"BERLIN. AfD-Chefin Frauke Petry sieht die Asylpolitik als Folge
deutscher Schuld- und Minderwertigkeitskomplexe. „Ich glaube, daß die
Willkommenskultur der Ausdruck eines tiefer gehenden Problems mit der
eigenen Identität ist“, sagte die Partei-Vorsitzende der
Nachrichtenagentur dpa." (Junge Freiheit: Petry: Schuldkomplex ist Grund für Willkommenskultur, 21.6. 2016). Setzt man vor "Grund" ein "ein", dann hat hier die Parteivorsitzende der AfD den Nagel auf den Kopf getroffen. Frägt man nach den Ursachen Deutscher Minderwertigkeitskomplexe, man fände dafür schon zu Zeiten Goethes Anhaltspunkt in der damals virulenten Frage: Was soll denn eine Deutsche Kultur an Bedeutung haben können angesichts der Größe der Griechischischen Hochkultur? Die Begeisterung für das antike Griechenland ließ das Deutsche klein und minderwertig erscheinen. Und wie lange war es für die Gebildeten Deutschlands eine Selbstverständlichkeit, in Latein zu schreiben, und man dachte auch durch diese Sprache lateinisch. Selbst Luther verfaßte noch seine theologisch wichtigste Schrift (nach seinem Urteile): De servo arbitrio -Über den unfreien Willen- lateinisch. Und wie lange sprach man an Deutschen Höfen Franzözisch, und auch in gebildeten Kreisen, ähnlich wie in Rußland: geistvoll kulturell anspruchsvoll kommunizierte man nur Französisch! Daß das Deutsche eine wertvolle Sprache ist, diese Einsicht verdankt sich wohl der Deutschen Romantik mit ihrer Entdeckung des Volkstümlichen, der Volkssprache als etwas Wesentlichem!
Das Eigene weniger zu schätzen als das Fremde, scheint fast eine Konstante Deutschen Geisteslebens zu sein. Selbst Adolf Hitler wird nachgesagt, daß er sich mehr für die griechische Antike begeisterte als für die Urgermanen mit ihrem Wotan- und Wahalla-Glauben zur Verärgerung so manches zeitgenössischen Germanennostalgikers. Innerhalb der NSDAP gab es nämlich einen völkischen Flügel, der meinte, daß die politische Revolution 1933 nicht ausreiche, es bedürfe nun einer zweiten Kulturrevolution, in der das Deutsche Volk sich vom volksfremden Christentum emanzipiere und zu einer volksgmäßen deutschen Religion zurückfände. In diesem Kontext stehen dann Parolen wie Odin statt Christus, wie man auch heute wieder auf T-Shirts lesen kann.
Es ist aber eine tiefe Wahrheit, daß ein Defizit an Selbstbejahung den Menschen auch unfähig macht zur Bejahung des Mitmenschen. Eine traurige Wahrheit für Christen: Trifft er auf depressiv Gestimmte, auf Menschen, die nicht Ja sagen können zu sich selbst, auf Menschen, die sich selbst verneinen, so fällt da die Verkündigung: Gott liebt Dich! auf sehr unfruchtbaren Boden, denn der Mangel an Selbstbejahung verunmöglicht es dem so Gestimmten, dies als eine ihm geltende Wahrheit zu hören: Nicht bin ich liebenswürdig und so kann es auch keinen Gott geben, der mich liebt! Die Gutmenschen Deutschlands lieben so nur scheinbar die "Flüchtlinge", denn sie lieben sie nur als die Verneinung ihres eigenen Volkstumes. Und sie achten sich selbst nur, indem sie sich als sich Verneinende bejahen. Dabei verneinen sie sich nun nicht abstrakt als "Ganzes" sondern als Deutsche: Sie wollen nicht Deutsche sein! Da aber die Volkszugehörigkeit ein "charakter indelebilis" ist, eine unauflösliche Einprägung, wird so der eigene Wesenskern mitverneint im Neinsagen zu dem dem Menschen zugehörigen Volkstum.
Auf diesen wahrlich fruchtbaren Boden fiel dann die Deutsche Vergangenheitsbewältigung mit ihrem Basiscredo, daß der Deutsche, die Deutsche Kultur das Übel schlechthin ist, aus dem sich das Naziverbrecherregime herausentwickelt hat als der authentischste Ausdruck Deutscher Kultur: Alles Deutsche ist Unmoral !
Wo ein Volk sich selbst nicht bejaht, da kann es fremde Völker auch nur bejahen in der Hoffnung, daß durch sie die eigene Volkskultur, das eigene Volkstum genichtet wird. Man liebt den Anderen als die Negation des eigenen Seins! Das ist der Kern der Deutschen Willkommenskultur! Erstaunlich, aus dem Munde eines Politikers eine so klare Einsicht zu vernehmen!
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