Sonntag, 16. September 2018

Ist die Kirche ein Supermarkt?

Das sei ferne, dürfte wohl die spontane Reaktion auf das gesetzte Fragezeichen sein, aber die Frage lautet ja nicht, ob sie das sein soll (imperativisch), oder ob es wünschenswert wäre, daß sie so wäre (optativisch9, sondern es wird nach ihrem faktischen Sein (indikativisch) gefragt. Daraufhin ließe sich die These aufstellen, daß sich die Katholische Kirche seit dem 2.Vaticanum daraufhin entwickelt.
Als Indizien sprechen für diese These:
1) Die Abwendung vom Theozentrismus hin zum Anthropozetrismus. 
    Am anschaulichsten wird dies in der ausschließlichen Ausrichtung des Priesters zur 
    Gemeinde in der hl.Messe. Der einstige GottesDienst wird zur Gemeindeveranstaltung,
    sich an den Bedürfnissen und Wünschen der Besucher orientierend.
2) Die Tendenz, daß die Menschenliebe (nicht mehr die Nächstenliebe) zu der Praxis der   
     Gottesliebe wird: Wir können Gott nur lieben, indem wir die Menschenliebe praktizieren.
     Die Religion wird zum praktizierten Humanitarismus. (Arnold Gehlen). 
3) Steht der Mensch im Mittelpunkt, dann steht er im (post)modernen Denken als 
     Konsument im Mittelpunkt: Was kann ihm verkauft werden? Die Religion wird dabei
     a) zum Unterhaltungsprodukt und b) als Angebot für besondere "religiöse" Interessen.
     Das Besondere der Kirche, daß sie zu den "Nicht-Profit-Organisationen" zählt, sodaß
     nicht das Wachstum und die Gewinnmaximierung im Vordergrund steht, sondern der
     Wille zum Selbsterhalt. 
4) Ein auf dem freien Markt agierendes Unternehmen braucht ein positives Image, um 
     dauerhaft auf dem Markt erfolgreich zu sein.Das Image ist das in der Öffentlichkeit
     präsente Bild von dem Unternehmen. Produziert wird es durch die Medien hinsicht-
     lich des Verkaufswertes dieses Bildes bei den Mediennutzern. Papst Franziskus an der
     Spitze der Kirchenmodernisierer versucht so, der Kirche ein positives Image zu ver-
     schaffen, indem er alles Negative, den Medien Störende wegreformieren möchte. 
     Daß er damit bisher aus Sicht der Medien zu wenig Erfolge hat, instrumentalisiert der
     Papst für sein Image, daß er eben durch Conservative, Klerikalisten und und...am 
     Reformieren gehindert würde.
5) Was wollen die Menschen? ersetzt so die Frage nach der, was den wahr ist. Muster-
     gültig wird so die Jugendsynode vorbereitet, daß die Kirche sich nach den Konsum-
     bedürfnissen ihres Klientels auszurichten hat. Merksatz: Der Kunde hat immer Recht.
     Die Kirche hat die Realität, so wie sie ist, zu akzeptieren, die Menschen da abzuholen,
     wo sie stehen usw meint deshalb nur noch: Die Kirche muß sich an der Nachfrage 
     orientieren, darauf ausgerichtet ihre Angebote produzieren: Was nicht mehr ankommt,
     ist zu streichen. 
6) Die gesamte Tradition der Kirche, selbst die hl.Schrift wird so zu einem großen Ange-
     botsarchiv, aus dem die Konsumenten das ihnen Zusagende wie in einem Supermarkt
     für sich auswählen. Der "persönliche" Glaube ist so mein mit beliebigen Angeboten 
     aufgefüllter Warenkorb. Die Supermärkte sortieren aber schon vor der Öffnung des 
     Marktes das Gutverkaufbare aus dem Großlager aller möglichen Angbote aus, um nur 
     mit ihnen die Regale anzufüllen. Das führt nicht nur in den Supermärkten dazu, daß
     statt der möglichen Vielfalt an Produkten man in allen auf die gleichen Verkaufspro-
     dukte stößt-wie sich auch zusehens die Angebote der Katholischen Kirche kaum noch
     von denen anderer religiöser Anbieter unterscheidet. So findet sich kaum noch ein
     Unterschied zwischen der katholischen und der evangelischen Jugend- Frauen-und
     Seniorenarbeit. Überall herrschen die selben Konsum- und Unterhaltungsbedürfnisse
     vor. 
7)  Die Marktideologie glaubt an den Konsumenten als dem freien Auswähler, der sich eben
      das ihm Gefällige in seinen Warenkorb legt- die Marketingabteilungen setzen aber auf
      den steuerbaren Konsumenten, der nur glaubt, frei zu wählen. Erst diese Ideologie
      produziert den gesteuerten Konsumenten: Die Illusion der freien Wahl ist so kon-
      stitutiv für das Marktgeschehen, daß massenhaft Produkte verkaufbar sind, obgleich 
      doch nach der Ideologie jeder frei etwas  individuierend sich erwählen könnte. Die
      faktische Gleichförmigkeit des Erwählens wird so nur umschleiert von der Idee des
      freien Erwählens im Supermarkt. Das gilt so auch in der Kirche: Überall, wo nach 
      Veränderungswünschen der Angebotspalette der Kirche nachgefragt wird, ertönen 
      die ewig gleichen Wunschlitaneien, (= das Deformpogramm von: "Wir sind Kirche",
      dem "Volksbegehren", das sein Urbild in der Rotte Korach hat. (4.Mose 16-vgl dazu
      Uwe C. Lay, Der zensierte Gott). In der postmodernen Medienwelt produzieren sie
      die Konsumwünsche des Königs= des freien Kunden. 
8)  Die Überwindung der sich durch die Theologie leiten lassenden Kirche durch eine
      Kirche der Marktorientierung läßt sich versinnbildlichen an der Differenz des
      "Theologen-Papstes" Benedikt zum popularistischen Papst Franziskus.Das meint 
      diese Charakterisirung des jetzigen Papstes:

    „Papst Franziskus bricht mit den katholischen Traditionen wann immer er will, weil er ‚frei von ungeordneten Bindungen‘ ist. Unsere Kirche ist tatsächlich in eine neue Phase eingetreten: Mit der Wahl dieses ersten jesuitischen Papstes wird sie offen von einem Individuum regiert, anstatt nur von der Autorität der Schrift allein oder sogar durch ihre eigenen Diktate der Tradition plus Schrift.“  (katholisch info am 15.9.2018) Diesem Papst ist die katholische
Tradition und selbst die hl. Schrift nur ein unverbindliches Archiv von potentiellen Angeboten, aus denen er nur noch marktkonform das Passende auswählt als zeitgemäßes Angebot. 

   9) Nur, warum klappt das marktgerechte Produzieren nicht recht und warum ist die EKD, 
        die schon viel marktgerechter produziert noch erfolgloser als die Katholische Kirche?
        Es gibt darauf wohl nur eine Antwort: daß die Religion sich nicht als Ware produzieren
        läßt, wie man auch die Liebe nicht als Ware kaufen kann, denn da wird sie zur Prostitu-
        tion. Nicht Alles kann, ohne sich zu deformieren, zur Ware werden. 

Zusatz:
Wie sieht den marktgerechtes Agieren der Kirche praktisch aus? Als Musterschüler kann wohl "missio" angesehen werden. Wer nun meint, daß "missio" irgendetwas mit dem Missionsauftrag der Kirche zu tuen habe, der irrt sich gewaltig.  "missio" betreibt nur noch Sozialdiakonie. In diesem Jahr  soll Äthiopien der Empfänger der großen Geldeinsammlung sein.  So beschreibt "missio" dabei ihre Arbeit: "Mit Blick auf Äthiopien, das eines der ärmsten Länder der Erde ist, betonte missio Präsident Klaus Krämer das starke Engagement der dortigen Kirche für Menschen in Not. Die Kirche in Äthiopien zeige beispielhaft, wie Christen in Afrika, Asien und Ozeanien durch nachhaltige Bildungsarbeit, Einsatz für Flüchtlinge und soziales Engagement "an der Seite der Armen und Benachteiligten" stünden." katholisch de 16.9.2018
Reine Sozialdiakonie, sonst nichts? Warum? Weil die Vorstellung, daß die Kirche Menschen zum wahren Glauben führen sollte, daß es um das Seelenheil ginge, nicht mehr auf dem freien Markt kommunizierbar sind. Die Kirche wird nur noch als organisierte Menschenliebe (=Humanitarismus) akzeptiert in der Zeit nach dem Tode Gottes (Nietzsche). Und so agiert eben auch "missio". Und sehr erfolgreich! Hier die Erfolgsbilanz:
"In Deutschland organisieren das Internationale Katholische Missionswerk missio Aachen und missio München den Weltmissionssonntag. 2017 erbrachte die Kollekte von missio Aachen rund 3,89 Millionen Euro, missio München sammelte rund 1,47 Millionen Euro. (stz) " katholisch de 16.9.2018 Da die Mission nicht mehr bei den Kunden ankommt, wer spendete auch nur eine müde Mark für die Verkündigung des christlichen Glaubens, ruft missio lieber auf zum Spenden für sozialdiakonisches Wirken. 
Dies zeigt aber auch, daß die Religion nicht als Ware verkaufbar ist, sodaß um des Erfolges willen auf die christliche Religion verzichtet und sie durch einen reinen Humanitarismus ersetzt wird.
      
     
   

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