Freitag, 25. April 2025

Der neue Feind: „die Friedensbewegung“ in der Zeit der Kriegsvorbereitung, einst in der Kirche gern gesehen!

 

Der neue Feind: „die Friedensbewegung“ in der Zeit der Kriegsvorbereitung, einst in der Kirche gern gesehen!



So diffamiert die „Tagespost“ am 23.42025 die Ostermärsche der Friedensbewegung in Deutschland, die trotz allem Totsagens doch noch existent ist: Foto: „ Diether Dehm, ehemals SPD, ehemals Linkspartei , Ex-Stasi-Spitzel und Schlager-Poet, bei einer Friedensprozession am Karfreitag unter dem Motto „Frieden kennt keine Brandmauern" auf dem Postplatz in Dresden.“ Die Friedensbewegung ist halt eine von Moskau ferngesteuerte Bewegung, sodaß in ihr nun „Stasi-Spitzel“ führend mitwirken und politisch Linksstehende. Letzteres betont dieser Artikel: „Sie marschieren wieder“ in Hinsicht auf die Leserschaft der „Tagespost“, die wohl Antipathien gegen die SPD und die“Linke“ hegt.

Aber ein aufmerksamer Leser muß doch etwas irritiert werden durch diese Zuordnung der Friedensbewegung in das „linke“ Lager, wird sie doch jetzt als etwas „Rechtes“ diffamiert. Am 24.4.2025 berichtet die Internetseite: „NachDenkseiten“: Dieter Hallervorden hat Gesicht gezeigt und eine bemerkenswerte Rede gehalten, die auf einer Friedensdemo am Karfreitag in Dresden eingespielt wurde. Doch anstatt auf den Inhalt der Rede einzugehen und Hallervordens Kritik aufzugreifen, hatten zahlreiche Medien nichts Besseres zu tun, als die Veranstaltung als „rechts“ zu framen. Hallervordens Appel für Frieden wurde kurzerhand zur „Kurzschlussverschwörungsrede“ (FAZ) umgedeutet.“ Der populäre Komiker erwiderte: „Die sollten eher dagegen aufstehen, wenn jemand Goebbels‘ Lieblingswort ‘kriegstüchtig’ wieder en vogue bringt"“

Für die „Tagespost“ ist deswegen die jetzige Friedensbewegung ein Querfrontphänomen, daß da Linke und Rechte gemeinsam gegen die demokratische Mitte agitieren. Früher war das noch einfach: Die Linken sind für den Frieden, sind Antimilitaristen und gar Pazifisten, wohingegen die Rechten als Militaristen den Krieg liebten, und ihn eigentlich gar als etwas Selbstzweckliches verherrlichten. Wie kommt es denn nun zu dieser Konfusion, daß Friedensbewegte als „rechts“ verunglimpft werden und die Demokraten „Ja“ sagen zum Krieg als dem geeigneten Mittel zum Kampf gegen Rußland? Noch irritierender ist doch nun, daß Rußland seit der Oktoberrevolution positiv beurteilt wurde, auch wenn nicht jeder Linke den sowjetischen Sozialismus als gelungen guthieß, wohingegen die „Rechten“ doch eher als rußlandfindlich angesehen werden, schließlich hätte doch Hitler als der Rechte schlechthin seinen sog. „Vernichtungskrieg“ gegen Rußland geführt. Die demokratisch regierten Länder kamen dann ja auch 1941 Stalin zur Hilfe in seinem Kampf gegen das rechtsregierte Deutschland.

Diesem Phänomen wird man wohl nur gerecht, wenn man die Oberflächlichkeit der heutigen Medienwelt mitbedenkt, daß die Vokabel „Rechts“ einfach zur Diffamierung von allem dient, was politisch oppositionell sich artikuliert. Wie die Qualifizierung von etwas als „Kitsch“ nichts anderes mehr bedeutet als: „Das ist auf keinen Fall akzeptabel“ so besagt das so auch die Vokabel: „Rechts“Alles Beliebige kann so als „Kitsch“ oder als „Rechts“ verteufelt werden, weil damit ja auch nur ausgesagt wird, daß es vollkommen inakzeptabel sei.

Aber doch verbirgt sich hinter dieser Diffamierungskampagne mehr: Die ersten ideologisch geführten Kriege führte Napoleon, der so die Errungenschaften der „Französischen Revolution“ zu dem Fundament Europas machen wollte und so das christliche Abendland überwinden. In der kommunistischen Partei Rußlands wurde dann, als die Hoffnungen auf eine kommunistische Revolution in Deutschland in der Weimarer Republik scheiterten, diskutiert, ob ein Revolutionsexport durch die Rote Armee dann dem Sozialismus in den anderen europäischen Ländern,isb in Deutschland möglich sein könnte, auch als eine Hilfe für die weltpolitisch isolierte Sowjetunion. Daß der Krieg so ein unter Linken bejahtes Mittel der (revolutionären)Politik war ud ist, wird nun völlig verdrängt, als wären „Rechte“ die Befürworter ideologischer Kriege. Um von dieser linken militaristischen Tradition abzulenken, soll nun das „Ja“zum Kriege etwas „Rechtes“ sein. Liest man daraufhin rechte Texte, selbst Hitlers „Mein Kampf“ findet sich eher eine antiutopistische Haltung, daß Kriege nun mal ein Mittel der Politik sind und es keine berechtigte Hoffnung dafür gibt, daß Staaten ein für alle mal auf dies Mittel verzichten werden.1

Aber wenn es um Rußland geht, dann müßten doch die antikommunistisch gesonnenen Rechten für einen Krieg gegen Rußland sein und tatsächlich existiert in Deutschland eine rechtsradicale Partei diese Position, die „Partei des dritten Weges“, aber damit steht sie im rechten Lager isoliert dar! Ein Blick in ein Geschichtsbuch erklärt uns diese Eigentümlichkeit: Den Linken und allen Demokraten war die Französische Revolution das Ereignis der politischen Geschichte Europas, in der die Vernunft praktisch wurde. Aber diesem aufblühenden Reich des Lichtes stellten sich finstere Mächte entgegen, die sich zur „Heiligen Allianz“ gegen den Fortschritt verschwörten: das zaristische Rußland, das preußische Deutschland und das reaktionäre Österreich. Den antirevoluionären Conservativen wurde so gerade Rußland zu dem Bollwerk wieder die Ideale der Französischen Revolution. Es kann als eine Ironie der Geschichte angesehen werden, daß nun das postsozialistische Rußland unter der Führung Putins zu der conservativen Gegenmacht gegen das ultraliberal permissive Westeuropa avanciert. Das jetzige Rußland hat kaum noch etwas mit dem Rußland Lenins gemein, aber viel mit der einstigen Heiligen Allianz wider den französischen Revolutionsvirus. Man vergleiche dazu einmal Thomas Manns Einschätzung Deutschlands im Spannungsfeld zwischen Frankreich und Rußland in seinen „Betrachtungen eines Unpolitischen“.

Für Linke und Linksliberale steht so der Kampf gegen Rußland als der reaktionärsten Macht Europas in der Tradition des Krieges Napoleons gegen das zaristische Rußland, während Conservative und Rechte im heutigen Rußland in der Tradition der „Heiligen Allianz“ einen Verbündeten gegen den heutigen Zeitgeist der Auflösung aller Traditionen sieht. Der Schulterschluß zwischen den Kaisern und der Kirche in dieser Allianz findet ja seine Entsprechung in dem Schulterschluß der jetzigen russischen Regierung mit der Russisch-Orthodoxen Kirche, gegen den dann gerade alle liberalen Theologen auf das heftigste polemisieren, nicht nur die“Tagespost“.

So avanciert nun tatsächlich die Friedensbewegung zu dem Feind, da sie sich der Aggressionspolitik des Westens gegen Rußland widersetzt, wohingegen Linke und Liberale ihre neue Liebe zum Kriege als das Mittel gegen reaktionäre Mächte neu entdecken. Auf den Straßen wird innenpolitisch die Parole: „Afdler töten!“ gerufen und außenpolitisch heißt die Parole nun: „Kriegsbereit gegen Rußland werden!“. So kämpfen die Ideale der Französischen Revolution aufs Neue wider ihre Gegner, auch mit dem Mittel der Gewalt, des Krieges.





1Das Narrativ, Rechte seien Kriegsenthusiasten beruht ja auf dem Narrativ, daß Hitler bzw besser die NSDAP schon von Anfang an, also vor 1933 einen Plan zur Welteroberung in der Tasche hatten, daß Deutschland durch Kriege die ganze Welt erobern sollte und daß dann die ganze Poitik des 3.Reiches auf dies Ziel ausgerichtet gewesen sei. Es hält dies Narrativ keiner historisch-kritischen Untersuchung stand, gehört aber zu den Grundlagendogmen der offiziellen Geschichtsschreibung.Vgl hierzu, komprimiert und gediegen: Florian Urban: "99 populäre Irrtümer über den Zweiten Weltkrieg".

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