Mittwoch, 18. Januar 2017

Sprache und Denken Lesefrüchte

"Die Romantik als Weltanschauung und Philosophie konnte nur deshalb zur Blüte gelangen,weil die deutsche Sprache schon eine philosophische ist. >Die deutsche Sprache ist die tiefste<stellt z.B. Karl Kraus fest. (Nachts). Daher auch der bekannte Satz vom Volke der Dichter und Denker (Madam de Stael).
Das Lateinische ist eine Machtsprache, das Englische eine Handelssprache, das Französische eine Konversationssprache und das Deutsche eine Philosophensprache." Werner J. Mertensacker, Die Treue. Deutschlands Wesen und Ehre. Ein Plädoyer für Deutshland, Christliche Mitte 2016, S.49 
Wenn es kein un- oder vorsprachliches Denken gibt, sondern immer nur eines in einer Sprache, so ist jedes Denken immer auch fundiert durch die bestimmte Sprache, in der wir denken. Man könnte vielleicht sagen, daß die Grenzen unserer Sprache die Grenzen unseres Denkens sind. So ist uns ein Freiheitsbewußtsein, weil wir in Konjunktiven denken können: Gestern tat ich das, ich hätte aber auch etwas anderes tuen können. Es geschah so, es hätte sich aber auch anders ereignen können. Nun denken die Menschen in ihrer jeweiligen Muttersprache. Welche Bedeutung hat das für das Denken, das ist die Frage, die aus dieser Lesefrucht uns entsteht! Ist nicht jede Mutterprache eine individuelle Weise des Denkens? Wenn das vernünftige Denken muttersprachlich fundiert ist, ist es dann einerseits auf allgemeine Wahrheit insistierend doch andererseits eine individuierte Wahrheit durch das Denken in der Muttersprache? Kann man das Charakteristische der verschiedenen Sprachen bestimmen, etwa so wie es Mertensacker hier vorschlägt?
Vor vielen Fragen stehen wir damit- eines muß aber konzediert werden, daß das Denken sich eine Rechenschaft geben muß über seine sprachliche Strukturiertheit und damit auch über seine Bestimmtheit durch die je eigene Muttersprache.
In dieser Perspektive ist auch die Frage des Gebrauches der lateinischen Sprache in der Liturgie mitzuerörtern! Ist das Lateinische als jetzt "tote Sprache" uns somit zur Sakralsprache geworden?     

 

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