Mittwoch, 21. Oktober 2015

Der Gutmensch

"Wer nicht so will wie ich, ist böse und zu verteufeln, am besten als Nazi, denn was gut ist, weiß allein ich" - diese feinsinnige Beschreibung des Gutmenschen verdanken wir "Wikimannia" zum Thema des Gutmenschen. Es klingt gut, aber läßt doch viele Fragen offen! Wie kommt es denn bei so viel scheinbarem Individualismus, der Betonung des "Iches" zu so viel Übereinstimmung, daß eben die Gutmenschen in allem eins sind, wenn es um das Feindbild geht, daß eben alle Gutmenschen Abtreibung gut finden(so der angeführte Artikel) und für die Willkommenskultur sind? Dieses sich so willkürlich gebärende Ich scheint faktisch eher ein Medium zu sein, das das Gerede der Massenmedien unreflektiert einfach, wie empfangen, so auch aussendet. Es weiß ganz genau, wo die Guten und wo die Bösen sind, indem es böse einfach mit rechts gleichsetzt. Was nun genau rechts ist, ist akademisch-wissenschaftlich gefragt, nicht so leicht zu definieren, aber für das Alltagsleben reicht es, wenn man sagt: alles ist rechts, was nicht links von der Politik von der Bundeskanzlerin Merkel ist.Merkel selbst bildet sozusagen den Extremwert des Tolerablen.
Die Intoleranz allem rechten Denken gegenüber ist dabei die höchste Tugend des Gutmenschen. Es bedarf keiner Argumente, es reicht, etwas als rechts zu bewerten, um es zu verteufeln. Nun ist dies kein Novum in der Geschichte Deutschlands. Für historisch Interessierte sei an die Demagogenverfolgung Anfang des 19. Jahrhundertes erinnert, ausgelöst durch die Ermordung des Schriftstellers August von Kotzebue  durch den Burschenschaftler Sand. Alles, was national und liberal dachte, wurde nun verfolgt. Die Karlsbaderbeschlüsse gingen ein in die Geschichte der Triumphe der Intoleranz gegen das freie Denken. Jetzt ist das Lieblingshaßobjekt nicht mehr Studentenverbindungen sondern die PEGIDA-Bewegung und alle anderen nationalen Bewegungen-  und damit erweist sich auch die Kontinuitätslinie vom Anfang des 19. Jahrhundertes zu unserem 21. Jahrhundert!  Die Obrigkeit ruft zum Kampf gegen alles Oppositionelle auf, die Massenmedien stimmen mit ein in den Kampf gegen Rechts, man denke nur an das Vorzeigeblatt der politischen Korrektheit, die Bildzeitung mit ihrem Aufruf: Nazis ausrotten! und Heerscharen von Gutmenschen folgen diesem Tagesbefehl.  Der Gutmensch ist somit eigentlich mitnichten eine Manifestation individualistischen Anarchismus: ich allein bestimme, was wahr ist!, sondern der Musterschüler des Willens zur Unterordnung in das, was offiziell als das Gute und Wahre bezeichnet wird. Ganz mit den Mächtigen in der Politik, der Wirtschaft und den Medien eins sein, das ist der stärkste Antrieb des Gutmenschen. Es ist wie ein Aufstand gegen die Zumutungen einer postmodernen pluralistischen Gesellschaft, daß es nun nur noch die Guten und die Bösen geben darf und man selbst allein um der Verachtung der Bösen willen schon zu den Guten gehört. Wenn Courage die Tugend ist, für seine persönliche Überzeugung einzustehen,so ist der Gutmensch der, der sich im Meer der kollektiven Vorurteile badet und darin sich beheimatet weiß, stets mit den Wölfen mitzuheulen. Dieser klare Dualismus von Gut und Böse, und der Ausschluß des Tragischen, daß Böses um des Guten willen getan werden muß in extremen Situationen, gibt der Gutmenschbewegung fast so etwas wie eine religiöse Qualität. Man kämpft ja- fast schon vormodern und voraufklärerich- gegen das Böse schlechthin. Das war einst der Teufel, aber nach dem der abgeschafft wurde, und man feststellte,daß man doch nicht ohne eine Verkörperung des absolut Bösen auskam, stieg ja Hitler als Ersatzteufel auf, der dann in seinen unendlich vielen Reinkarnationen fast schon so allgegenwärtg ist wie einst der Leibhaftige. Und so kämpft unser Gutmensch mit wahrer Inbrunst gegen alles Rechte . Denn eigentlich glaubt er mehr an das Böse in dem Feind als an das Gute.  
Eines scheint wahr zu sein, daß der Mensch so sehr religiös veranlagt zu sein, daß wenn ihm die offizielle Religion verlorengeht, er unweigerlich nach Surrogaten sucht. Der Gutmensch ist so gesehen ein solches Religionssurrogat, sagt es ihm doch genau, was er zu denken und zu tun hat, um ein wirklich guter Mensch zu ein in einer Welt. in der es nur die Guten und die Bösen gibt. Und das Gute beweist sich dann gerade in seiner Intoleranz dem Bösen gegenüber. 
Nun ist diese Gutmenschbewegung selbstredend in Deutschland nicht in einem luftleeren Raum entstanden. Den Anfang bildete das Urteil, daß Hitler der deutscheste aller deutschen Politiker war,der nur realisiert habe, was eigentlich alle Deutschen seit der ausländerfeindlichen Tat Hermann des Cheruskers nur in ihrem tiefsten wollten. Deshalb könne es keine erfolgreiche Entnazifizierung der Deutschen geben, ohne daß dies eine Entdeutschung der Deutschen wäre. Dieses westliche Entnazifizierungskonzept stand nach dem verlorenen 2.Weltkrieg das sowjetische gegenüber, daß Hitler nicht ein deutsches Ereignis sei, sondern eines der reaktionärsten Kräfte des Imperialismus, des deutschen, und so diese Kräfte der Großindustrie und ihre Verbündeten zu entmachten seien. Stalins Ausspruch, daß die Hitlers kommen und gehen, das Deutsche Volk aber bleibe, ist eben die Antithese zu der Vorstellung, daß solange es das Deutsche Volk als deutsches noch gäbe, Hitler immer wieder möglich sei als urdeutsches Ereignis.   Aus dieser differenten Einschätzung des Ereignisses Hitler resultiert heute noch der Dualismus von dem Helldeutschland (dem westlich entnazifizierten Deutschland) und dem Dunkeldeutschland, dem nicht antinational entnazifiziertem Ostdeutschland. Und die Gutmenschen von heuer sind eben die sich ganz und gar mit der westlichen Entnazifizierung und Umerziehung identifizierenden (West)Deutschen, denen das Deutsche das Böse schlechthin ist.    

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