Mittwoch, 13. Oktober 2021

„Heute stöhnt unsere Mutter Erde und warnt uns“ Die neue Papstbotschaft



Eine eindringliche und auch „apokalyptische“ Botschaft des Papstes an die Jugend und die Welt: „Heute stöhnt unsere Mutter Erde und warnt uns, dass wir uns gefährlichen Schwellen nähern. Ihr seid vielleicht die letzte Generation, die uns retten kann, und ich übertreibe nicht. Ich übertreibe nicht, denn eure Kreativität und euer Durchhaltevermögen sind angesichts dieser Notlage mit einer großen Verantwortung verbunden“. So steht es geschrieben auf Kath net am 11.10.2021

Die Pachamamaverehrung seitens Papst Franziskus war eben doch nicht nur ein einzelner Betriebsunfall. Auch in dieser Ansprache an die (grüne)Jugend der Welt wird die Welt verpersonalisiert und so vorgestellt als eine Entität, die zu uns spricht, sich offenbart und zu der wir auch sprechen können. Der Begriff der „Mutter Erde“ vergöttlicht so die Erde gerade auch durch die Zufügung des „unsere“. Aus katholischer Perspektive ist Maria, die Mutter Gottes unsere Mutter und zudem gilt das große Cyprianwort: Wer die Kirche nicht zu seiner Mutter hat, hat Gott nicht als seinen Vater. Signifikant ist es dann, daß in dieser Papstansprache an die (grüne)Jugend der Welt Gott nicht einmal vorkommt, und Jesus nur zweimal:

Wenn wir unseren Blick auf Jesus richten, werden wir die Inspiration finden, eine neue Welt zu gestalten, und den Mut, gemeinsam in eine bessere Zukunft zu gehen.

Ich gebe hier die ganze Passage wieder:

Lasst euch mit Kreativität auf den Aufbau einer neuen Zeit ein, mit Sensibilität für die Stimme der Armen und mit der Verpflichtung, sie in den Aufbau unserer gemeinsamen Zukunft einzubeziehen. Unsere Zeit braucht angesichts der Bedeutung und Dringlichkeit der Wirtschaft eine neue Generation von Ökonomen, die das Evangelium in Unternehmen, Schulen, Fabriken, Banken und Märkten leben. Folgt dem Zeugnis jener neuen Händler, die Jesus nicht aus dem Tempel vertrieben hat, denn ihr seid seine Freunde und Verbündete seines Reiches.“

Nicht fordert hier der Papst seine Hörer auf, Jesus zu folgen sondern den „neuen Händlern“, das sind Ökonomen, die für eine Alternativökonomie einfordern. Diese neue Ökonomie soll nun irgendetwas mit dem „Evangelium“ zu tuen haben, aber das Wie des Verhältnisses bleibt völlig im Unklaren. Der protestantische Theologe Karl Barth präsentierte einst ein klares Kriterium zur Erkennung der Christlichkeit einer Aussage bzw eines Textes: Wenn aus dem Text: Gott, Jesus Christus, das Evangelium ...herausgestrichen werden, ändert sich dann der Gehalt- wenn nicht, ist er nicht christlich. Die Aussage: Im Hören auf das Evangelium erkennt ein Feuerwehrmann, daß er den Hausbrand zu löschen habe, ist dieser Bezug auf das Evangelium völlig überflüssig, weil jeder Feuerwehrmann weiß, was seine Aufgabe angesichts eines brennenden Hauses ist. Ist nicht hier die konkrete Forderung nach einer „Sensibilität für die Stimme der Armen“ nicht ein Anliegen jeder zeitgenössischen Sozialpolitik, sodaß es überflüssig ist, diese „Sensibilität“ auch noch als etwas Evangeliumgemäßes zu qualifizieren. Genauso gut könnte das Löschen eines Zimmerbrandes als etwas Evangeliumgemäßes tituliert werden.

Noch beeindruckender fällt die zweite Aussage aus:“Wenn wir unseren Blick auf Jesus richten, werden wir die Inspiration finden, eine neue Welt zu gestalten, und den Mut, gemeinsam in eine bessere Zukunft zu gehen.“ Wo hat Jesus Christus ein Programm zur Gestaltung einer neuen und besseren Welt vorgelegt oder wenigstens dazu aufgerufen? Wo macht er Mut zur Erschaffung einer besseren Zukunft? Davon ist in dem Neuen Testament nichts zu finden, Jesu eigene Zukunftserwartung hat er uns aber in der Johannesoffenbarung dargelegt und in dieser Apokalypse ist nichts zu finden von einem Aufruf zur Weltverbesserung. Es wird der Untergang dieser Welt verkündet und daß Gott dann seine neue Welt erschaffen werden wird.Der gravierendste Unterschied ist so die Beantwortung der Frage, wer denn die neue, die andere Welt hervorbringen wird: Jesus Christus Antwort fällt eindeutig aus: Gott wird die neue Welt wirken, nachdem er die alte auch mit Mithilfe seiner Engel vernichtet haben wird. Papst Franziskus, ganz in der Tradition von Obamas: „Yes, we can“ sagt: „Ihr seid vielleicht die letzte Generation, die uns retten kann, und ich übertreibe nicht.“ Das muß ernst genommen werden: Die jetzige Generation, die jetzt junge, sie allein kann, wenn überhaupt noch, die Welt retten.

Nicht rettet uns Jesus Christus, nicht Gott, sondern der Mensch muß sich selbst retten, indem er die Welt rettet. So ist es kein Zufall, daß in diesem Text Gott überhaupt nicht vorkommt, denn die Jugend soll diese Aufgabe übernehmen. Jesus fungiert dann höchstens noch als Motivationsverstärker, aber im Prinzip kann er auch aus dem Text gestrichen werden. Es ist dann ja auch augenfällig, daß hier nicht von Jesus Christus die Rede ist sondern nur noch von Jesus, der dann, wenn überhaupt noch, nur als Vorbild fungiert: Er soll uns dazu motivieren, auf die „Stimme der Armen“ zu hören. Zu diesem Reduktionismus paßt es eben, nur noch von Jesus zu reden.

Das Frappierendste ist so, daß auch der Papst mit dem einzigen US-Präsidenten Obama einstimmt in den Ruf: „Yes, we can“- weil wir es können, ist für uns Gott überflüssig! Auch die (grüne) Jugend braucht ihn nicht, wenn sie sich nun die Welterrettung auf ihre Fahnen schreibt.

Corollarium:

Jesu Christi Verkündigung war ganz eingezeichnet in den zeitgenössische jüdischen Glauben an Gottes endgültiges Eingreifen in die Geschichte, daß Gott dem alten Äon sein Ende bereiten wird, um dann eine neue Erde und einen neuen Himmel zu erschaffen. Dieser Gesamtvorstellungskomplex wird als Apokalypse bezeichnet, Jesus Christus verkündet darin das Ende, den Untergang dieser Welt. Die Johannesoffenbarung ist die als authentische Explikation dieser jesuanischen Verkündigung anzusehen. Ein Weltverbesserungsprogramm, einen Glauben an einen menschlichen Fortschritt in einer immer besser werdende Welt ist daraus bei noch so viel Phantasterei nicht ableitbar oder begründbar. Apokalyptiker glauben nicht an die Perfektibilitierbarkeit dieser Welt. Das gehört eher zum Glaubensgut der Freimaurer mit ihrer Utopie einer brüderlich-geschwisterlichen Einheitswelt.





 

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