Die Geburtsstunde des Antiklerikalismus – oder: „Es gibt nichts Neues unter der Sonne.“ Prediger Salomo, 1,9
Der Antiklerikalismus setzt eine kirchliche Hierarchie voraus, gegen die andere protestieren mit dem Argument, daß es eine Hierarchie nicht geben dürfe. Somit ist nicht von einem Antiklerikalismus zu sprechen, wenn nur eine andere, besserer Hierarchie gefordert wird.Der Antiklerikalismus ist nun nicht ein einmal sich ereignet Habendes, sondern wie solche Phänomene wie der Neid, das Ressentiment eine Haltung, die in immer wieder variierenden Maskeraden sich ereignet. Es kann so eine Struktur des Antiklerikalismus eruiert werden, die sich dann im Laufe der Geschichte immer wieder neu aktualisiert und in die jeweilige zeitgemäßen Gewänder inszeniert.
Das Urbild des Antiklerikalismus präsentiert uns die Geschichte des Aufstandes der Rotte Korach gegen Moses und Aaron, wie sie 4.Mose 16 uns erzählt. Dies ist nicht nur eine Erzählung über ein einmal sich ereignet habendes Geschehnis, sondern offenbart uns den Menschen als den Revolutionär wider die Ordnung Gottes und Gottes Nein zu diesem Revolutzertum. Es soll hier nun nicht diese Geschichte rekapituliert werden, denn man sie sollte sie wirklich nachlesen, es lohnt sich.Es soll stattdessen das, was der Prediger Salomo als das Bleibende, als die Substanz dieses Ereignisses bezeichnen würde, herauskristallisiert werden.
Die Argumente wider die Hierarchie lauten: Wir sind alle gleich heilig. Gott ist uns allen gleich nahe. Es könne und dürfe so keine Vermitteler zwischen Gott und uns geben, also keine Hierarchie.Die Unmittelbarkeit zu Gott verbietet jede Vorstellung einer Vermittelung. Dies Argument präfiguriert geradezu den Mißbrauch des Heiligen Geistes:Uns allen sei dieser Geist gegeben, sodaß wir unvermittelt Gottes Willen erkennen können.Die Lehre der Kirche, isb ihre Dogmen stellten sich somit zwischen uns und unserem Gott, der uns unmittelbar sei und uns so von Gott entfremde. Das Konzept der natürlichen Religion als die Alternative zum kirchlichen Christentum und allen bestimmten Religionen im Geiste der Aufklärung konstruiert, stellt dabei eine wirkmächtige Konzeption wider alle Religionen dar, die sich in einer Offenbarung Gottes fundiert sehen. Die Religion, die allen vernünftigen Menschen gemeinsam sei, sei nur die einzig wahre, wohingegen alle positiven Erfindungen der Priester seien, also Hervorbringungen eines Klerikalismuses, der für sich den Besitz ihnen nur eigenen offenbarten Wahrheiten behaupte, um so ihre Herrschaft über die Laien zu rechtfertigen.
Weil Gott allen gleich nahe sei und alle ihm kann und dürfe es kein Vermittelungsamt geben, das erst den Laien heilsnotwendiges Wissen vermittelt bzw kultische Handlungen vollzöge, die nur durch Kleriker gültig vollzogen werden könnten. Jeder könne eben Gott wohlgefällige Opfer darbingen, es sei eben eine hybrische Anmaßung, behaupteten Priester, das sei nur ihnen möglich.
Von wirklicher Bedeutung ist nun nicht, wie die so angefochtenen Personen.Moses und Aaron reagierten, sondern wie Gott reagierte:Die Antwort Gottes fällt erschreckend eindeutig aus: Gott bestraft die ganze Rotte mit dem Tode. Denn sie rebellieren nicht wider Mose und Aaron, sondern gegen Gott selbst.
Aber
der Geist der Rotte Korach, der überlebt und revitalisiert sich
immer wieder auf das Neue in antiklerikalistischen Bewegungen.1
Dabei wird immer wieder aufs Neue der Protestsong des: „Wir sind
Gott alle unmittelbar, es darf keine Vermitteler geben“, angestimmt
- viele stimmen ein. Nun könnte man meinen, sei nicht aber das
Urchristentum antiklerikalistisch gewesen und rechtfertige so
nachträglich das revolutionäre Anliegen der Rotte Korach. Aber die
Vorstellung eines hierarchiefreien Urchristentumes ist selbst nur das
Produkt dieses antiklerikalistischen Rottengeistes. Denn Jesus
Christus setzte selbst 12 seiner Schüler als Apostel ein, die die
Urgemeinde leiten sollten, er berief sie allein zur ersten
Eucharistiefeier ein, in der er nicht nur das Eucharistiesakrament
einsetzte sondern die12 Apostel zu Priestern weihte, damit sie
zukünftig das Meßopfer darbringen können. Er berief dann einen der
Apostel, Petrus zum monarchischen Regierer seiner Kirche, das ist das
von Jesus Christus selbst eingesetzte Petrusamt, das bis jetzt seine
Kirche führt.Auf dem ersten Apostelkonzil entschieden dann allein
die Apostel und die von ihnen eingesetzten Presbyter kraft des
Heiligen Geistes, wie die Heidenmission durchzuführen sei,kein Laie
entschied mit! Sowenig es ein Urchristentum ohne das Meßopfer
gegeben hat, sowenig hat es ein hierarchiefreies Urchristentum
gegeben. Denn das existiert nur in den Phantasiewelten
antiklerikalistisch gesonnener Theologen, erfüllt vom
Rottenkorachgeist, der sich nun aktuell in der Reformagenda des
Synodalen Irrweges neu inkarniert. Neu ist dabei die Maskerade mit dem Argument der notwendigen Verdemokratisierung der Kirche
1Dieser Rottengeist artikuliert sich nun nicht nur im Raume der Religion sondern auch im politischem Raume, am extremsten im Anarchismus, aber auch in der Französischen und der Bolschewistischen Revolution, um nur die bekanntesten und wirksamsten zu nennen.
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