"Darum sage ich [Jesus Christus] euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen." (Math 5,20)Augenfällig ist hier das quantitative Verständnis von Gerechtigkeit. Man kann also mehr oder weniger gerecht sein;nicht gilt, daß man entweder gerecht oder nicht gerecht ist. Eine Alltagspraxis mag uns dies veranschaulichen: Wenn ich in ein Kino gehen möchte, muß ich beim Einlaß eine Kinoeintrittskarte vorzeigen, habe ich sie, werde ich eingelassen, habe ich sie nicht, darf ich nicht eintreten. Wenn ich die Kinokarte aber kaufe, muß ich den Eintrittspreis bezahlen. Wenn ich nun zu wenig Geld habe, kann ich die Karte nicht kaufen, mein Geld reicht nicht. So verhält es sich nach Jesu Bergpredigtlehre auch mit der Gerechtigkeit, die von Nöten ist, um in das Reich Gottes eingehen zu dürfen.
Damit sagt Jesus: Die Gerechtigkeit der Schriftgelehrten und Pharisäer reicht nicht aus, um ins Reich Gottes eingelassen zu werden. Oder es müßte so gedeutet werden, daß die Gerechtigkeit der Schriftgelehrten und Pharisäer zwar für sie ausreiche, um ins Reich Gottes eingelassen zu werden, von den Anderen wird aber ein Mehr an Gerechtigkeit verlangt. Das wäre so, als stünde an der Kinokasse angeschlagen: Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger erhalten eine 30 prozentige Ermäßigung, aber nur sie. Aber für so einen Sonderstatus der Pharisäer und Schriftgelehrten gibt es im ganzen Matthäusevangelium keinen Hinweis.
Aber genau ein solcher Sonderstatus wird nun im christlich-jüdischen Dialog für alle Juden eingeklagt, daß sie, einfach in der jüdischen Religion die Gerechtigkeit erlangen können, sodaß sie ins Reich Gottes eingehen können. Dann müßte ein Jude in der jüdischen Religion lebend, sie praktizierend eine so große Gerechtigkeit erlangen können, die weit größer ist als die der Pharisäer und der Schriftgelehrten, ohne daß sie die Lehre der Gerechtigkeit Jesu Christi befolgen bräuchten. Also hätte Jesus Christus zu den Juden unter seinen Hörern sagen müssen: Glaubet nicht an mich, sondern bleibt allein Mose und den Propheten treu und gehorsam, dann werdet ihr die Gerechtigkeit erlangen, die weit größer ist als die der Pharisäer und Schriftgelehrten, sodaß ihr dann in das Reich Gottes eingehen werden dürft.
Nur, warum verkündete Jesus Christus das nicht. Er hätte das nur verkünden können, wenn ein Jude Mose und den Propheten gehorsam sein könnte, ohne daß er an Jesus als den Messias Israels glaubt. Nur dann gäbe es zwei Wege des Heiles, den für die Juden, die ohne die Gerechtigkeit Jesu Christi allein Mose und den Propheten gehorchend die zum Eintritt in das Reich Gottes nötige Menge an Gerechtigkeit erreichen könnten und den für die Heiden, die durch Jesus Christus die nötige Gerechtigkeit erlangen können. Aber Jesus Christus lehrt eindeutig: "Wenn ihr Mose glauben würdet, müßtet ihr auch mir glauben; denn über mich hat er geschrieben." (Joh. 5,46). Nur wer an Christus glaubt, glaubt auch Mose! So ist die jüdische Religion nicht nur das Produkt des Neinsagens zu Jesus Christus, sondern sie sagt auch Nein zu Mose und den Propheten.
Wie soll nun aber in einer Religion, die Nein zu Mose und Jesus Christus sagt, eine Gerechtigkeit erlangt werden können, die so groß ist, daß sie zum Eintritt in das Reich Gottes gereicht? Darauf findet sich im christlich-jüdischen Dialog keine Antwort. Es wird einfach das von Jesus Christus Offenbarte ignoriert und die christlichen Dialogpartner urteilen, daß die Juden allein in ihrer Religion ohne ihren Messias Jesus Christus das Heil erlangen können! Jesus Christus ist eben für die Juden überflüssig und was er über sie sagte, da irrte der Sohn Gottes eben!
Und wozu das Ganze? Nur, damit die jüdische Synagoge eine Monopolstellung über alle Juden einnehmen kann, daß nur sie da religiös tätig werden darf unter Ausschluß jeder religiösen Konkurrenz! So darf eben einem Juden (im ethnischen Sinne) nicht die christliche Religion zum Glauben dargelegt werden von Christen, weil es das Privileg der Synagoge ist, Juden religiös zu unterweisen, auch die Nichtgläubigen unter den Juden. Diesen Monopolanspruch erkennt nun faktisch die Katholische Kirche an um des Friedens mit der Synagoge willen: Die Wahrheit, Jesus Christus ist für Euch Juden nicht zuständig! Das ist die Substanz des christlich-jüdischen Dialoges.
Corollarium 1
Da die Aussage, wenn eure Gerechtigkeit nicht größer ist als die der Pharisäer und Schriftgelehrten, ihr nicht eingehen könnt in das ewige Leben, eine Drohbotschaft ist, wird sie wohl im Geiste von: Wir sind Kirche aus dem Evangelium zu streichen sein
Corollarium 1
Da die Aussage, wenn eure Gerechtigkeit nicht größer ist als die der Pharisäer und Schriftgelehrten, ihr nicht eingehen könnt in das ewige Leben, eine Drohbotschaft ist, wird sie wohl im Geiste von: Wir sind Kirche aus dem Evangelium zu streichen sein
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