Dienstag, 11. Dezember 2018

"Warum die Kirche gegen die Menschenrechtserklärung war" vor 70 Jahren- oder wie sie irrte

Ein Kirchenhistoriker klärt uns auf. Aus den dunkelsten Tagen der Kirche weiß er uns zu erzählen, als die Kirche in ihrer vorkonziliaren Verdunkelung den Menschenrechten ablehnend gegenüberstand. Dabei schlägt das Herz der Kirche doch für die Menschenrechtsideologie, ja diese Rechte bilden doch das Zentrum heutiger Verkündigung. Wie konnte da einst die Kirche so irren?   
Der Kirchenhistoriker Schneider enthüllt uns:
"Rechte wie die Religions-, Presse- und Meinungsfreiheit seien zudem als Gegensatz zum kirchlichen Wahrheitsanspruch aufgefasst worden, erklärt der Theologe. Dahinter stehe der Gedanke, dass es eine von Gott geoffenbarte Wahrheit gebe, die allein der Kirche anvertraut sei. In diesem System brauche es keine Meinungs- oder Religionsfreiheit." Katholisch de am 10.12.2018. Die Kirche vertrat einst einen "Wahrheitsanspruch". Das ist schon eine diskriminierende Haltung, besonders dann, wenn dieser Anspruch legitimiert wird mit der Behauptung, daß es "eine von Gott geoffenbarte Wahrheit" gäbe, die allein in der Kirche präsent sei. Und weil es eine offenbarte und offenbare Wahrheit gäbe könne es kein Recht für Unwahrheiten geben. In einem doktrinär dogmatischen Rechenunterricht akzeptiert die Lehrerin auf ihre Frage, was ist 5 plus 7 nur die Antwort: 12- alle Tafelkläßler, die ein anderes Ergebnis errechnen, werden dann  da diskriminiert.
Im Rechenunterricht und in anderen Fächern soll auch heute noch diese aggressive Intoleranz praktiziert werden, daß zwischen wahr und unwahr unterschieden  und nur das Wahre erlaubt ist als richtige Antwort. 
Aber im Raume der Religionen gilt das nicht mehr: Hier gibt es so viele Meinungen,wie es Sandkörner in der Wüste gibt  und alle sind irgendwie gleich wahr oder auch unwahr. Jetzt erst, wo der Agnostizismus zur vorherrschenden Meinung geworden ist: Nichts Genaues weiß man genau! nachkonzilliar, konnte die Kirche ihr Ja sagen zur Religions- und Gewissensfreiheit. Denn wenn es nicht mehr möglich ist, in dem Raume der Religionen zwischen wahr und unwahr zu distinguieren, dann muß die Kirche von ihrer Anmaßung, daß in ihr die offenbarte Wahrheit offenbar ist, Abschied nehmen, sodaß sie nun ein gut aufgestellter Partner in der pluralistisch verfaßten Gesellschaft sein kann. Nun erst kann sie es als ein positives Recht ansehen, daß in Konkurrenz zur wahren Religion eine Unzahl von falschen gelebt und verkündigt wird, denn nun existiert diese  Unterscheidung nicht mehr. 
Wo immer nämlich zwischen wahr und unwahr klar unterschieden werden kann, daß eben der 30Jährige Krieg nicht im Mittelalter sich ereignet hat, wird jede unwahre Aussage über das Wann dieses Krieges im Namen der Wahrheit diskriminiert. Wo es aber keine erkennbare und erkannte Wahrheit mehr gibt und höchstens noch nicht legitimierbare Wahrheitsansprüche, da müssen alle potentiellen Konfliktparteien eines  vermeintlichen Wahrheitsbesitzes "abrüsten" in der Anerkenntnis, daß Niemand wirklich weiß, was die Wahrheit ist. 
Lapidar stellt diesen Wandel der Kirchenhistoriker so dar:         
"Das änderte sich mit dem Zweiten Vatikanischen  Konzil (1962-1965). Papst Johannes XXIII. würdigte die Menschenrechtserklärung 1963 als großen Fortschritt."  Der große Fortschritt be- steht also darin, daß die Kirche es aufgegeben hat zu glauben, daß es eine von Gott offenbarte Wahrheit gibt, die in der Katholischen Kirche offenbar ist.  
Denn nur wenn die Wahrheit nicht erkennbar ist oder noch nicht erkannt ist, kann es eine legitime Pluralität von Meinungen geben, was denn das Wahre sei. Das ist genau der genuine Standpunkt der Menschenrechtserklärung, den sich so die Kirche zu eigen gemacht hat.
Wer nun meint,daß so ein Frühling der Freiheit diese Menschenrechtsideologie hervorriefe, muß sich aber eines besseren belehren lassen: Kaum proklamiert, begann der tödliche Winter der Guillotine: Krieg der Katholischen Religion,  die kommunistische "Internationale erkämpfte das Menschenrecht" in den Archipel Gulags und Umerziehungslagern und Feministin töten massenhaft Kinder im Mutterleibe im Namen der Menschenrechte. Und die Diskriminierung Andersdenkender gehört nicht nur im Menschenrechtsland Deutschlands zur Selbstverständlichkeit der Politischen Korrektheit. Oder wie es so treffend Slavoj Zizek auf den Punkt bringt:
"daß unsere hochgeschätzten Menschenrechte in ihrem innersten einfach das Recht sind, die Zehn Gebote zu brechen. >Das Recht auf Privatheit< ist das Recht zum Ehebruch, der im verborgenen begangen wird, wenn niemand es sieht." >Pressefreiheit und Meinungsfreiheit<sind das Recht zu lügen."  Zizek, Lacan. Eine Einführung, 2008, S.61. 

Das Resümee: Der Mensch wurde qua Proklamation der Menschenrechte von der Kirche und der wahren Religion emanzipiert, aber nur um ihn dann politischen Ideologien zu unterwerfen, jetzt der Politischen Korrektheit .

 


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