Der liberale Katholizismus: „Dienen wollen wir nicht!“ - „Nein zum Pflichtjahr nach der Schule“
Der Standpunktkommentar zur Frage eines Pflichtjahres bzw zur Wiedereinführung der Wehrpflicht fällt, wie nicht anders zu erwarten gewesen, auf der linksliberalen Internetseite Kath de am 28.4.2025 verneinend aus. Als gut Liberaler will man zwar Rechte beanspruchen und lamentiert dann auch gerne über eine angebliche Diskriminierung von jungen Menschen in unserem Lande, daß sie nicht hinreichend berücksichtigt werden, aber von staatsbürgerlichen Pflichten will man dann nichts wissen. Selbst wenn der Kommentar dann gar der Kriegshysterie, Herr Putin wolle uns angreifen, zustimmt: Wir Jungen wollen nicht in der Bundeswehr dienen. Warum nicht? Weil das ein Zuviel an Einschränkung an der persönlichen Freiheit wäre. So wird dabei in diesem Kommentar raisoniert: „Simon Linder kritisiert die Debatte um die Einführung eines neuen Pflichtdienstes. Die Diskussion werde auf dem Rücken der jungen Leute geführt, die ohnehin nicht ausreichend im Fokus der Politik stünden.“
Da der Mensch nun mal ein zoon politicon ist, und gar im Rufe steht, ein animal rationale zu sein, so lehrt es uns zumindest Aristoteles, sollte klar sein, daß ein Staatsbürger nicht nur Rechte gegenüber dem Staate hat, sondern auch Pflichten! Kein Gemeinwesen kann ohne den Anspruch an seiner Mitglieder, auch Pflichten der Allgemeinheit gegenüber zu haben, auskommen. Daß dann ein Bürger auch freiwillig dieses oder jenes tut, sozusagen ein Kürprogramm vollzieht, entpflichtet ihn nicht von seinen staatsbürgerlichen Pflichten. Es sei einmal eine simple Frage gestellt: Wie viel unternahm der Staat, die Allgemeinheit, bis ein neugeborenes Kind seine schulische Ausbildung vollendet hat? Wem verdankt er denn, daß es Schulen gibt, in denen er seinen Unterricht genießen konnte? In der Regel werden Kinder in einem Spital geboren: Warum gibt es denn Spitäler? Wie oft hat das Kind und der Heranwachsende von dem Gesundheitssystem profitiert,bis zum Ende seiner Schulzeit? Aber das Kind ist auch in eine Kultur hineingeboren worden, der er sein ganzes kulturelles Leben verdankt und das ist weit mehr als nur schreiben, lesen und rechnen lernen. Bevor ein Staatsbürger auch in Mensch für andere wird, ist er zuerst ein Empfangender.
Wer so viel von der Allgemeinheit bekommt, wie sollte der dann nicht auch der Pflicht unterliegen, zurückzugeben, nachdem er so viel empfangen hat! Ein Pflichtdienst ist so nur die logische Konsequenz, daß der Mensch nicht eine autonome Inselexistenz führt, sondern ein in ein Gemeinschaftsleben integriertes Wesen ist. Ein soziales Pflichtjahr würde so der Existenz des Menschen gerecht als einem zoon politicon.
Zu fragen ist nun, ob zur Verteidigungsfähigkeit eine Armee aus freiwilligen Berufssoldaten nicht geeigneter ist als eine Armee, die sich hauptsächlich aus Wehrpflichtigen zusammensetzt. Es müßte genau untersucht werden, ob die relativ kurze Ausbildungszeit von Wehrpflichtigen überhaupt ausreichen kann, um angemessen für einen Kriegsfall ausgebildet zu werden. Näher liegt es da dann doch, für alle Staatsbürger ein soziales Pflichtjahr anzuordnen, daß dann aber stattdessen auch der Dienst in der Bundeswehr abgeleistet werden kann, wohl dann länger als 1 Jahr bei entsprechend besserer Besoldung.
Aber das grundlegende Problem, das dieser Standpunktkommentar unüberlesbar zum Ausdruck bringt, ist die Verweigerung, staatsbürgerliche Pflichten zu haben: Man will zwar gut vom Vater Staat versorgt werden, und fühlt sich schon diskriminiert, wenn man mit seinen Privatwünschen nicht permanent im Mittelpunkt des politischen Diskurses steht, aber von Pflichten will man nichts wissen. Aber das Staatsbürgerleben kann und darf sich nicht allein auf das Freiwilligkeitsprinzip auferbauen. Die bürgerliche Sphäre ist nun mal die der Privatinteressen und des Handels, des Ausgleiches zwischen den Privategoismen, der freiwillig geschlossenen Verträge. Die Sphäre des Staates dagegen ist die, in der der Mensch als ein soziales Wesen lebt, in der er als ein Glied der Gemeinschaft für die Gemeinschaft existiert. Im Staatsleben organisiert ein Volk als ein selbstbewußtes sein Eigenleben. Hier wird gedient.Ein soziales Pflichtjahr wäre so auch eine gute Medizin gegen einen überschäumenden Individualismus, dem jeder Sinn für das Gemeinschaftsleben abhanden gekommen ist.
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