog stören. Das kritisch historische Bewußtsein weiß eben, daß alles von der Kirche einmal Ausgesagte zeitbedingt ist und so nicht einfach für die Jetztzeit übernommen werden kann. Die Phrase, daß das Damalige so in die Sprache unserer Zeit zu übersetzen sei, vernebelt dabei die Intention, die einstigen Lehren der Kirche ad acta zu legen als nicht mehr den Zeitgenossen vermittelbare.
Nur in moraltheologischen Fragen hat sich der Modernismus noch nicht völlig durchgesetzt-man kann wohl sagen, daß gerade dies das besondere Anliegen des jetzigen Papstes ist. Dabei instrumentalisiert Papst Franziskus den Gewissensbegriff zur Vergleichgültigung der Katholischen Morallehre, indem dem subjektiven Gewissen die Morallehre der Kirche subordiniert wird. Letztendlich entscheidet allein das Gewissen, ob eine Zweitehe sündig ist oder nicht, ob die Kommunion empfangen werden darf oder nicht. Am Ende wird sogar die Abtreibung eine Frage des Gewissens sein.
Es ist bitter, den großen Kampf der Kirche vor Augen sehen zu müssen, wie nun diese Häresie die Kirche überflutet und so zu Grunde richtet.
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