"Eine furchtbarere Satire auf die Gedankenfreiheit gibt es nicht.Einst durfte man nicht wagen,frei zu denken;jetzt darf man es, aber man kann es nicht mehr.Man will nur noch denken, was man wollen soll, und das eben empfindet man als seine Freiheit".Oswald Spengler, Untergang des Abendlandes, zitiert nach: Frank Lisson, Weltverlorenheit. Über das Wahre im Wirklichen, 2016, S.122.
Eine These, die zu denken gibt.
1. Ist es nicht auch eine Wahl der Freiheit,nur noch denken zu wollen, was man denken soll? Oder sagen wir es anders: Offenkundig ist der Mensch so sehr Freiheit, daß selbst die Wahl, sich der herrschenden Meinung unterzuordnen noch ein freier Akt ist, der auch die menschliche Freiheit nicht nichtet, weil das so sich bestimmt habende Ich diese Wahl auch wieder revozieren kann. In dem: "man will nur noch denken" spricht sich die Freiheit aus.
2. Wahrscheinlich verbindet Spengler mit dem Begriff der Gedankenfreiheit aber etwas ganz anderes als einfach das daß des freien Wählens, was der Wählende denken will: Daß die Unfreiheit des Denkens dazu führt, daß nicht wahr gedacht wird sondern das Denken, heteronom bestimmt die Wahrheit verfehlt, und daß so erst die Befreiung von aller Fremdbestimmung hin zum selbstständigen Denken das Denken zur Wahrheitsfähigkeit verhilft.
Kant, Was ist Aufklärung? "Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung."
Aber warum ist das selbstständige freie Denken denn schon der Garant dafür, daß es auch ein Denken ist, das Erkenntnisse hervorbringt? Wie, wenn ich selbstständig denkend mich verdenke und zu falschen "Erkenntnissen" komme? Dagegen, was spricht dagegen, daß gerade ein Schüler, weil er angeleitet wird von seinem Lehrer, denkend richtige Erkenntnisse hervorbringt?
3. Konnte man nicht immer frei denken, nur daß man nicht alles frei Gedachte auch aussprechen durfte? Auch die radicalsten Zensurbestimmungen schaffen nicht das freie Denken ab, sie verunmöglichen "nur" das Äußern des frei Gedachten!
4. Meint nicht so mancher Intellektuelle, daß wenn alle frei dächten, alle wie er dächten, sodaß ob des Faktums, daß die Wenigsten so denken wie es dem Aufklärer vorschwebt, er urteilt, daß die dann eben unfrei dächten. Da denken die gar nicht, sondern das Man-Gerede spricht sich durch sie nur aus. Wie sie es empfangen haben, so senden sie es aus.
5. Könnte es sein, daß das bloße Denken, auch wenn es frei denkt, noch kein Garant für wahres Erkennen ist, daß man sich eben auch verdenken kann, wie der Ungeübte Gerichte verkochen kann?
6. Und trotz all dem, es bleibt der Eindruck, daß Spengler hier auch recht hat: Daß die große Illusion des Vertrauens auf die Kraft des freien Denkens der Aufklärung sich blamierte an der Großzahl der Selbstständigdenker, die dann nur das repetieren, was ihnen die Herrschenden vorgedacht haben! Leicht ist es, eine allumfassende Manipulation der Menschen anzunehmen, wenn präsumiert wird, daß das Wahre eigentlich leicht erkennbar ist und daß so die Nichterkenntis auf Manipulationen der Erkennenwollenden zurückführbar ist. Aber ist es nicht so, daß Tag für Tag die Sonne uns vorspielt, auf- und unterzugehen, daß dies Auf-und Untergehen immer wieder photographiert wird, obgleich es keine auf- und untergehende Sonne gibt! Manipuliert evtl die Wirklichkeit unser Denken, weil die Wahrheit hinter der Wirklichkeit,in ihr verborgen nur ist, sodaß Denken nicht einfach ein Wahrnehmen ist, sondern eher der Tätigkeit eines Kommissars gleicht auf der Suche nach dem Mörder?
Kant, Was ist Aufklärung? "Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung."
Aber warum ist das selbstständige freie Denken denn schon der Garant dafür, daß es auch ein Denken ist, das Erkenntnisse hervorbringt? Wie, wenn ich selbstständig denkend mich verdenke und zu falschen "Erkenntnissen" komme? Dagegen, was spricht dagegen, daß gerade ein Schüler, weil er angeleitet wird von seinem Lehrer, denkend richtige Erkenntnisse hervorbringt?
3. Konnte man nicht immer frei denken, nur daß man nicht alles frei Gedachte auch aussprechen durfte? Auch die radicalsten Zensurbestimmungen schaffen nicht das freie Denken ab, sie verunmöglichen "nur" das Äußern des frei Gedachten!
4. Meint nicht so mancher Intellektuelle, daß wenn alle frei dächten, alle wie er dächten, sodaß ob des Faktums, daß die Wenigsten so denken wie es dem Aufklärer vorschwebt, er urteilt, daß die dann eben unfrei dächten. Da denken die gar nicht, sondern das Man-Gerede spricht sich durch sie nur aus. Wie sie es empfangen haben, so senden sie es aus.
5. Könnte es sein, daß das bloße Denken, auch wenn es frei denkt, noch kein Garant für wahres Erkennen ist, daß man sich eben auch verdenken kann, wie der Ungeübte Gerichte verkochen kann?
6. Und trotz all dem, es bleibt der Eindruck, daß Spengler hier auch recht hat: Daß die große Illusion des Vertrauens auf die Kraft des freien Denkens der Aufklärung sich blamierte an der Großzahl der Selbstständigdenker, die dann nur das repetieren, was ihnen die Herrschenden vorgedacht haben! Leicht ist es, eine allumfassende Manipulation der Menschen anzunehmen, wenn präsumiert wird, daß das Wahre eigentlich leicht erkennbar ist und daß so die Nichterkenntis auf Manipulationen der Erkennenwollenden zurückführbar ist. Aber ist es nicht so, daß Tag für Tag die Sonne uns vorspielt, auf- und unterzugehen, daß dies Auf-und Untergehen immer wieder photographiert wird, obgleich es keine auf- und untergehende Sonne gibt! Manipuliert evtl die Wirklichkeit unser Denken, weil die Wahrheit hinter der Wirklichkeit,in ihr verborgen nur ist, sodaß Denken nicht einfach ein Wahrnehmen ist, sondern eher der Tätigkeit eines Kommissars gleicht auf der Suche nach dem Mörder?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen