Montag, 6. Juni 2016

Jüdische Rundschau: Muslimischen Terror nicht als Taten von Wahnsinnigen abtun

Kath net berichtete am 5.6. des Jahres über einen Kommentar der jüdischen Rundschau. Kritisiert wird in der Rundschau die Tendenz, terroristische Handlung als Tat von psychisch Erkrankten darzustellen, um so jede Verantwortlichkeit der islamischen Religion für solche Taten auszuschließen.Befremdlich, denn wenn es sonst um weltanschaulich eingebundene Täter geht, wird stets ihr ideologischer Hintergrund als Tatmotiv vermutet. Nur beim Islam soll das anders sein.
Nun könnte man dies auf ein Vorurteil gegenüber Religionen begründet sehen, dem Vorurteil, daß für Menschen, aus welchen Motiven und Gründen sie sonst wohl andere Menschen zu töten bereit sind und es auch tuen,  eine Religion aber niemals ein Grund zum Töten sein könne. Entweder, weil in unseren postmodernen Zeiten niemand eine Religion so ernst nähme, daß er aus religiösen Gründen töten würde oder daß es eben dem Wesen der Religion widerspräche. aus religiösen Motiven heraus zu töten. Nur wird man doch fragen müssen, ob dies Religionsverständnis nicht ein spezifisch europäisches ist, das sich aus dem kontingenten Ereignis des innerchristlichen Religionskrieges im 17. Jahrhundert speist. Kontingent soll hier heißen, daß es nicht ein aus dem Wesen der christlichen Religion notwendig sich ergebendes Ereignis war, der innerchristliche Religionskrieg, der zur Pazifzierung der christlichen Religion führte,sondern daß die Reaktion auf den religiösen Krieg den Imperativ aus sich heraussetzte, die christliche Religion so umzuformen, daß sie kein Quellgrund von Gewaltanwendung  mehr sein kann. Die Aufklärung domestizierte so die Religion, indem sie alle Kontroversfragen zwischen den christlichen Confessionen als für das Heil des Menschen als gleichgültg entwertete. Und was noch wesentlicher ist, daß man aufklärerisch lehrte, daß Gott die Confession und Zugehörigkeit selbst gleichgültig sei- Hauptsache der Mensch lebe vernünftig anständig, denn mehr verlange der aufgeklärte Gott nicht. Erst im Lichte dieser aufklärerischen Umformung gelang es, die christliche Religion vollständig zu domestizieren. Eine so domestizierte Religion kann dann auch nicht mehr Menschen zu Gewaltanwendungen im Namen der Religion verführen. Nur, das ist das Produkt einer kontingenten Geschichtsentwicklung der christlichen Religion. Der Islam ist dagegen eine nicht domestizierte Religion und so in ihrer Archaik auch offen für eine Motivierung zum Töten von Menschen aus rein religösen Gründen. Nur ein europäischer Zentrismus wird glauben, daß jede Religion der Welt so sein müsse wie die durch die europäische Aufklärung domestizierte Religion. Daß aber eine Religion aufgeklärt wird, ist kein dem Wesen der Religion notwendiges Moment seiner Entwicklungsgeschichte. 
Daß die praktzierte Gewalt im Namen der islamischen Religion gar nichts mit dieser Religion zu tuen habe, entspringt so mehr dem Wunschdenken als einer realistischen Kenntnis des Islams. So wie Clausewitz den Krieg als Mittel der Politik begriff, daraus den Primat der Politik über den Krieg ergründete, so rein zweckrational scheint man auch in der islamischen Religion die Frage: ist Gewalt legitim für religiöse Zwecke? zu bedenken. Und es drängt sich ja der Eindruck auf, daß gerade die praktizierte Militanz im Namen des Islams dieser Religion in Europa Respekt verschaffen hat: Man fürchtet seine Militanz und ist so bereit, dieser Religion entgegen zu kommen!   

Zusatz: Ein möglicher Einwand könnte nun lauten, daß die christliche Religion von Natur aus Gewalt im Namen Gottes ablehne im Gegensatz zum Islam, da dort schon der Gründer selbst Religionskriege führte. So plausibel das auch auf den ersten Blick klingen mag: Ein Blick in das Königsideal des Alten Testamentes zeigt, daß gerade Könige, die militant für den Jahweglauben sich einsetzten positiv gewertet werden! So tötete der Reformkönig Joschia alle Falschpriester (2. Könige 23, 20)und gilt als einer der frömmsten Könige Israels, weil er seine Regierung ganz nach dem Willen Gottes ausrichtete. (2. Könige 23, 25). Das Urchristentum, weit entfernt von der Staatsgewalt und in Distanz zu den militanten jüdischen Befreiungsbewegungen, den Zeloten, sagte dann ursprünglich Nein zur Gewaltanwendung für religiöse Ziele, aber als ihm dann der Staat zum Coopertionspartner wurde, erinnerte man sich an das Königsideal des Alten Testamentes und sah es dann doch als legitime Möglichkeit, daß der Staat mit seiner Schwertgewalt für die Kirche streite.                                 

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