Eine Messe im Freien, die Sonne scheint, spätsommerlich warm und es müssen sogar kurz vor der Messe noch mehr Stühle rausgestellt werden, weil mehr Gottesdienstbesucher kamen, als erwartet worden war, also ein erfolgreiches Konzept: der Familiengottesdienst im Freien.
Ist es wohl gestattet trotz dieses numerischen Erfolges, Bedenken und gar theologische anzumelden? Eigentlich nicht mehr, leben wir doch in den Zeiten der Verdemokratisierung der Kirche, in denen gilt: Was die Mehrheit will, was ihr gefällt, das ist wahr. Hätte die Mehrheit des Mittelalter geglaubt, daß die Erde eine Scheibe wäre über die die Sonne auf- und untergeht, dann wäre das wahr gewesen, denn das Meinen der Mehrheiten soll jetzt gar als eine Quelle der Wahrheit für den theologischen Diskurses gelten, zumindest wenn man dem „Synodalen Irrweg“ traut.
Aber Ewiggestrige sehen das anders: Es sei an die Kultzentralisation in der Religionsgeschichte Israels erinnert. Nur noch an dem von Gott eigenes erwählten Ort, dem Jerusalemer Tempel durfte Israel Gott kultisch verehren, nur dort konnten Gott ihm wohlgefällige Opfer dargebracht werden von den dazu eigenes erwählten Priestern. Zweierlei sollte damit ausgeschlossen werden: a)die Neigung, neben Jahwe noch andere Götter zu verehren- der Polytheismus war bis zur babylonischen Exilierung eine Selbstverständlichkeit des religiösen Lebens für Israel und b) die Praxis, Jahwe auf den „Höhen“ Opfer darzubringen. Die „Höhen“ gelten in der religiösen Topologie als besondere Orte der Nähe Gottes, sodaß auf ihnen dann Gott verehrt wurde, da man da ihm als Himmelsgott näher war.
Könige, die diese „Höhen“ abschafften um des alleinigen Jerusalemer Kultes willen beurteilt so die Hl. Schrift als besonders vorbildlich, etwa das Josianische Reformwerk.
Prinzipiell gilt, daß nicht dort Gott verehrt wurde, wo es uns Menschen gefiel, sondern wo Gott selbst verehrt werden wollte. Orte, die als heilig galten, wurden so Orte des Gottesdienstes. Nicht gilt also: Wo Gott verehrt wird, entsteht ein heiliger Ort, sondern wo ein heiliger Ort ist, ein Ort seiner besonderen Präsenz, wo er seinen Namen wohnen läßt, sodaß er für die gläubige Gemeinde da ansprechbar ist, wird der Gottesdienstkult vollzogen.
Das gilt auch für die religiöse Praxis des Neuen Bundes. Dort, wo Gott seinen Namen wohnen läßt, das ist der Ort der Präsenz Jesu Christi im Tabernakel, im Alten Bund: das Zelt der Begegnung= Tabernakel, der Ort ist, an dem die Gemeinde die hl. Messe feiert. Nicht gilt hier: Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen, sondern: Weil Jesus Christus in der gewandelten Hostie gegenwärtig ist, die ihre Wohnstätte im Tabernakel findet, versammelt sich die Gemeinde am Orte göttlicher Präsenz, weil Gott da für uns ist. Der heilige Ort, der durch die dortige göttliche Präsenz erst konstituiert wird, ist so die Voraussetzung dafür, daß da dann ein Gottesdienst gefeiert werden kann.
Wo wird aber ein Gottesdienst gefeiert, wenn er nicht in einer Kirche, dem Orte seines Wohnens auf Erden zelebriert wird? Diese Praxis ist vergleichbar mit der der Jahweverehrung auf den Höhen: Statt da Gott zu dienen, wo er seinen Namen wohnen läßt, ehrt man da Gott, wo es der Gemeinde eben besser gefällt, draußen im Sonnenschein. Das hat auch Folgen: Wo Jesus Christus nicht präsent ist, da bekreuzigt sich ein Gottesdienstbesucher nicht mehr, wenn er sich auf einen der Stühle des Freiluftgottesdienstes setzt. Es wird auch nicht mehr gekniet, aus rein hygienischen Gründen, die Sonntagshose soll ja nicht verschmutzt werden. Die Stühle erwirken eine Konzertatmosphäre, man sitzt und erwartet das (Unterhaltungs)Programm.Sitzbänke mit Kniebänken „verführen“ dagegen zum Knieen und Beten- der Gottesdienstbesucher wird zum aktiven Gottesverehrer.
Aber grundsätzlicher: Das Problem ist eben, daß die Frage nach dem Ort, wo und dann auch wie Gott verehrt wird, respondiert wird mit: Wo und wie es uns gefällt. Das wäre so, als wenn ein Butler, der von seinem Herrn beauftragt wurde, ihm den Tee zu servieren, Kaffee bringt mit der Begründung: Mir mundet der Kaffee mehr. Wir ehren Gott, wo und wie es uns gefällt, das ist die Profanisierung des Gottesdienstes, weil er seines Wesens beraubt wird, daß er nur ein wahrer ist in seiner Ausrichtung auf Gott hin. Da, wo Gott uns verheißt: Hier wohne ich mitten unter euch, hier lasse ich meinen Namen wohnen, wie es im Weihegebet des Jerusalemer Tempels so wunderbar heißt, da sollen wir uns versammeln, um Gott dort zu verehren. Denn nicht durch ein menschliches Tuen werden Orte heilige, sondern durch Gottes besondere dortige Präsenz. Das ist dann der angemessene Ort für die hl. Messe.
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