Donnerstag, 14. Oktober 2021

Das kann "man" heute doch nicht mehr so sagen, in der Kirche nicht und auch sonst nicht...



Dies „Man“ übt eine gewaltige Macht aus und ist doch so schwer faßbar und bestimmbar, doch jeder weiß irgendwie, was man heutzutage nicht mehr so sagen darf. So erhielt ich vor kurzem erst den Hinweis, daß „man“ nicht mehr von „Fremdsprachen“ sprechen dürfe, denn dieser Ausdruck sei „rassistisch“, diskriminiere den so Sprechenden, sodaß „man“ nun von „Anderssprechenden“ zu reden habe.

Was ist denn so in der Kirche diesem „Man“ schon alles zum Opfer gefallen? Ein paar Beispiele mögen dies veranschaulichen. Jesus Christus lud am Gründonnerstag nur seine 12 Apostel zu der Einsetzung dieses Sakramentes ein. Klingt das nicht arg diskriminierend und irgendwie auch klerikal? Warum lud er nicht Frauen zu dieser Feier ein, warum keine Sünder und Zöllner, warum nicht alle seine Jünger?

Ich kann mich nicht erinnern, daß ich in den letzten 10 Jahren, obgleich ich fast täglich zur hl. Messe gehe, auch nur einmal gehört zu haben, daß Christus mit seinen 12 Aposteln und nur mit ihnen die erste Eucharistie zelebriert hatte. Stattdessen heißt es, daß er seine Jünger oder seine Freunde dazu eingeladen habe. Wenn er wirklich seine Freunde dazu einlud, wie konnte er dann Judas Ischariot einladen, wußte er doch im Voraus, daß dieser ihn verraten werden wird. Diesen Judas konnte Christus nicht als seinen Freund ansehen. Zudem: Warum waren nun ausgerechnet die 12 Apostel seine Freunde und nur sie? Wenn aber gesagt wird, es seien seine Jünger eingeladen worden, wird einfach diese Limitierung auf 12 Eingeladene unterschlagen.

Noch ärger ist es aber, daß der Herr diese 12 Apostel und nur sie zu Priestern weihte, denn am Gründonnerstag setzte Jesus ja nicht nur das Sakrament der Eucharistie ein sondern auch das Sakrament der Weihe zum Priester. Dies Ereignis wird aber regelmäßig verschwiegen zugunsten der Vorstellung, Jesus habe hier nur sein letztes Abendmahl, ein ausgiebige Abendessen also zu sich genommen, dem er dann noch eine besondere Bedeutung beigab.

Was essen und trinken wir denn dann, wenn wir die hl. Kommunion empfangen? Jesu Antwort ist klar: Mein Fleisch und mein Blut! Das Brot wird in sein Fleisch Jesu Christi wesensverwandelt, der Wein in sein Blut: Wir trinken also Blut Christi. Das war schon Judenchristen eine zu harte Lehre,sodaß sie ihn darum verließen. Was hören wir heute dazu? Es begegnet uns in der Eucharistie die Liebe Jesu Christi.

Die Eucharistiefeier gehört in den Vorstellungsraum des heiligen Essens. Zwei divergierende Vorstellungen existieren da: a) daß mit den Göttern oder mit einem zusammen etwas gegessen wird, sodaß die daran teilnehmenden Menschen durch diese Eßgemeinschaft mit den Göttern selbst heilig werden oder b) die Menschen essen Göttliches und werden dadurch heilig. Das Ziel ist also die Heiligung des Menschen durch eine Partizipation am Heiligen, entweder durch die Gemeinschaft des Miteinanderessens oder durch das Essen des Göttlichen selbst. Der Mensch ist, was er ißt oder: Sage mit, mit wem wer einen Umgang hat, und ich sage dir, wer er ist. In der christlichen Religion in ihrer Eucharistie verknüpfen sich nun diese zwei Vorstellungen, da nun Jesus Christus als Gottes Sohn einerseits der Gastgeber dieses heiligen Essens ist und andererseits er sich selbst zu essen und zu trinken gibt als sein Fleisch und sein Blut.

Diese zutiefst religiösen Vorstellungen von einem heiligen Essen sind aber für moderne Menschen unzumutbar, sagt „man“. Wechseln wir jetzt also in einen ganz anderen Vorstellungsraum, dem des Liebesfilmes. Eine typische Struktur etwa der filmästhetisch wirklich gut gemachten Rosamunde-Pilcher Filme: Eine Frau, beruflich erfolgreich in einer größeren Stadt, oft auch mit einem festen Freund ausgestattet, muß unerwartet retour in ihre alte Heimat fahren- oft aus familiären Gründen. Kaum angetroffen, begegnet ihr da ein Mannn, sie geraten irgendwie aneinander- und der Zuschauer erkennt sofort, lang bevor die beiden Protagonisten das bemerken, daß sie sich auf den ersten Blick ineinander verliebt haben. Der Film läuft dann meist noch 1 Stunde, bis daß dann diese zwei zueinander finden, erkennend, daß sie füreinander bestimmt sind. Ein Narrativ vieler schöner Liebesfilme.

Nun wird genau aus diesem Genre die Hauptszene herauskopiert, um als das Begegnungsgeschehen nun die Eucharistie zu interpretieren: Jesu Liebe begegne uns da wie der Frau dieser Mann in der Heimat. Das Christentum wird nun in Analogie zu einem Liebesroman gedeutet: Gottes Liebe zu uns begegnet uns in Jesus, der uns wieder in der Eucharistie begegnet. Jesus lade eben alle Menschen dazu ein, ihn als die Liebe Gottes zu uns Menschen so zu erfahren. So wird die Eucharistie ihres zutiefst religiösen Gehaltes beraubt, um diese Feier dann umzugestalten als einer von Menschen, die sich wechselseitig lieb haben und in dem Mahl ihr Geliebtwerden durch Gott erfahren. Aus der Heiligung des Menschen wird die „Erfahrung“ des Angenommenseins durch Gott, so wie wir Menschen nun mal sind.

Darum werden die Früchte der hl. Kommunion auch nicht mehr erwähnt, daß sie eine Medizin zur Unsterblichkeit ist, daß sie Sünden vergibt, daß sie eine Gemeinschaft mit dem Sohn Gottes erwirkt und dann konsequenterweise auch nicht mehr die Negativwirkungen einer sakrilegischen Kommunion. Das sind eben alles Dinge, die „man“ nicht mehr sagen darf!

Ganz verdunkelt wird dabei der Opfercharakter der Eucharistie. Sie soll eben nur noch ein reines Begegnungsgeschehen sein, in der der Kommunikant sein Angenommensein durch Gott erfährt. Würde nun aber nachgefragt, ob dies Angenommensein wirklich erfahren oder „nur“ geglaubt wird, brächte man Vertreter eines solchen Eucharistieverständnisses in eine arge Bredouille. : Die Eucharistiefeier soll ja gerade ein Gegenpol zum verintellektualisierten Christentum darstellen, indem nun etwas Religiöses sinnlich erfahren werden soll. Aber gerade das da Erfahrenwerdensollende ist nichts sinnlich Erfahrbares sondern nur etwas Glaubbares. Damit verliert aber diese Kultfeier das in heutigen Zeiten sie Rechtfertigende, daß in ihr der Mensch sinnlich angesprochen wird und daß hier das sonst nur Geglaubte zu einer Erfahrung werden soll. In diesem Pathos der Erfahrung soll die Differenz von dem „Im Glauben“ und dem „Im Schauen“ aufgelöst werden, denn nun wird das eigentlich dem Schauen Vorbehaltende der postmortalen Existenz zu etwas im irdischen Leben schon Erfahrbaren.

In der Begegnungsrhetorik, die ihren Sitz im Leben des Liebesromanes und Liebesfimes hat, soll nun das Problem, daß die Realgegenwart Jesu Christi nur geglaubt, aber noch nicht geschaut wird, gelöst werden durch die Behauptung: In der Eucharistie würde die Liebe Gottes zu uns, unser Angenommensein erfahrbar werden.

In antiintelktualistischen Zeiten reicht eben eine zu glaubende Präsenz Jesu Christi in der Eucharistie nicht mehr, das Zuglaubende muß ein Erfahrbares werden. Darum flüchtet sich die Eucharistiefeier in diese Begegnungsrhetorik, weil „man“ von dieser Differenz von: „Im Glauben“ und „Im Schauen“ nicht mehr reden mag. Das wolle „man“ nicht mehr hören, denn was relevant sein soll, muß erfahrbar sein, sonst ist es nicht relevant.

Was „man“ nicht alles mehr sagen darf, weil „man“....



Ach ja, Papst Benedikt kämpfte noch gegen die Falschübersetzung: für alle, denn korrekt übersetzt heißt es: für viele in der Einsetzung der Eucharistie durch Jesus Christus. Aber die Deutschen Bischöfe widerstanden heroisch, denn „man“ darf doch nicht den Eindruck erwecken, daß Jesus nicht die Allversöhnung verkündigt habe, wie sie uns der größte Kirchenlehrer des 20.Jahrhundertes Willy Millowitsch gelehrt hat, daß wir alle als kleine Sünderlein in den Himmel kommen. Allerdings muß hier doch ein Einwand miterwähnt werden, daß hier zu misanthropisch das Sündersein betont wird, sodaß „man“ besser sagte: Weil wir alle gute, wenn auch nicht vollkommene Menschen wären, kämen wir alle in den Himmel, es sei denn , wir wollten da nicht hinein.

 

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