Donnerstag, 17. April 2025

„Gründonnerstag: Das letzte Abendmahl“ - was wird daraus in glaubensschwachen Zeiten ? Eine Kritik dieser Liturgie!

 

Gründonnerstag: Das letzte Abendmahl“ - was wird daraus in glaubensschwachen Zeiten ? Eine Kritik dieser Liturgie!



Daß die Kirche am „Gründonnerstag“ das letzte Abendmahl Jesu feiert und dabei das Fußwaschritual vollzieht, wie es Jesus Christus nach dem Zeugnis des Johannesevangeliumes selbst praktiziert hatte, das gehört zur Tradition der Kirche und ist somit auch in Ordnung: Katholisch ist das, was die Kirche zu allen Zeiten und allen Orten gelehrt und praktiziert hat. Kann aber etwas an sich Richtiges am falschen Ort oder zur falschen Zeit praktiziert zu etwas Falschem werden? Welche Mutter würde bestreiten, daß für das Sichwohlbefinden ihres Kindes die Einnahme von einer Portion Speiseeis von Nöten ist, auch wenn die Mutter dann nicht jedes Mal dem Kinderwunsch: „Eis!, Eis!“ nachkommen wird. Aber wenn das Kind dann mit zur Sonntagsmesse genommen wurde, welche Mutter gäbe ihrem Kinde während der hl. Messe ein Eis zum Essen oder irgendeine sonstige Süßigkeit? Das an und für sich Richtige würde so zu etwas völlig Deplacierten und Falschem.

Könnte das auch für die Praxis des Gründonnerstages gelten? Der Begriff des „Letzten Abendmahles“ suggeriert ja, daß Jesus schon vielmals ein Abendmahl mit wem eigentlich, mit seinen Schülern oder als Gast bei?, eingenommen hätte und nun sein letztes, da er danach am Kreuze sterben würde und darauf nicht mehr zu Abend essen würde. Der Begriff des Abendmahles bezeichnet nämlich nichts anderes als ein Abendessen, das zu mehrt eingenommen wird und das sagen wir mal etwas üppiger ausfällt, als wenn es nur eine Wurstsemmel und ein Glas Bier dazu gäbe. Das Eigentliche, daß hier Jesus Christus zum ersten Mal die Eucharistie feierte, ja dieses Sakrament überhaupt erst einsetzte, verschleiert dieser Begriff völlig. Eine Kontinuität wird hier suggeriert, wo etwas völlig Neues entsteht: die Kultfeier der Kirche.

Wer nahm den an den vielen Abendmählern Jesu teil? Zwei Antworten sind darauf möglich: Entweder nur seine Schüler oder wenn unter diesen Begriff auch die Abendessen subsumiert werden, zu der Jesus eingeladen worden ist, auch die ihn Einladenden und welch eine Provokation auch die Sünder und Zöllner, mit denen er zusammen gespeist hatte. Zur ersten Eucharistiefeier hatte er dagegen nur die 12 Apostel eingeladen, nicht seine Schüler und Schülerin, welch ein grober Verstoß gegen die hl.Prinzipien der Egalität und der Geschlechtergerechtigkeit und auch nicht seine Freunde. Jesus hat gewiß den ihn verraten werdenden Schüler nicht als seinen Freund angesehen, denn er wußte ja, wer sein Verräter sein wird.Diese 12 Apostel hat er dann gar noch zu Priestern geweiht, damit sie dann in der Kirche die Eucharistie zelebrieren können.

Damit stehen wir vor dem zweiten gravierenden Problem des Begriffes des Abendmahles: Wer assoziiert schon mit diesem Begriff den des Kultopfers? Das Eigentliche der Eucharistie ist aber, daß diese Feier an die Stelle des jerusalemischen Tempelopfers tritt: Die Urgemeinde verläßt somit die Ordnung des Alten Bundes mit seinem Zentrum, dem Kult des jerusalemischen Tempels, indem der Herr seiner Kirche die Ordnung des Neuen Bundes, das hl.Meßopfer einstiftete. Seit der Reformation wird der Begriff des Abendmahles gegen die Lehre der Kirche über die Eucharistie, daß ihr Eigentliches die Darbringung des Opfers Jesu Christi ist, instrumentalisiert: Es handle sich dabei nur um ein heiliges Essen und auf keinen Fall um eine kultische Opferfeier. Deswegen, da es sich nur um eine Mahlgemeinschaft handle, könnten und dürften an ihre keine Priester teilnehmen, gar dieser Feier vorstehen. Denn die Alleingenügsamkeit des einen Sühnopfers Jesu Christi verböte der Kirche jede weitere Opferhandlung und somit auch die Existenz von Priestern. Wo nicht mehr Gott geopfert wird, da kann es kein legitimes Priestertum mehr geben. Jesus könne so unmöglich Schüler zu Priestern geweiht haben1.

In glaubensstarken Zeiten hat die Kirche trotzdem von dem „Letzten Abendmahl Jesu Christi“ sprechen können, da sie darauf vertrauen konnte, daß die Gläubigen das Eigentliche dieses Abendmahles verstünden und auch bejahten. Aber das wird man heute so nicht mehr voraussetzen können: In Folge der Ökumene verdunstet doch gerade das Verständnis und die Zustimmung zum spezifisch Katholischen, daß halt wir Christen doch alle irgendwie das Gleiche glaubten, was einhergeht mit dem Verzicht auf das Katholische: Hauptsache, wir begehen gemeinsam das Abendmahl, die dogmatischen Differenzen möge man doch bitte als sophistische Spitzfindigkeiten ablegen.

Das Johannesevangelium stellt nun jeden aufmerksamen Leser bezüglich der Causa der Eucharistie vor ein gravierendes Problem:Warum expliziert Jesus in dem 6.Kapitel des Evangeliumes seine Eucharistielehre,(6,22-71) und nicht kurz vor dem Karfreitag, wie es die anderen Evangelien praktizieren und positioniert dann den Ritus der Fußwaschung dahin, wo eigentlich die Einsetzung der Eucharistie gehörte? Da dies Evangelium die Eucharistielehre in dem 6.Kapitel placierte, füllte es die so entstehende Lücke mit dem Fußwaschungsritual. Die Intention dieser Verortung der Eucharistie in das 6.Kapitel erklärt sich aus der Besonderheit des johanneischen Verständnisses der Eucharistie: Dies betont das Woher der hl.Speise der Eucharistie als das sie Qualifizierende. Nicht die Speisen von „unten“ sondern nur die von „Oben“ könne uns Menschen das wahre Leben, das ewige erwirken. Jesus ist unser Erlöser als der vom Himmel Herabgekommende, der uns zurückführen will in die himmlische Heimat. Er speist uns mit einer Himmelsspeise, der wahren, nicht mit dem Manna der Wüste, damit wir dadurch einen Anteil an dem himmlischen Leben hier auf Erden schon bekommen:unser ewiges Leben. Wegen dieses Verständnisses, das Heil kommt von „Oben“, vom Himmel positioniert das Evangelium in das 6.Kapitel, da es nicht primär die Heilskraft der Eucharistie von der Kreuzigung Jesu Christi her thematisiert.

Die traditionelle Gründonnerstagsliturgie stellt nun das Fußwaschungsritual in den Vordergrund, das ursprünglich Johannes hier eingesetzt hatte, da er die Eucharistie schon im 6.Kapitel exponiert hatte, also als ein Surrogat für die Einsetzung der Eucharistie. Für glaubensschwache Zeiten muß das fatale Folgen zeitigen: Das Eigentliche der Eucharistie wird verdrängt durch dies Ritual, das dann leicht popularisiert werden kann zur Aufforderung, daß jeder seinem Nächsten dienen solle, indem er ihm Gutes tue.Der Auflösungstendenz der christlichen Religion in einen moralistischen Humanitarismus stärkt diese liturgische Ordnung in glaubensschwachen Zeiten.Papst Franziskus Vorliebe, am Gründonnerstag in Gefängnisse zu gehen, um den dortig Einsitzenden dann diesen Liebesdienst zu erweisen, forciert nun noch diese Säkularisierungstendenz. Es ist wohl eine erlaubte Kritik, daß die Einfügung des Rituales der Fußwaschung einem defizitären Verständnis der johanneischen Theologie verschuldet ist, daß da die Bedeutung des johanneischen Dualismuses von „Oben“ und „Unten“ nicht hinreichend erfaßt wurde2.

 

Zusatz:

Die Propaganda des Antikleikalismus verstärkt dann noch die Tendenz, am Gründonnerstag daran zu erinnern, daß Jesus Christus selbst da das Priesteramt in seiner Kirche eingeführt hat und daß so dies "letzte Abendmahl" eine Opferfeier, die des neuen Bundes war und ist.

















1Wenn Luther dann aber doch von einem allgemeinen Priestertum aller Gläubigen schreibt, so vernutzt er diesen Begriff nur in der negativen Intention der Abschaffung des Amtspriestertumes, ohne dabei mitzubedenken, daß wegen seiner Kreuzestheologie es in der Kirche überhaupt kein Priestertum mehr geben dürfe.

2Es ist das Verdienst des Exegeten R.Bultmann, die Bedeutung dieses Dualismus erfaßt zu haben, darum empfehle ich diesbezüglich seine Kommentare zum Johannesevangelium und seine „Theologie des Neuen Testamentes“ weiterhin gern trotz seines völlig inakzeptablen Entmythologisierungsprogrammes. Bultmann arbeitet dabei das sakramentalistische Verständnis der Taufe und des Abendmahles im Johannesevangelium in bestechender Klarheit heraus, um dann diesen Sakramentalismus zu delegitimieren durch seine These, dies Sakramentenverständnis gehöre nicht zum Urspünglichen sondern sei eine nachträgliche Einfügung einer „kirchlichen Redaktion“,die die Theologie des Johannes nur korrumpiere.

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