Donnerstag, 3. April 2025

Zum Bedeutungsverlust der christlichen Religion oder der Religion überhaupt

 

Zum Bedeutungsverlust der christlichen Religion oder der Religion überhaupt



Der moderne Mensch lebe gut, mit sich zufrieden und bräuchte so gar keine Religion mehr, diese These wird nun diskutiert auf der Internetseite : „Communio“ zwischen zwischen den Theologen Pollack (31.3.2025) und dem Pastoraltheologen Zulehner (26.3. 2025) und nicht nur dort. Es ist eine Diskussion zwischen Marketingexperten, die fragen, ob das Warenangebot der christlichen Religion noch auf dem freien Markt verkaufbar ist.

Es hält sich nun das Gerücht, daß es schon in der Zeit des Urchristentumes eine Alternative zur christlichen Religion gegeben hätte, die Gnosis, deren Zentralanliegen diese These seien: „Das Wort Gnosis bedeute Wissen,Erkenntnis. Die gnostische Lehrsysteme waren ganz unterschiedlich,gemeinsam ist ihnen aber,dass sie die Erlösung vor allem durch die Erkenntnis erwarten.Es braucht also keinen Erlöser, sondern der Mensch muss erkennen,dass er mit seinem höheren Teil in das göttliche Lichtreich gehört und dass sein Dasein in der materiellen Welt eine Verbannung ins Reich der Finsternis darstellt.“ So charakterisiert Pater Goudron in seinem Artikel: „Irenäus von Lyon“ die Gnosis.1

Der Mensch bräuchte keinen Erlöser, diese Aussage trifft am klarsten das Problem der jetzigen Krise der christlichen Religion und daraus resultiert dann auch notwendigerweise ihr Bedeutungsverlust. Der Gnosis wird hier eine Selbsterlösungskonzeption vorgeworfen, der dann die christliche Religion entgegengestellt wird2. Der christlichen Religion wie der Gnosis wären also die Gemeinsamkeit der Erlösungsbedürftigkeit des Menschen, strittig wäre aber, ob er dazu selbst befähigt sei oder ob er dazu eines Erlösers bedürfte. Der Glaube an ein Selbsterlösungsvermögen des Menschen wäre somit die Alternative zur christlichen Religion. Wird dann noch die Vorstellung der Erlösung säkularisiert etwa durch die Idee, daß die Menschheitsgeschichte ein Entwickelungsprozeß sei, der Schritt für Schritt zu der Humanisierung der Welt führe, in der der Mensch sich aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit emanzipiere, dann wird die christliche Religion als eine Erlösungsreligion tatsächlich überflüssig. Ihr bliebe dann nur noch die Möglichkeit offen, sich selbst als einen der Faktoren zu inszenieren, die einen Beitrag zu diesem Projekt einer säkularisierten Erlösung liefern können. Praktich ist das die Transformation der christlichen Religion in eine Humanitätsappellorganisation. Die Tugend des Christen ist dann das Spenden für Wohltätigkeitszwecke.

Als andere Alternative bietet sich aber auch der gänzliche Verzicht auf jede Erlösungshoffnung an. „Es ist, wie es ist und daran wird sich nie etwas ändern, und wenn, dann wird es nur noch schlimmer.“ Ernst Blochs „Geist der Utopie“ ist eben noch unveräuflicher geworden als die christliche Religion. Nachdem die Großprojekte, die Welt ganz neu auf dem Fundament der Vernunft aufzuerbauen, die Französische und die bolschewistische Revolution als gescheitert angesehen werden, bleibt nur noch die Resignation der Unerlösbarkeit, ja daß alle Erlösungsrevolutionen die Welt nur noch noch ärger werden lassen. Wo der Glaube an jeglicher Art der Erlösung aufgegeben ist, da kann die christliche Erlösungsreligion auf kein Interesse mehr stoßen. Das könnte als das Charakteristische der Postmoderne bezeichnet werden. Der Gott der einstigen Erlösungsreligion mutiert dann zu dem großen: Jasager zu dem Menschen, so wie er ist. Die Affirmation der bestehenden Welt wird dann zur Hauptaufgbe der Kirche und deren Verteidigung gegen ihre noch existierenden Kritiker.Unsere westlich-demokratische Kultur sei eben die bestmögliche, die irgendwie auch christlich fundiert sei und die es nun zu verteidigen gälte gegen alle möglichen Fundamentalisten, Radicalen usw. Aber wer braucht noch solch eine rein affirmative Religion, existiert doch die Ideologie des Liberalismus, die diese Aufgabe viel besser zu erfüllen weiß.

1In: Mitteilungsblatt der FSSPX, Nr 555 April 2025, S.49.

2Daß hier die Gnosis völlig verkehrt dargestellt wird, ist offenkundig, nur kann ich jetzt nicht eruieren, ob dies Mißverständnis dem Kirchenvater Irenäus oder dem Autoren anzulasten ist.Die Erkenntnis , daß der Mensch als Exilierter in dieser Welt lebt, die kann nämlich ein Mensch nur durch einen Erlöser, der aus der wahren Welt zu uns hinabkommt, vermittelt gewonnen werden. Darum kann auch das Johannesevangelium das Heilsereignis Jesu Christi in der Form des gnostischen Erlösermythos ausformulieren. Vgl dazu R. Bultmann.

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