Jesus Christus selbst bezeichnet diese Trias als das Herzstück der christlichen Religion. Spontan wird wohl jeder meinen, daß unter dem Begriff der „Liebe“ immer ein und das selbe zu verstehen sei, daß es aber um drei verschiedene Objekte dieser Liebe geht. A priori ist somit eine Reduktion auf zwei Objekte ausgeschlossen, indem etwa gemeint wird, daß der Mensch, indem er seinen Nächsten liebte, auch schon Gott liebe. Das wäre so. als respondierte eine Ehefrau auf die Frage ihres Mannes: „Liebst Du mich denn noch?“ : „Ich liebe Deine Kinder und damit auch Dich!“
Aber ist Liebe immer Liebe? Ein Ehemann spricht: „Ich liebe meine Frau und ich liebe meine Tochter.“ Wenn er nun genauso seine Tochter liebte wie seine Frau wäre das eine Katastrophe, denn zur geschlechtlichen Liebe gehört notwendigerweise auch das erotisch-sexuelle Begehren. Würde er also seine Tochter wie seine Frau lieben, würde er sie auch so begehren. Diese Liebe wäre dann eine sündige Liebe.Also ist die Liebe eines Mannes zu seiner Frau eine andere als die zu seinen Kindern. Thomas von Aquin versteht unter der Liebe den Willen, dem Geliebten Gutes tuen zu wollen. Das würde für die Liebe des Vaters zu seiner Tochter passen, aber nicht zur Liebe zu seiner Frau. Diese geschlechtliche Ehe inkludiert wohl auch den Willen, der geliebten Frau Gutes tuen zu wollen, ist aber doch etwas wesentlich anderes.
Mein Vorschlag: Die geschlechtliche Liebe ist die Sehnsucht nach der Vereinigung mit dem Geliebten, des Einwerdens mit ihm. Der Haß wäre dann die Sehnsucht des Vernichtens des Gehaßten, beides also starke Gefühle, die die Differenz zwischen dem Ich und dem Du negieren möchten, einmal durch ein Sichvereinigen, das andere mal durch ein Negieren des Anderen.
So könnte dann die Nächstenliebe wie auch die Selbstliebe als Wille, sich Gutes tuen zu wollen, gedeutet werden, während die Liebe zu Gott dann die Sehnsucht nach einer Einheit mit Gott wäre, die dann auch die Sehnsucht nach einer Willenseinheit inkludiert, daß der Gott Liebende das tuen will, was Gott von ihm will, also seine Gebote halten.
Ob aber diese Distinktion wirklich überzeugt, ob damit die Liebe wirklich hinreichend begriffen ist, darf bezweifelt werden.
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