Montag, 17. Dezember 2018

"Es muss ein gutes Gefühl sein, zu wissen, was richtig und falsch ist, wo Freund und Feind stehen."

Mit dieser Erkenntnis verblüffte uns der Standpunktkommentar von Katholisch de am 17.12. 2018, wäre da nicht dieser ironische Unterton und wüßte man nicht, daß es sich um eine Polemik wider die traditionalistische Piusbruderschaft handelt. Befremdlich ist schon, daß es sich um ein Gefühl handle, zu wissen, was richtig und falsch sei. Das so betonte Gefühl soll so das Wissen um richtig und falsch in Frage stellen, es als Anmaßung erscheinen zu lassen, wenn wer weiß, was wahr und was unwahr ist. Nun hat zwar Gott uns Menschen durch Jesus Christus offenbart, "was richtig und was falsch ist, wo Freund und Feind steht , aber dieses geoffenbarte Wissen verneint diese Polemik. 
Das Schlimme an Fundamentalisten und Traditionalisten ist eben, daß die sich anmaßen zu wissen, was wahr und unwahr sei. Aber wer urteilt so? Der Agnostiker, der eben die Wahrheit für unerkennbar hält. Der postmoderne Hintergrund ist dabei auch herauslesbar: Eine erkannte Wahrheit sei für die Freiheit etwas Bedrohliches, denn dann wäre die ja normativ verbindlich.Das "anything goes" verlangt aber nach der prinzipiellen Unerkennbarkeit der Wahrheit. Die Aporetik der Aussage, daß die Aussage, die Wahrheit sei unerkennbar,die so von sich selbst behauptet, wahr zu sein, ist nicht verkennbar: Wie kann den erkannt werden, daß die Erkenntnis von richtig und falsch unrichtig ist? "Der Papst, die Piusbrüder und das Freund-Feind-Schema", diese Überschrift deutet schon an, wie nun die Papstkritik attackiert werden soll. Die " Bösen" lassen sich durch ein "Freund-Feind-Schema" bestimmen, der Gute hat so ein Schema nicht. Die Rollenverteilung ist kar: Der Papst ist der Gute, seine Kritiker die Bösen. (Das ist natürlich für den Polemiker kein "Freund-Feind-Schema", denn sowas haben nur Böse.)
"Pagliarani hält es für falsch, dass Menschen sich "frei für irgendeine Religion entscheiden" können und für geboten, dass die Kirche auch unter Juden missioniert."Das soll nun eine Kritik der Theologie der Piusbruderschaft sein! Selbstverständlich verstellt diese Formulierung schon die traditionelle Lehre der Kirche, denn wie sie immer gelehrt hat, daß der Mensch die Freiheit zum Sündigen hat, so ist ihm auch die Freiheit, falsche Religionen für sich zu erwählen- nur daß dies ein Mißbrauch der Freiheit darstellt, das hat die Kirche immer gelehrt, daß es kein positives Recht zum Sündigen und für die Unwahrheit gibt. 
Daß Jesus Christus selbst der erste Judenmissionar war und daß deshalb auch heute noch die Judenmission geboten ist in der Nachfolge Jesu Christi, davon hat aber das heutige Zeitgeistchristentum noch nie etwas gehört. Also, die Aussage, daß die christliche Religion die wahre ist und somit nicht die anderen, daß darum diese wahre Religion Mission zu betreiben hat, das ist für diesen Polemiker eine Anmaßung, als wäre die Wahrheit im Besitz der Katholischen Kirche und identisch mit dem, was sie immer und überall gelehrt hat.  
Die Schwarz-Weiß-Malerei dieses Kommentars ohne ein "Freund-Feind-Schema" wird nun so gesteigert:Die Piusbrüder haben eine Wagenburg errichtet, der Feind steht außen: "Erschüttert" sei er, so Pagliarani, über die "völlig neue Anwendung des Begriffs der Barmherzigkeit" durch Franziskus. Für einen gestandenen Traditionalisten muss dieser Papst ein rotes Tuch sein. Sie feiern die Messe im feierlichen, tridentinischen Ritus. Er bevorzugt Bescheidenheit, auch in der Liturgie. Der Generalobere der Piusbruderschaft fordert "Geradlinigkeit in der Moral". Das Leitmotiv dieses Pontifikats ist Barmherzigkeit.  
Eine Wagenburg zu errichten, den Feind klar zu erkennen, die Messe in feierlicher Form zu zelebrieren, das sind einfach  fürchterliche Verfehlungen, denen die Lichtgestalt des Papstes Franziskus entgegen gestellt wird: Bescheiden feiert er die Liturgie und übt Barmherzigkeit statt eine gradlinige Moral zu dozieren.Aber, wenn über diese Polemik nachgedacht wird, stellen sich doch Bedenken ein! 
Wo im Alten Testament, wenn dort vom Gottesdienst im Jerusalemer Tempel erzählt wird, wird einem bescheidenen Gottesdienst das Wort geredet? Nirgends! Der bescheidene Gottesdienst ist eine Erfindung Luthers, der eigentlich nur einen Predigtgottesdienst wollte und allem Liturgischen kritisch gegenüberstand. Die Reformierten blieben dann diesem Ursprungsanliegen Luthers treu im "Ideal" des liturgielosen Gottesdienstes, während das Luthertum sich in diesem Punkte entradicalisierte. Die "Bescheidenheit " im Gottesdienst ist so nur eine Folge der reformatorischen Pädagogisierung des Gottesdienstes, daß nichts den Hörer der Predigt von dem Lehrgehalt der Predigt ablenken sollte- wie eben auch universitäre Hörsäle möglichst schmucklos gehalten sind, damit nichts vom Hören der Vorlesung abhält. Mit einer tugendhaften Bescheidenheit hat aber diese liturgische Askese nichts gemein, es ist eher ein Nein zur liturgischen Maxime, das nur das Schönste gerade gut genug für Gottes Ehrung ist. 
Die "Barmherzigkeit" sei nun das Spezifische des Papstes. Aber, zu wem ist denn dieser Papst barmherzig? Zu seinen Kritikern nicht- hier regiert er ohne jedes Erbarmen, ja er verweigert ihnen  jedes Gespräch und weigert sich, ihre Fragen zu beantworten. "Barmherzig" ist er nur zu "Geschieden-Wiederverheirateten", zu allen linken Politikern, zu Homosexuellen und zu Migranten...Einfacher gesagt: Die Lieblinge des Linksliberalismus sind auch seine Vorzugsobjekte seiner Barmherzigkeit, anders Ausgerichteten gegenüber wird dagegen kein Pardon gegeben. Das ist ein klares "Freund-Feind-Schema", dem er sich verpflichtet weiß und ihm die Zustimmung der Medien beschert, übernimmt er sein Schema doch einfach  aus diesen Medien.
Prinzipieller gefragt: Ist denn die Verharmlosung der Sünde praktizierte Barmherzigkeit, daß er lehrt, daß Menschen, in schwerer Sünde lebend trotzdem die Eucharistie empfangen dürfen, auch wenn sie beabsichtigen, ihre Sündigen fortzusetzen?
Papst Franziskus appliziert selbst sehr energisch sein "Freund- Feind-Schema", nur orientiert er sich nicht dabei an der Lehre der Kirche, die sehr genau zwischen wahr und unwahr, richtig und falsch distinguiert, sondern an dem politisch korrekten Gutmenschentum.Zu dem gehört es nun aber, nur dem Feinde ein solches Schema zuzuordnen und das eigene zu ignorieren. 
So beteuert der Kommentar tatschlich:"Doch dieser Papst denkt nicht im Freund-Feind-Schema". Da darf herzlich gelacht werden! 
Der neue gewählte Obere der Piusbruderschaft hat nur eines gewagt, vom amtierenden Papst zu fordern, daß er in Übereinstimmung mit der Wahrheit sein Amt ausüben solle.Das ist unseren modernistischen Papstbejublern zu viel, denn sie lieben ihn, weil er so souverän die Lehre der Kirche mißachtend "Neuerungen", Deformen einführen will. 

Es muß ein gutes Gefühl sein, nur bei den Anderen ein "Freund-Feind-Schema" zu sehen, aber nie im Spiegelbild das eigene wahrzunehmen und auf seine Berechtigung hin zu prüfen! Und so wird auch der Sohn Gottes mißachtet, der  uns klar den Unterschied zwischen dem Menschenfreund Gott und dem Menschenfeind de Teufel lehrte.       



     

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