Was wäre, wenn Jesus Christus wie der hl.Stephanus einfach gelyncht worden wäre und wenn Gott ihn dann nach 3 Tagen von den Toten auferweckt gehabt hätte?
Diese recht spekulativ anmutende Frage ist nun aber ein sicherer Weg, das Kreuzererignis zu verstehen, daß und warum da Pontius Pilatus und Kaiaphas mitgewirkt haben. Die Bedeutung ihres Mitwirkens erkennen wir am besten dann, wenn wir sie aus dem Ereignis herausstreichen, um zu fragen, wie sich dies Ereignis verändern würde, strichen wir diese 2 Personen und selbst das Kreuz und reduzierten dann alles auf das Schema;Der gute Jesus wird von aufgebrachten Juden gesteinigt, aber Gott erweckt ihn dann von den Toten nach den drei Tagen.Merke: Wenn wer erkennen möchte, wie wichtig ihm etwas oder eine Person ist, ist der leichteste Weg, sich vorzustellen: Wie würde sich mein Leben ändern, wemn die Person oder ein bestimmter Gegenstand nicht mehr da wären und zwar für immer?
Pontius Pilatus wie auch Kaiaphas agieren in diesem Ereignis nicht als Privatpersonen sondern als Amtspersonen, Durch die Beteiligung der Amtsperson Pilatus rückt das Ereignis in die Sphäre des Staates, des Raumes der Gerechtgkeit präziser formuliert, da hier dieser Staatsdiener als staatlicher Richter fungiert, Durch die Beteiligung des Hohepriesters Kaiaphas rückt das Ereignis in die Sphäre des Kultischen, denn er wirkt hier amtlich als ein besonders ausgezeichnete Priester. Das Amt des Priesters ist wesentlich das der Vermittelung zwischen Gott und den Menschen, daß, sagen wir es mal ganz formal, eine Beziehungsstörung durch die Darbringung von Opfern, so wie Gott sie vorgeschrieben hat, wieder in Ordnung gebracht wird, oder daß Gott so motiviert werden soll, Gnade den Menschen zu erweisen, etwa in der Form von guten Ernten.
Wäre nun weder die Insitution des Staates noch die des Priestertumes des Alten Bundes an dem Karfreitagsereignis beteiligt, wäre Jesus einfach nur einem Lynchmord zum Opfer gefallen, dann wäre dies ein reines privates Unglück Jesu gewesen ohne eine seine Person transzendendierende Bedeutung. Nur seine Auferstehung hätte dann eine, aber welche? Nur die, daß Gott einen Gelynchten zu einem neuen Leben erweckt hätte.
Durch den Staatsdiener Pilatus bekommt Jesu Tod nun aber eine besondere Bedeutung: Im Namen des Staates, der für die Gerechtigkeit zuständig ist, so lehrt es uns der Apostelfürst Paulus, daß er für die Bestrafung der Sünder zuständig ist, wird die verhängte Todesstrafe zu einer Frage, die in dem Vorstellungsraum des Rechtes,der Gerechtigkeit zu stellen und zu respondieren ist. Die theologische Antwort ist nun paradox; Einerseits hat hier der römische Staatsdiener einen, ja den einzig völlig Schuldlosen zu Tode verurteilt und das obzwar Pilatus selbst dessen Unschuld erkannt hatte und andererseits hat er hier den zu Tode verurteilt, der alle Schuld aller Menschen auf sich genommen hatte, sodaß keiner ein so großer Sünder war wie er. Der Staatsdiener verurteilte so genau den, der dies verdient hatte.
Der römische Staat maßte sich nun hier nicht etwas an, was ihm nicht zukäme, nein Jesus Christus sagt ausdrücklich zu Pilatus: Du als Staatsdiener hättest keine Vollmacht über mich, mich zu Tode zu verurteilen oder mich freizusprechen, wenn du diese Vollmacht nicht von Gott selbst erhalten hättest. Die (römische)Staatsgewalt ist also allein dadurch legitimiert, daß der alleinige Herr über alle Menschen dem Staat das Recht zugeteilt hat, Gericht zu halten und so auch Menschen zu Tode verurteilen zu dürfen. In der Amtsperson des Pilatus tat so der römische Staat das, wozu er nach Gottes eigenem Willen da ist. Jesus wurde so um der Gerechtigkeit willen zu Tode verurteilt, er, der alle Schuld von uns Menschen auf sich selbst genommen hatte.
Der Hohepriester ist nun im Besonderen für die Darbringung des Sühnopfers für das Volk zuständig. Durch seine Beteiligung wird die Tötung Jesu zu einem kultischen Opfer, durch das eine Versöhnung Gottes mit den Menschen erwirkt werden soll. Ein nur gesteiniger Jesus wäre nur ein Opfer eines Lynchjustizaktes, aber da nun der Priester des Alten Bundes hier mitwirkte, er veranlaßte die Auslieferung dieses einen, um einen großen Schaden von dem jüdischen Volke abzuwehren und wirkte so ganz im Sinne seines Amtes. Durch ihn erst wird der zu Tode Verurteilte zu dem Sühnopfer, dargebracht Gott für die vielen Sünden der Menschen. In diesem Opferakt erfüllte sich so die Bestimmung des Priestertumes des Alten Bundes. Jesus ist ja nicht gekommen, um den Alten Bund zu nichten, sondern um ihn zu erfüllen. Darum mußte auch der Amtspriester dieses Bundes an der Hinrichtung Jesu teilnehmen, damit sein Tod auch wirklich ein Sühnopfer wurde. Jesus war eben nicht einfach das Opfer eines Justizirrtumes, nicht das Opfer einer aufgehetzten Menschenmenge , sondern das von dem Hohepriester dargebrachte Sühnopfer!
Erst wenn die Tötung Jesu Christi in diesen zwei Sphären des Staates und des Priestertumes des Alten Bundes eingezeichnet und von daher gedeutet wird, kann es in seiner wahren Bedeutung begriffen werden,
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