Donnerstag, 13. Dezember 2018

Neue Theologie- oder der Kunde ist König

Warum neue Theologie ? Eugen Biser, gibt darauf in einem Video:"Alte und neue Theologie" eine so verblüffend tiefsinnige Antwort als Religionsphilosoph und Theologe, daß sofort gemerkt wird, daß er nicht im Religionsunterricht geschlafen hat. Schon vor langer Zeit erklärte mir im gymnasialen Religionsunterricht die Lehrkraft, daß es hinsichtlich der Christologie, wer ist dieser Jesus, zwischen dem jüdischen und dem griechischen Denken zu distinguieren sei. Für das jüdische Denken sei der Adoptionismus der Vorstellungsraum, um das Besondere des Jesus von Nazareth zu erklären: Gott habe ihn zu seinem Sohn erklärt per Adoption. (Wie ja auch das jüdische Volk nicht Gottes natürliches Volk sei im Sinne einer göttlichen Vaterschaft). Dem griechischen Denken sei diese adoptionstische Vorstellung nicht adäquat, griechisch denkt man naturalistisch und so wurde aus dem adoptierten Sohn Gottes der "leibliche" natürliche Sohn, der Gott zum Vater und eine Frau zur Mutter gehabt hätte. 
Wir denken weder jüdisch noch griechisch, so bedürfen wir eine andere Jesulogie, die den "Wahrheitskern" dieser beiden Vorstellungen in sich aufnimmt, daß Jesus eben eine ganz besondere Beziehung zu Gott habe,daß er ihn Pappa (Abba) nannte. 
Eugen Biser sagt das nun ähnlich: Die christliche Theologie habe die Botschaft Jesu in die Denkweise der griechischen Philosophie gefaßt und so nötig das auch war, um eine zeitgemäße Theologie zu konstruieren, jetzt muß diese Art der Theologie als veraltet ad acta gelegt werden. Die Theologie müsse also entphilosophiert werden, um zu dem echten Jesus zurückzufinden. Das ist der Jesus hinter der Lehre der Kirche, der in der alten Theologie verborgene Jesus.
Was macht nun diesen echten Jesus jenseits der philosophisch-dogmatischen Systeme aus? Der Aufsatz: "Therapeutisches Christentum" von M. Krienke in "Stimmen der Zeit" 12/2018
offenbart es uns (S.876): "Seine Großtat bestand, einfach ausgedrückt, darin, daß er den aus Angst und Hoffnung gewobenen Schleier vom Bild Gottes entfernte  und statt dessen das Anlitz des bedingungslos liebenden Vaters zum Vorschein brachte." So formulierte Biser selbst das Jesus Auszeichnende.  Dem korreliert Bisers Zeitdiagnose, daß der moderne Mensch der an Angst Leidende ist: "Wenn Angst nach Biser die grundlegende Ambivalenz in allen menschlichen Grundrelationen bezeichnet, welche Gott, den Mitmenschen und sogar das Ich selbst als potentiellen Gegner des Menschen ansieht" (so faßt Krienke Bisers Zeitdiagnose  zusammen, S.877). Die neue Theologie dieses Professors reduziert sich so also auf die Aussage, daß der Gott und der Jesus Christus der alten Theologie nicht mehr zu der  Angstgrundbefindlichkeit des Menschen passe. Die traditionelle Lehre wirke eher kontraproduktiv, sodaß nun ein neuer Jesus konstruiert werden müsse, der der aktuellen Nachfrage nach einer Angsttherapie gerecht werde. 
Denn das traditionelle Gottesbild zeichne sich aus durch ein Gottesbild, "das Gott als gleichzeitig liebende und rachsüchtige, erlösende und verdammende Allmacht kennzeichnet." (S.876). Diese Ambiguität müsse nun die neue Theologie überwinden, die nur noch den alles liebenden Pappagott kennt. So würde sich dann eine therapeutische Angstüberwindungsreligion konzipieren lassen. Diese sei dann nicht mehr dogmenzentriert, moralisch und asketisch (S.878), sondern ihr ging es um ein neues Gottesbewußtsein, daß jeder zum Pappaglauben finde. Das ist das Angebot für den modernen Menschen der Angst. Im Zentrum stünde dabei die Person Jesus. Daß dieser Pappagläubige nicht so ganz mit dem Zeugnis des Neuen Testamentes über Jesus Christus in Einklang zu bringen ist, darauf erwidert dieser "Theologe", daß  das Christentum eben nicht primär eine Schriftreligion sei (S.878) (aus der dann dogmatische Lehrsysteme entwickelt würden), sondern allein die Person Jesu mit seinem angstbeseitigenden Pappaglauben.  Und das ist die neue Theologie, ganz konsumentenorientiert konstruiert. 
Eines sollte aber hinzugefügt werden, daß die neue Theologie umzubenennen ist in: Marketing: Oder welcher Jesus läßt sich gut verkaufen! 
Der Marketingexperte setzt dabei konsequent auf das Konzept der Regression, daß dem sich ängstigenden Kinde ein starker liebender Pappa die beste Hilfe ist. Die Kirche müsse sich einfach an das sich so ängstigende Kind in jedem Erwachsenen wenden, um ihm dann den: "Ich hab Euch doch alle lieb Gott" zu verkündigen,die Pappagottreligion! 
Ob ein solcher Infantilismus wirklich die Zukunft der Kirche liegt, das darf aber bezweifelt werden! Denn dieser Pappagott ist kein Gott für Erwachsende. 

(Vergleiche dazu: Uwe C. Lay, (mein Buch): Der zensierte Gott:


Eine Frau, jubelnd reißt sie ihre Hände in die Höhe. „Meinem Gotte will ich Loblieder singen, ihn ehren und preisen. Du hast mein Volk befreit aus dem ägyptischen Sklavenhaus. Mit mächtiger Hand führtest Du uns heraus. Wunder über Wunder wirktest Du. Durchs Schilfmeer führtest Du uns trockenen Fußes. Mose gabst Du uns als Führer in die Freiheit, in unsere zukünftige Heimat, wo Milch und Honig fließen, in das Land, das wir Israel heißen werden.“ Ein Bild, eingereiht in eine lange Erzählung der Volkswerdung Israels, der Geschichte Gottes mit diesem Volk. Aber unser Auge soll nun verweilen bei diesem Bild: die israelitische Frau, die ihrem Gott zujubelt: „Du, unser Befreier.“



Dies Bild überstrahlt ein anderes, blendet unsere Augen so sehr, daß wir die Negativseite des Bildes nicht sehen können. Eine Frau, eine Ägypterin, kniend am Grabe ihres einzigen Kindes, die Grabblumen verwelken schon, aber täglich werden sie getränkt mit den Tränen dieser ägyptischen Mutter: „Mein Kind - tot!“, getötet vom Würgeengel Gottes. Ein Soldat nähert sich ihr, eine Feldpost in der Hand. „Ihr Mann ist gefallen! Ertrunken in den Fluten des Roten Meeres, als er im Auftrage des Pharao den Israeliten nachsetzte. Gott, der Gott Israels, ertränkte ihren Mann. Er ertränkte das ganze ägyptische Heer mit Mann und Maus.“



Zwei Götter, der eine, der die israelitische Frau befreite aus ihrer Knechtschaft, und der andere, der das unschuldige Kind der ägyptischen Mutter tötete und der ihren Ehemann tötete? Nein, es sind zwei Bilder des einen Gottes.
     

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen