Samstag, 29. Dezember 2018

Barbarische Ökumene?

Ob Wein oder Kaffee oder Limonade, alles sind eben Getränke, und Getränkgefäß ist Getränkgefäß, warum also nicht den Wein aus dem Kaffeebecher trinken und die Limonade aus dem Schnapsglas?
Kultur ist die Liebe zur Differenz, zur Kunst des Unterscheidens. Ein Weinkenner genießt gar den Rotwein aus einem Rotweinglas, einen Weißwein aus einem Weißweinglas. Nur so viel kulturelle Ausdifferenzierung  läßt auch ein Unbehagen an der Kultur entstehen: Warum nicht die Einheit, die Gleichheit von Allem betonen, daß das doch alles nur Getränke seinen und daß so ein Trinkgefäß für alle ausreiche? 
Die Ähnlichkeit zum ökumenischen Diskurs verblüfft: Evangelisch, Katholisch, Anglikanisch, ist das nicht auch alles nur christliche Religion, im Prinzip das Gleiche. Warum da nur die Differenzen betonen, bei so viel Gleichheit. Und die jüdische,die christliche und die islamische Religion sind doch auch alles monotheisische Religionen- warum nicht gleich alle drei unter einem Dach, einer gemeisamen Religionsorganisation?  
Wenn eine Hochkultur sich durch ein Höchstmaß an Binnendifferenzierungen auszeichnet, so keimt in ihr auch immer schon der Wille zur Vereinfachung, zum Zurück zur Einheit. Die christliche Religion gehörte zur Hochkultur des Abendlandes.Jetzt nimmt sie auch ihren Anteil an dem Niedergang des Abendlandes.Die Unlust am Differenten, der Wille nach der Einheit aller Christen ist so auch eine Manifestation des Unbehagens an der Kultur. 
Der ökumenische Diskurs ist somit nicht nur eine Manifestation des schwindenden Glaubens an eine Wahrheit in der Religion und den christlichen Confessionen (daß alle Confessionen  und Religionen gleich wahr seien, zeigt doch nur an, daß die Frage nach der Wahrheit der Religion als unwichtig abgetan ist), sondern auch eine Manifestation der Krise der Kultur: ist doch alles irgendwie gleich(gültig)

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