"Käßmann: Da bin ich ganz Theologin des 21. Jahrhunderts. Ich
glaube, dass Maria eine junge Frau war, die Gott vollkommen vertraut
hat. Aber dass sie im medizinischen Sinne Jungfrau war, das glaube ich
nicht." (Spiegel online vom 22.7.2013) Für die evangelische Theologin und Ex-Laienbischöfin ist das eine klare Sache. Selbstverständlich ist ihr Joseph der leibliche Vater und selbstverständlich war Maria nur eine junge Frau und keine Jungfrau. Das ist der Lehrstandpunkt der Theologie nicht einfach im 21.Jahrhundert sondern der, der auf der Höhe des 21.Jahrhundertes sich befindet.
Implizite steckt hinter solchen Selbstdatierungen,sie sei eine Theologin des 21.Jahrhundertes die Vorstellung eines allgemeinen Progressierens: Was im 16. Jahrhundert noch als eine Wahrheit galt, kann es im 20. Jahrhundert nicht mehr sein, weil ja die Entwickelung vorangeschritten ist und somit wir besser Bescheid wissen als noch vor ein paar Jahrhunderen, wo man noch an soetwas wie eine Jungfrauengeburt glauben konnte. Den Anhaltspunkt für diesen naiven Fortschrittsglauben bildet der technische Fortschritt in der Moderne: Die Automobile von heute fahren eben besser als die vor 50 Jahren und nur Nostalgiker setzen sich in Oldieautos! Und so veraltet ist für die evangelische Theologin auch das apostolische Glaubensbekenntnis, geboren aus der Jungfrau Maria und selbst Teile der hl. Schrift! Auch die war eben eine Gefangene ihrer Zeit und konnte nur so von einer Jungfrauengeburt erzählen, die uns als moderne Menschen unzumutbar ist.
Woher weiß aber diese Theologin, daß die Bibel in diesem Punkte (und noch so manchem anderen wichtigen) einfach irrt, weil die Autoren eben leider noch nicht so aufgeklärt waren wie wir Heutigen?
Die dem zu Grunde liegnde These lautet, daß alle Ereignisse in der Geschichte der Menschen natürliche Ereignisse sind, daß sie also rein weltimmanent erklärbar sind. Ein Ereignis, was nur erklärbar ist durch ein Einwirken Gottes oder übernatürlicher Kräfte, kann so kein reales Eeignis in der Geschichte sein.
Läste ich einen Bericht über ein Fußballspiel, in dem es hieß: In der 17. Minute gab der Schiedsrichter für die Heimmannschaft einen 7 Meterfreistoß, dann weiß ich sofort, daß das nicht sich so ereignet haben kann, denn im System des Fußballes gibt es keinen 7 Meter sondern nur Elfmeter.
Die Voraussetzung dafür, daß ein Ereignis ein wirkliches ist, ist daß es ein mögliches ist. Wenn ich die Geschichte so definiere, daß nur weltimmanent erklärbare Ereignisse wirkliche Ereignisse der Geschichte sein können, dann kann ein Wunder kein Ereignis in der Geschichte sein! Die Wissenschaftlichkeit der Kritik des Ereignisses der Jungfrauengeburt reduziert sich so darauf, daß in Folge dieser Definition von Geschichte das kein Ereignis in der Geschichte sein kann. Das ist etwa so, als wenn ich sagte, daß man nicht die Wurzel aus -1 ziehen könne, weil es keine Zahl gibt, die mit sich selbst multipliziert -1 ergibt und die gibt es nicht, weil ich die imaginären Zahlen vorher ausgeschlossen habe für die Problemlösung dieser Frage.
Es kann keine Wunder in der Geschichte geben, weil Gott nicht in der Geschichte wirken kann- dieser plumpe Grundsatz ist der einzige Grund dafür, daß Moderne die Möglichkeit einer Jungfrauengeburt ablehnen. Aber wie wissenschaftlich ist denn dieser Grundsatz selbst. Er wäre nur wissenschaftlich, wenn der Atheismus der einzig legitime wissenschaftliche Standpunkt wäre.
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