Eine (fast)vergessene Glaubenswahrheit – man erwähnt sie nicht mehr und entwahrheitet sie so?
Bestimmte heilig Gesprochene gelten einem linksliberalen Katholiken als so daneben gegriffen, daß man ihre Heiligsprechung als ungültig erklären möchte, indem man diesen einfach nicht mehr erwähnt. So wird wohl zumindest in Deutschland mit dem heilig gesprochenen Gründer des Opus Dei verfahren, wohingegen D.Bonhoefer geehrt wird, als wäre er ein Heiliger und anerkannter Kirchenlehrer.
Daß man an der im apostolischen Glaubensbekenntnis bekannten Jungfräulichkeit Mariens Anstoß nimmt und dann lieber von der jungen Maria spricht, ist eine leider weit verbreitete Praxis, weniger bekannt und wohl sehr viel erfolgreicher wird nun die Verdrängung dieser Glaubenswahrheit:“Jesus Christus ist hinabgestiegen in das Reich des Todes“, (Katechismus der Katholischen Kirche 632-635).
In Nr.633 schreibt der Katechismus, daß die hl. Schrift „den Aufenhaltsort der Toten,zu dem Christus nach dem Tode hinabgestiegen ist, „Hölle“,“Scheol“ oder „Hades“. Man könnte so fragen, ob „in das Reich des Todes“ eine angemessene Übersetzung des: „descendit ad inferos“ ist, da infernus eigentlich „unterirdisch“ im Sinne von „Unterwelt“ meint. Sehr angemessen erklärt dann Nr 633 diesen Ort als dem, wo „diejenigen, die sich darin aufhielten“;der Anschauung Gottes entbehrten. Irritieren muß nun aber die Tatsache, daß diese so gewichtige Aussage im großen Glaubensbekenntnis nicht mehr enthalten sein: Sollte man bei der Ausformulierung dieses Glaubensbekenntnisses schon Probleme mit dieser Glaubenswahrheit gehabt haben?
Wie erklärt nun der Katechismus diese Glaubenswahrheit? „Jesus ist nicht in die Unterwelt hinabgestiegen,um die Verdammten daraus zu befreien,und auch nicht,um die Hölle,den Ort der Verdammung aufzuheben,sondern um die Gerechten zu befreien,die von ihm geliebt werden.“ Es wird dann noch zustimmend der Römische Katechismus so zitiert: „Die Seelen der Gerechten,die in Abrahams Schoß das Heil erwarteten, hat Christus der Herr bei seinem Abstieg in die Hölle befreit.“
Diese Aussage ist nun mehr als absurd, denn wie kann man den Schoß Abrahams identifizieren mit dem Ort der Hölle! Wer Lukas 16,19-31 liest, kann unmöglich auf die Idee kommen, daß Lazarus nach seinem Tode in der Hölle, der Unterwelt weilte, als er im Schoße Abrahams saß und nicht in der Hölle wie der Reiche.Gravierender aber ist doch, daß Jesus Christus von sich selbst aussagt, daß er gekommen sei, die Sünder zu retten und daß er so nicht zu den Gerechten, den Gesunden als ein Arzt gesandt worden ist.
Der 1.Petrusbrief 3,19 lehrt so: „So ist er auch zu den Geistern gegangen,die im Gefängnis waren,und hat ihnen gepredigt.“ Im Vers 6 des 4,Kapitels wird dann klargestellt, was hier unter den „Geistern“ zu verstehen ist: „Denn auch Toten ist das Evangelium verkündet worden“.Die Geister sind also die Seelen der Verstorbenen in der Unterwelt und sie sind nicht in Abrahams Schoß. Diese Seelen werden nun näher bestimmt: Diese waren einst ungehorsam, als Gott in den Tagen Noachs geduldig wartete, während die Arche gebaut wurde; in ihr wurden nur wenige,nämlich acht Menschen gerettet“. (V 20). Diese Seelen waren also so sehr gegen Gott ungehorsam gewesen, daß Gott sie mit dem Tode bestraft hatte. Also können sie auf keinen Fall als Gerechte angesehen werden. Die Intention dieser Petrusaussage ist ganz und gar gegenteilig: Selbst denen, die so schwer gesündigt hatten wider Gott, ermöglicht der Sohn Gottes durch seine Predigt eine Rettung, wenn sie dann das Evangelium annehmen.
Wie redet denn dagegen die heilige Schrift von den Gerechten im Alten Bund? Hennoch und der Prophet Elia wurden von Gott direkt in den Himmel aufgenommen, sie gingen gar in das ewige Leben ein, ohne zu sterben. Moses konnte auf dem Berg der Verklärung Jesus erscheinen, mit ihm sprechen, obzwar er schon längst verstorben war. Wäre er in dem Gefängnis der Unterwelt eingespert, dort wartend auf die Erlösung durch das Hinabsteigen Jesu in dies Gefängnis, er hätte Jesus nicht auf dem Berge der Verklärung erscheinen können, auch nicht zusammen mit Elia! Es gibt also Gerechte im Alten Bund, die nicht in der Unterwelt des Todes weilten, bis sie dann erst durch die Höllenfahrt Jesu aus dieser Unterwelt heraus gerettet wurden, sondern schon im Himmel waren, wie auch Abraham. Theologisch muß geurteilt werden, daß diese vor Gott nicht als gerecht beurteilt worden sein konnten, wenn Gott ihnen nicht die Verdienste Jesu Christi zugerechnet hätte, aber so waren sie dann auch vor Gott gerecht, da er ihnen die zukünftigen Verdienste zugerechnet hatte.
Offenkundig bereite diese Petrusaussage der Theologie schon früh große Probleme, obgleich sie doch sorgfältig gelesen klar und eindeutig ist. Heutigen Tages ist diese Petrusstelle aber völlig inakzeptabel geworden: Schon allein die dualistische Anthropologie, daß der Mensch ein Zusammengefügtes aus einer Seele und einem Körper ist1, sodaß der Tod die Auflösung dieser Zusammensetzung ist, daß der Leib beeerdigt wird und die Seele getrennt davon in den Himmel, in das Fegefeuer oder in die Hölle kommt. Außerdem sei Gott ja die Liebe, sodaß alle Verstorbenen, mit ganz wenigen Ausnahmen, obschon sich jetzt die Hölle mit Putin-Verstehern, Trumpanhängern und AfDlern anfüllt, bei Gott oder gar in Gott, Zwar ist die Lehre vom Ganztod eine protestantische Erfindung, daß der Mensch ganz stürbe, es also keine unsterbliche Seele ihm zu eigen sei, sodaß Gott ihn in seinem Endgericht ganz neu erschaffen wird, aber wie alles Protestantische von katholischen Theologen enthusiastisch rezipiert worden, isb unter dem Banner der Entplatoniserung der Theologie.2 Jesus konnte so, ist er in das Reich des Todes hinangestiegen da auf keine Seelen stoßen, denen er dann gar noch das Evangelium hätte predigen können. Für eine solche vulgärmaterialistische Anthroplogie kann es keine Seelen in der Unterwelt geben, die Jesus dann hätte befreien können.
Diese Glaubenswahrheit ist so nun endgültig für die modernistische Theologie inakzeptabel geworden und so stellt man sie in die Rümpelkammer der Theologiegeschichte. Aber von Anfang an bereitete diese Aussage der Theologie Probleme, vergleichbar denen, die Paulus Ja zur Taufe zugunsten von schon Verstorbenen bereitet: Könnten wir Menschen etwa auf Erden so leben, wie es uns gefällt, wenn es für uns dann im Jenseits noch eine Rettungsmöglichkeit gäbe, daß wer sich für den so gelebt habenden Verstorbenen taufen läßt oder daß ihm dann nach dem Sterben noch Jesus Christus begegnen werden würde, um ihn dann noch zu retten.
1Ich hege den Verdacht, daß die von Johannes Paul II so bevorzugte personalistische Philosophie antidualistischen Tendenzen gefördert hat.
2Vgl dazu: Ernst Jüngel: Der Tod. Tatächlich können aber die Aussagen der Bibel über das postmortale Dasein nicht verstanden werden ohne eine sogeartete dualistische Anthropologie.
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