Montag, 22. April 2019

Sag Nein zum Leben um der Menschenwürde willen! Moraltheologische Absurditäten

Die Technikphobie erwirkt in der katholischen Theologie wahre Abstrusitäten. Das Problem: Eine Frau, bzw. ein Ehepaar, daß auf natürliche Weise kein Kind bekommen kann und nun vor der Frage steht, ob es eine künstliche Befruchtung anstreben soll. Die Moraltheologie könnte hier folgendes Problem sehen, daß a) es das Gebot Gottes gibt, seid fruchtbar und mehret euch (das 1.Gebot, das Gott uns Menschen gab) und daß der Mensch natürlich erzeugt werden sollte. Wenn nun eine natürliche nicht möglich ist, ist dann eine künstliche erlaubt?
Aber schon diese Problemexplikation evoziert Bedenken. Denn wo hat Gott den dem Menschen das Gebot gegeben, daß er natürlich erzeugt werden müsse? Nähern wir uns dem Problem an: Wenn ein Arzt es aus medizinischen Gründen für geboten hält, ein Kind per Kaiserschnitt zur Welt zu bringen, dürfte dann erwidert werden, daß, da dies keine "natürliche" Geburt sei, der Mensch aber "natürlich" zur Welt zu kommen habe, dieser Kaiserschnitt nicht durchgeführt werden darf?  Manfred Spieker wandelt auf solch abstrusen Wegen, um die künstliche Befruchtung moraltheologisch zu verurteilen.
(Menschenwürde und künstliche Befruchtung, Teil  1 in: Der Fels, März 2019, Teil 2 in: Der Fels, April 2019). Da kein direktes Gebot Gottes es gibt, daß der Mensch "natürlich" zu leben habe, versucht der Autor nun, aus dem Begriff der Menschenwürde abzuleiten, daß eine künstliche Befruchtung moralisch unerlaubt sei, da sie der Menschenwürde widerspräche. 
Zudem entlastet er das moraltheologische Problem, indem das 1.Gebot Gottes nicht berücksichtigt wird. Denn erst durch das 1.Gebot wird die Frage der Erlaubbarkeit einer künstlichen Befruchtung zu einem wirklich moraltheologischen Problem, denn bevor die künstliche Befruchtung als unerlaubt erklärt wird, muß unbedingt geklärt werden, mit welchem Recht dann dies Ehepaar, das auf natürliche Weise kein Kind bekommen kann, so die Erfüllung des 1.Gebotes Gottes verunmöglicht wird.Es müßte dazu begründet werden, warum das 1.Gebot nur erfüllt werden darf, wenn die Kinder natürlich erzeugt werden! Würde die Bibel noch als erste und wichtigste Quelle der Moraltheologie angesehen, fiele eine Antwort leicht, denn für die Moral der Bibel gilt, daß das 1.Gebot den Vorrang hat, sodaß im Falle kinderloser Ehen der Mann sich gar eine Zweitfrau nehmen darf, damit er mit ihr ein Kind für die Ehe erzeugt. Faktisch fungiert dabei die 2.Frau als Leihmutter, denn das Kind, das sie gebärt, gilt dann nicht als das ihrige sondern als ein legitimes des bisher kinderlosen Ehepaares. So radical ernst nimmt die Bibel dies 1. Gebot Gottes.
Ganz anders Manfred Spieker. Er ignoriert es einfach. Er frägt nur, ob es der Menschenwürde nicht widerspräche, künstlich erzeugt zu werden. Die Menschenwürde könnte nun a) in dem Geliebtwerden durch Gott relationsontologisch oder b) substanzontologisch mit der Gottebenbildlichkeit des Menschen begründet werden, daß er als Seele Gott ähnlich ist. Warum soll nun diese Menschenwürde einer künstlichen Befuchtung widersprechen?
"Die menschliche Fortpflanzung ist mehr als ein technisches Verfahren.Sie ist die Frucht einer intimen Beziehung von Vater und Mutter, die Frucht einer geschlechtlichen Vereinigung, in der Mann und Frau viel mehr sind als Rohstoffliferanten". (2.Teil S.114)Das klingt sehr erbaulich, ist aber sachlich falsch.Denn die menschliche Seele entsteht nicht aus der geschlechtlichen Vereinigung, denn die Materie, das menschliche kann keine Seele hervorbringen. Gott selbst erschafft die Seele, die dann in den Körper inkarniert diesen zu einem Leib formt. Daß das Kind, wenn es künstlich erzeugt würde, "nicht die Frucht des ehelichen Liebesaktes" (S.115) sei, widerspräche so der Menschenwürde.Denn das so erzeugte Kind "verdankt seine Entstehung einem technischen Verfügungs- und Herrschaftswissen" (S.115). Wie furchtbar: Da gibt es Menschen die ihr Leben einer Herzoperation  verdanken, bei der medizinisches "Verfügungs-und Herrschaftswissen" eingesetzt wurde.  Soll dann der Mensch lieber sterben, als sich menschenwürdewidrig  operieren zu lassen?
Aber der erste und grundlegende Fehler bei diesem moralheologischen Ansatz ist das Vergessen der Seele. Die katholische Anthropologie wird hier durch eine materialistische ersetzt, um so das neue Leben als reine Frucht menschlicher Fortpflanzung mißzuverstehen. Aber ein Mensch ist nie nur die Frucht der menschlichen Fortpflanzung oder einer künstlichen, sondern als Seele zuerst immer ein Geschöpf Gottes.
Zudem: Wie kann es der Menschenwürde entsprechen, nicht zu leben? Trotz des sehr gediegenen Buches von Lütkehus: "Nichts", indem die provokante These vertreten wird, daß es keinen überzeugenden Grund gibt, das Sein dem Nichtsein vorzuziehen, muß die Moraltheologie die Möglichkeit des Lebens dem Nichtsein vorziehen. Nichts widerspricht der Würde des Menschen so sehr wie seine Tötung (obgleich es ein legitimes Töten gibt) und wenn, wo Eltern einem Menschen Leben geben wollen, dies verboten würde, wenn es nur künstlich erzeugt werden kann,  denn dann würde geurteilt werden, daß das Nichtsein der Menschenwürde mehr entspräche als eine Erzeugung unter Indienstnahme von medizintechnischen Möglichkeiten. Und es muß noch unterstrichen werden: Selbst wenn ein Kind rein medzintechnisch erzeugt dann in einer künstlichen Gebärmutter bis zu seiner Geburt heranwüchse, es wäre auch dann in erster Linie ein Gabe Gottes, da Gott allein die menschliche Seele als unsterbliche erschafft und inkarniert. Und das ist die Würde des Menschen, die seine Würde signifikant von der Würde der Tiere unterscheidet.  

Zur Technikphobie
Einst, als es gewitterte, beteten die Menschen, Gott beschütze unser Zuhause vor einem Blitzeinschlag, jetzt vertrauen sie dem technischen Blitzableiter. Die Theologenangst: Je mehr Technik desto weniger Glaube!    

Zum Personalismus
In der Katholischen Theologie hat sich die Philosophie des Personalismus, die wohl auch Spieker vertritt, eingenistet, während sie außerhalb der Kirche nur noch philosophiegeschichlich interessiert. Es wäre zu fragen, mit welchem Recht gerade diese Philosophie positiv in der Moraltheologie rezipiert wurde und wird. In ihrer Kaprizierung auf den Einzelnen, der dann Intersubjektivität fast nur in einer Ich-Du Kommunikation praktiziert, wird sie doch dem  Menschen als soziales Wesen nicht gerecht , verkennt ihn als Gattungswesen, wird ihm aber auch als Seele nicht gerecht, daß er unableitbar aus der Welt ist als Seele.   
     
   

1 Kommentar:

  1. Bitte informieren Sie sich, was bei der sogenannten künstlichen Befruchtung geschieht!
    1. Sünde: Der Mann muss masturbieren, die Frau stimmt dem zu
    2. Sünde: Mann und Frau stimmen zu, dass befruchtete Eizellen, also ihre Kinder getötet werden, damit ein Kind geboren wird. Da aus egoistischen Gründen ist das Mord an den eigenen Kindern.
    Welch ein Leid für ein künstlich erzeugtes geborenes Kind, dass seine Eltern seine Geschwister getötet haben. Wie soll es da Vertrauen haben, dass es aus einem neuen egoistischen Grund nicht auch getötet wird? Der Mensch wird von Gott berufen, zum Priester, zur Ehe und eben auch zu Vater bzw. Mutter. Kinder werden von Gott geschenkt; vor der Eheschließung werden Mann und Frau gefragt, ob sie die Kinder annehmen wollen, die Gott ihnen schenken wird. Wenn sie keines geschenkt erhalten, ist der noch katholisch, der es über Morde an den eigenen Kindern erzwingen will?

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