"Von den Verächtern des Leibes" sagt Nietzsche (Also sprach Zarathustra):"Leib bin ich und Seele-so redet das Kind. Und warum sollte man nicht wie die Kinder reden? Aber der Erwachte,der Wissende sagt:Leib bin ich ganz und gar, und Nichts ausserdem;und Seele ist nur ein Wort für ein Etwas am Leibe. Der Leib ist eine grosse Vernunft, eine Vielheit mit Einem Sinne,ein Krieg und ein Frieden, eine Herde und ein Hirt."
Und als Präzisierung: "dein Leib und seine grosse Vernunft:die sagt nicht Ich, aber thut Ich."
Das ist Revolution: Der Leib als das Vernünftige, die Seele als Appendix des Leibes,die kleine Vernunft im Kontrast zur großen des Leibes. In den "ökonomisch-philosophischen Manuskripten" distinguiert Karl Marx zwischen dem Gattungsbewußtsein und dem Individualbewußtsein des Menschen mit der These, daß die Entfremdung des Menschen die von seinem Gattungsbewußtsein sei, daß er als Individuum sich als selbstzwecklich ansieht und den Anderen nur als Mittel zum Zweck der Realisierung seiner Individualinteressen.Dies drückt P. Sloterdijk so aus: "Die Dogmatik einer primären Einsamkeit des Menschen wird gerade in der Moderne und nicht zuletzt dort, wo diese tief und radikal sein will, so triumphal wie kaum je zuvor zum Vortrag gebracht." Sloterdijk, Mir näher als ich selbst, in: derselbe, Nach Gott, 2017, S.130.
Dualismen bestimmen das Denken in diesen 3 Zitaten:
Leib versus Seele oder Gattungsbewußtsein versus Individalbewußtsein oder Sloterijk: Das In-Sein der Seele versus ihre Einsamkeit. Könnte man diese Dualismen rekonstruieren als Reflexionen über den Egozentrismus, der sich jeweils einem Übergeordnetem entzieht, weil das Ego nur noch für sich sein will als Mittelpunktdasein? Wo das Ich (man denke jetzt auch an Fichtes Ichphilosophie) oder das Individuelle oder das einsame Subjekt sich zum Anfang und Ende von Allem versteht, da wird alles Andere diesem Ego unterworfen= subjektiviert.Das, was der "Seelenvernunft" dann das Unvernünftige, das Irrationale ist, das wäre dann die wahre Vernunft, die des Leibes, die des Gattungswesens des Menschen und die der Seele, die- so Augustin, auf ihn bezieht sich Sloterdijk explizit- die in Gott ist und deren Depravation ihr Fallen aus Gott zu seinem illusionären Selbststand ist.
Das von Nietzsche kritisierte Ich wäre dann das sich verabsolutierende, das sich aus der Geschichte der Menschwerdung zum Übermenschen emanzipierende Ich, dem der Körper als Transindividuelles gegenübergestellt wird, wie das Gattungswesen eben auch das Transindividuelle meint bei Karl Marx im Kontrast zum bürgerlichen Egozentrismus. Wenn das In-Sein (nach dem hl. Augustin) in Gott das die Seele Bestimmende ist, dann ist ihre Vereinsamung ihre Emanzipation aus diesem In-Sein zugunsten eines Insichseins der Seele, die sich alles Andere als für sich an- und unterzuordnen versucht.
Dann könnte Nietzsche mit der Leiblichkeit gerade das nicht meinen, was der moralische Diskurs, wenn er vom Seele-Leib-Dualismus ausgeht, unter dem Leiblichen versteht, die Begierden und das Begehren des "Fleisches". Das Leibliche wäre dann der Gattungswille des Menschen, der sich das individuelle Ich subordiniert.
Der Mensch als Gattugswesen, das hieße, daß er als Individuum immer schon in der Gattung lebt und nur in diesem "In" etwas Einzelnes ist. Der Wille der Gattung ist nun nicht einfach ein conserativer, der des Erhaltens der Gattung,sondern der zur "Menschenverbesserung" (vgl: Sloterdijk, Menschenverbesserung in: Nach Gott und: ders: Regeln für den Menschenpark) .
Kann das wirklich mit dem Begehren des Fleisches identifiziert werden? Teilweise schon! Denn der Sexualtrieb, der am Orte des Individuumes als Streben nach Lustgewinnung wahrgenommen wird, ist auf das Gattungswesen Mensch bezogen der Wille zur Bewahrung der Gattung Mensch durch die Fortpflanzung. So ist es die List der Vernunft des Körpers, daß das Überlebensnotwendige, der Akt der Fortpflanzung so mit einem Lustgewinn verbunden ist, daß die Menschen ihn hedonistisch vollziehen und so das Vernünftige tuen! Und doch ist die Leiblichkeit so verstanden etwas ganz anderes als das Begehren und die Begierden des Fleisches. Nietzsche verstünden wir völlig falsch, meinten wir, er plädiere hier für carpe diem, für Wein, Weib und Gesang.
Es müßte so zweierlei Kritik der Seele unterschieden werden: a) eine materialistische, die sagt, daß es die Seele gar nicht gäbe und b) eine ethische, die die Individualseele als das Subjekt eines Egozentrismus deutet, eines vom Menschsein entfremdeten Seinsweise, in der das Individuum sich emanzipiert hat aus seinem In-der -Gattung-Sein. Nietzsche scheint diese beiden Kritiken zu vermengeln und so seine Kritik zu verunkaren. Denn der Leib ist bei ihm ja eine bestimmte Existenzauffassung des Menschen, eine, in der der Mensch sich als Teil der Gattung versteht und aus diesem Bewußtsein heraus, der großen Vernunft lebt, wohingegen die Seele die Existenzweise meint, in der der Einzelmensch sich als das Zentrum setzt,dem alles andere zu subordinieren ist.
Die theologische Antwort: daß durch die Einwohnung des Hl. Geistes die Individualseele wieder in ihre angemessene Position verrückt wird, daß der Einzelmensch eine Individuation der Idee des Menschseins ist, aus der sich zuvörderst das Gattungswesen des Menschen generiert.
Dualismen bestimmen das Denken in diesen 3 Zitaten:
Leib versus Seele oder Gattungsbewußtsein versus Individalbewußtsein oder Sloterijk: Das In-Sein der Seele versus ihre Einsamkeit. Könnte man diese Dualismen rekonstruieren als Reflexionen über den Egozentrismus, der sich jeweils einem Übergeordnetem entzieht, weil das Ego nur noch für sich sein will als Mittelpunktdasein? Wo das Ich (man denke jetzt auch an Fichtes Ichphilosophie) oder das Individuelle oder das einsame Subjekt sich zum Anfang und Ende von Allem versteht, da wird alles Andere diesem Ego unterworfen= subjektiviert.Das, was der "Seelenvernunft" dann das Unvernünftige, das Irrationale ist, das wäre dann die wahre Vernunft, die des Leibes, die des Gattungswesens des Menschen und die der Seele, die- so Augustin, auf ihn bezieht sich Sloterdijk explizit- die in Gott ist und deren Depravation ihr Fallen aus Gott zu seinem illusionären Selbststand ist.
Das von Nietzsche kritisierte Ich wäre dann das sich verabsolutierende, das sich aus der Geschichte der Menschwerdung zum Übermenschen emanzipierende Ich, dem der Körper als Transindividuelles gegenübergestellt wird, wie das Gattungswesen eben auch das Transindividuelle meint bei Karl Marx im Kontrast zum bürgerlichen Egozentrismus. Wenn das In-Sein (nach dem hl. Augustin) in Gott das die Seele Bestimmende ist, dann ist ihre Vereinsamung ihre Emanzipation aus diesem In-Sein zugunsten eines Insichseins der Seele, die sich alles Andere als für sich an- und unterzuordnen versucht.
Dann könnte Nietzsche mit der Leiblichkeit gerade das nicht meinen, was der moralische Diskurs, wenn er vom Seele-Leib-Dualismus ausgeht, unter dem Leiblichen versteht, die Begierden und das Begehren des "Fleisches". Das Leibliche wäre dann der Gattungswille des Menschen, der sich das individuelle Ich subordiniert.
Der Mensch als Gattugswesen, das hieße, daß er als Individuum immer schon in der Gattung lebt und nur in diesem "In" etwas Einzelnes ist. Der Wille der Gattung ist nun nicht einfach ein conserativer, der des Erhaltens der Gattung,sondern der zur "Menschenverbesserung" (vgl: Sloterdijk, Menschenverbesserung in: Nach Gott und: ders: Regeln für den Menschenpark) .
Kann das wirklich mit dem Begehren des Fleisches identifiziert werden? Teilweise schon! Denn der Sexualtrieb, der am Orte des Individuumes als Streben nach Lustgewinnung wahrgenommen wird, ist auf das Gattungswesen Mensch bezogen der Wille zur Bewahrung der Gattung Mensch durch die Fortpflanzung. So ist es die List der Vernunft des Körpers, daß das Überlebensnotwendige, der Akt der Fortpflanzung so mit einem Lustgewinn verbunden ist, daß die Menschen ihn hedonistisch vollziehen und so das Vernünftige tuen! Und doch ist die Leiblichkeit so verstanden etwas ganz anderes als das Begehren und die Begierden des Fleisches. Nietzsche verstünden wir völlig falsch, meinten wir, er plädiere hier für carpe diem, für Wein, Weib und Gesang.
Es müßte so zweierlei Kritik der Seele unterschieden werden: a) eine materialistische, die sagt, daß es die Seele gar nicht gäbe und b) eine ethische, die die Individualseele als das Subjekt eines Egozentrismus deutet, eines vom Menschsein entfremdeten Seinsweise, in der das Individuum sich emanzipiert hat aus seinem In-der -Gattung-Sein. Nietzsche scheint diese beiden Kritiken zu vermengeln und so seine Kritik zu verunkaren. Denn der Leib ist bei ihm ja eine bestimmte Existenzauffassung des Menschen, eine, in der der Mensch sich als Teil der Gattung versteht und aus diesem Bewußtsein heraus, der großen Vernunft lebt, wohingegen die Seele die Existenzweise meint, in der der Einzelmensch sich als das Zentrum setzt,dem alles andere zu subordinieren ist.
Die theologische Antwort: daß durch die Einwohnung des Hl. Geistes die Individualseele wieder in ihre angemessene Position verrückt wird, daß der Einzelmensch eine Individuation der Idee des Menschseins ist, aus der sich zuvörderst das Gattungswesen des Menschen generiert.
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