Sonntag, 16. Dezember 2018

"Theologin: Missbrauch hat Sexualethik der Kirche zerstört" oder: Warum die Moral der Realität anzupassen ist

Daß  die Kirche jetzt "Sternstunden" der Moraltheologie erlebt, ist unverkennbar. Der moraltheologische Diskurs wird nun ja überschwemmt mit der Forderung nach einer radicalen Revision der Sexualmorallehre: weil es die Mißbräuche gegeben hat. Weil also Kleriker die gültige Sexualmorallehre völlig mißachtend sich an Menschen sexuell vergriffen haben, muß die Morallehre geändert werden. Das ist so geistreich, als wenn angesichts von einer Vielzahl von illegalem Drogenkonsum gefordert würde, den Drogenkonsum zu erlauben, damit es nicht mehr so viel illegitimen Konsum gäbe. Einfacher gesagt: Verhalten sich viele unmoralisch, so muß die Moral geändert werden, damit ihr Verhalten nicht mehr als unmoralisch verurteilt wird.
So liest sich das auf der (halb?)offiziellen Internetseite Katholisch de der Deutschen Bischöfe:"Die bisherige kirchliche Sexualmoral ist laut Theologin Marie-Jo Thiel gescheitert. Anstatt "universalistische Unnachgiebigkeit" müsse daher nun das Gewissen im Vordergrund stehen, sagt sie – und beruft sich auch auf den Papst."  (14.12.2018).
Nun haben doch die Sexualmißbrauchstäter schon in wunderbarster Weise demonstriert, daß sie ihr Gewissensurteil über die universalistische Sexualmoral der  Kirche gestellt haben, indem sie erkannten, daß das, was diese kirchliche Sexualmorallehre sagt, für sie als Einzelfall keine Gültigkeit habe, sodaß sie mit gutem Gewissen sich an ihren Opfern vergingen. Die Zeiten, in denen die Täter nach ihrer Untat ihr eigenes Gewissen anklagte, so wie es Dostojewski so dramatisch zu  erzählen wußte, sind ja schon längst passe- jetzt wird mit gutem Gewissen gesündigt im Protest gegen eine die Freiheit einschränkende Moral. Selbst wenn die universalistische Moral im Prinzip bejaht wird, jeder Dieb bejaht sie, weil er nicht damit einverstanden ist, wenn er selbst bestohlen wird, aber er billigt nur sich selbst die Ausnahme zu, selbst stehlen zu dürfen- billigt der Täter für sich selbst eben die Ausnahme zu, daß er das darf, was man nicht darf. Das ist der Triumph des Sündigens mit einem guten Gewissen gegen die universalistsche Sexualmorallehre.
Was fordert diese Theologin nun als erste Revision der bisherigen Morallehre?Die Kirche müsse endlich Ja sagen zu Kondomen und zur Pille. Wenn wir uns nun aber fragen, warum die kirchliche Erlaubnis künstlicher Verhütungsmittel die Anzahl der Sexualmißbrauchsfälle in der Kirche reduzieren soll, stehen wir vor einem Mysterium. Fragen wir also mal ganz konkret: Wenn also ein Regens eines Priesterseminares mit dortigen Priesteramtskandidaten Analverkehr praktiziert, warum sollte dann die kirchliche Erlaubnis zum Gebrauch von Kondomen die Anzahl solcher Vorfälle reduzieren? Es ist ganz offensichtlich, daß diese Theologin die Mißbräuchsfälle nur zum Anlaß nimmt, um die allseits beliebte Forderung nach der Bejahung der Pille und des Kondomes wieder neu ins Gespräch zu bringen.
Nützlicher ist dahingegen die Forderung, praktizierte Homosexualität nicht mehr generell als Sünde zu bezeichnen. Interpretierte man nun den Zölibat um zum bloßen Verzicht auf die Eheschließung, daß so die Priester sehr wohl ihre Sexualität ausleben dürften, nur eben nicht in einer Ehe, dann könnten manche Mißbrauchsfälle gar keine Mißbrauchsfälle mehr sein, wenn die Homosexualität im beidseitigen Einvernehmen praktiziert würde: Die Seminaristen wollten ja mit mir Sex haben!, reichte dann zur Exculpation aus dem Munde eines Regenten oder Bischofes aus.

Frau Thiel ist Professorin für Moraltheologie an der Universität Straßburg und forscht vor allem zu Fragen der Bioethik. Papst Franziskus berief sie 2017 zum Mitglied der Päpstlichen Akademie für das Leben. Solche Moraltheologie liebt eben Papst Franziskus.

Corollarium 1
Die Frage, warum ist Gott Mensch geworden, warum starb er für ans am Kreuze, kann jetzt endlich einfach respondiert werden: Gott hätte sich dies ganze Unterfangen sparen können, hätte er einfach seine Morallehre, seine Gebote revidiert. Da die Menschen offenkundig nicht willig oder in der Lage sind, gemäß Gottes Willen zu leben, hätte er doch einfach alle Gebote für nichtig erklären können.Dann gäbe es keine Sünde mehr und Jesus Christus hätte dann auch nicht am Kreuze für uns Sünder sterben brauchen. Warum paßte Gott sich nicht einfach dem sündigenden Menschen an, indem er sein Sündigen als nun mal die menschliche Weise des Lebens akzeptierte? Da Gott aber leider diese Revision seiner Gebote unterließ, ist es nun eben die Aufgabe der modernistischen Theologie, die Gebote an die Realität anzupassen.      

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