Wenn auch fast alles umstritten ist, an zwei Dinge wird in Deutschland fest geglaubt, daß der Zölibat in der Katholischen Kirche abgeschafft gehört und daß die Demokratie die beste denkbare Staatsform ist.Was nur tuen, wenn man Zweifel hegt an dem, was alle glauben, wenn man nicht zu den Allen gehört. Das überzeugendste Argument gegen den Zölibat und für die Demokratie ist selbstredend der Appell an den Herdentrieb, daß man sich doch nicht mit Außenseitermeinungen von der Herde entfernen will, um allein abseits zu stehen. Eine lange Sozialisation, und das war auch immer die Schule des Überlebenskampfes für den nichtseßhaften Menschen, lehrte: Nur in der Herde kann der Einzelne überleben und gut leben. Sie und sie allein bietet Schutz- und auch nach dem Seßhaftwerden, als wir anfingen, in einer Heimat zu leben als Landwirtschaftler und Züchter, wir hörten auf, primär Jäger und Sammler zu sein, bewahrte sich als Grundprogrammierung der Herdentrieb bis zum heutigen Verkaufsargument: Das Buch wird jetzt von Allen gelesen!
Warum als Steppenwolfexistenz außerhalb der Erde leben wollen? (vgl Herrmann Hesse, Der Steppenwolf)
Nur, gelegentlich will sich ein Gedanke, ist er erstmal in unserem Denken heimisch geworden, nicht mehr auslöschen. Die einfache Frage lautet: Was qualifiziert einen demokratisch Gewählten zum Regierenkönnen? In einem Frieseurgeschäft darf kein Auszubildener im ersten Lehrjahr bei einem Kunden die Haare schneiden- es wird ihm noch nicht zugetraut, das zu können. Wie lange muß ein angehender Arzt studieren, wie oft hospitieren bei Operationen, bevor er selbst seine erste OP durchführen darf? Was qualifiziert dann im Vergleich dazu enen Politiker zum Regieren? Verfügt er über eine theoretische und praktische Ausbildung, hat er Examina bestanden, die ihm bescheinigen, regieren zu können? Wenn schon das Haarabschneidenkönnen eine theoretische und praktische Ausbildung verlangt, damit die Kunden zufrieden stellende Frisuren zu stande kommen, um wie viel mehr wäre da eine theoretische und praktische Ausbildung für Regierer von nöten?
Reicht stattdessen das demokratisch Gewähltsein aus, um den so Gewählten zum Regierenkönnen zu qualifizieren? Oder meint man, daß wenn die Mehrheit wen dafür als qualifiziert ansieht, er deshalb auch schon qualifiziert ist?
Oder: Was spricht dagegen, daß der Beruf des Politikers als Ausbildungsberuf angesehen wird? So habe ich als Patient das Recht, mir einen Arzt frei auszuwählen, von dem ich mich behandeln lassen will, es geht also demokratisch zu, aber es darf sich nur ein ausgebildeter Arzt zur Wahl stellen! Das passive Wahlrecht der Demokratie wäre so eingeschränkt, wenn so der Beruf des Politikers ein Ausbilungsberuf wäre und kein Anlernjob! Wenn ein Arzt Medizin theoretisch und praktisch studieren muß, was spräche dann dagegen, daß ein Politiker Politikwissenschaft theoretisch und praktisch zu studieren hat?
Nun könnte eingewandt werden, daß es a) auf den guten Willen mehr ankäme als auf das Können und daß b) das Regieren keine erlernbare Kunst sei! Aber was nützt dem Arzt der gute Wille zum Heilen, wenn er nicht weiß, wie er heilen kann? Und alle wissenschaftlichen Ausbildungen setzen ein Talent für das zu Studierende voraus, ohne das kein Studium wirklich erfolgreich abgeschlossen werden kann. Ein Unmusikalischer kann eben nicht Musik erfolgreich studieren! So gibt es eine der Ausbildung vorausgesetzte Talentierung für diese Ausbildung, die dann sehr wohl ausgebildet werden kann. Das Studium hätte so auch die Aufgabe, Nichttalentierte nicht erfolgreich das Studium beenden zu lassen.
Praktisch hieße das, daß politische Parteien nur zu Wahlen aufstellen können Personen, die eine hinreichende Berufsausbildung zum Regieren aufweisen können. Die Wahl wäre dann immer noch demokratisch, aber es gäbe dann auch zum Regieren Ausgebildete und so Qualifizierte.
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