Montag, 25. Januar 2021

Anmerkungen zum homo oeconomicus in seiner religiösen und politischen Praxis der Coronaepidemie

(Der Kampf um den Menschen- wie ist er zu deuten?)


Der homo oeconomicus ist der Mensch der Gegenwart; wann er das Licht der Welt erblickte, ist nicht leicht feststellbar, auch wenn er sich gerne als der Mensch, so wie er war, ist und immer sein wird, versteht. Faktisch ist er aber das Produkt des Liberalismus mit seinem Vorrang des Ökonomischen. Erst dieser Primat erschuf dies Menschenbild, das dann aber in die gesamte Menschheitsgeschichte als ihr Fundament zurückprojiziert wird, und das nicht nur in materialistischen Geschichtsauffassung des Marxismus, des sog.“Historischen Materialismus“ sondern genuin im Liberalismus selbst.Dies sagen wir einmal philosophische Konstrukt tritt nun aber auch handfest real in der Wirklichkeit auf, jetzt vor allem im politischen Raum. Er versteht sich primär als Verkäufer und Käufer. Daß die Waren des Marktes erst produziert werden müssen, damit sie verkauft und gekauft werden, wird dabei weitestgehend ausgeblendet, der Raum der Arbeit tritt zurück hinter die Perspektive des Handels. Nicht mehr der Arbeiter, dessen starker Arm alle Räder der Wirtschaft zum Stillstand bringen kann, steht im Focus der Betrachtung sondern der freie Konsument, der durch die Möglichkeit des Boykottierens die Macht in seinen Händen hält.

Die vom Staate erlassenen Gesundheitsschutzmaßnahmen zur Ein-dämmumg dieser Epidemie empfindet der homo oeconomicus nun als unzumutbare Beeinträchtigung seiner Freiheit, unlimmitiert verkaufen und kaufen zu können. Da dies für ihn das höchste Menschenrecht ist, das Recht auf Privateigentum ist dem subordiniert, um das Kaufen und Verkaufen zu ermöglichen, sodaß es illegitim ist, wenn der Staat dies Grundrecht einschränkt. Es kann kein dem Privatinteresse des homo oeconomicus übergeordnetes Gut geben, um dessen willen eine Einschränkung dieses Grundrechtes akzeptabel sein könnte. Denn solch ein Übergeordnetes, das Gemeinwohl, das Wohl des Volkes, sei nur ein ideologisches Konstrukt, da es realiter nur die Privatinteressen des homo oeconomicus gibt. Nur er sei ein ideologiefreier Mensch, weil er nur ökonomisch denkt und lebt.

Als „Querdenker“ demonstriert er nun gegen eine Regierung, von der er eigentlich erwarten dürfte, daß sie, da zumindest die CDU eine Partei der Wirtschaft ist, eine Politik betreibt, die dem Primat der Ökonomie gehorcht. Das Befremdlichste ist nun aber, daß sich dieser genuine Protest des homo oeconomicus als ein rechter/rechtsradicaler in den Medien vermaledeit sieht, ein wahrhaft liberaler Protest plötzlich etwas Rechtes sein soll. Des Rätsels Lösung ist einfach: Alles, was politisch der Regierung mißfällt, wird von den Medien als rechts perhorresziert, nicht weil es rechts gerichtet ist, sondern weil dies die effektivste Diffamierung ist. Da die Medien nun die Wirklichkeit produzieren, (die Wirklichkeit ist ein soziales Konstrukt, so die Einsicht der Philosophie des Konstruktivismus), ist die Querdenkerbewegung des homo oeconomicus zu einer rechten geworden, der sich nun auch Rechte anschließen. Verkaufen und Kaufen, das ist nun nicht einfach ein Grundrecht, sondern in einer Welt, in der alles zu einer Ware geworden ist, der Grundvollzug des menschlichen Lebens.

Das präfiguriert auch das Verhältnis des homo oeconomicus zur Religion. Für ihn besteht auch die christliche Religion aus einer großen Vielzahl von Angeboten, aus denen er sich das ihm Gefällige zum Konsumieren heraussucht. Nun wird aber der Katholischen Kirche die Generalkritik gegenüber erhoben, daß sie ihre Angebote an den Konsumwünschen ihrer Kunden vorbei produziert. Sie böte nur noch Ladenhüter an, sie müsse sich jetzt umstellen, um nachfragegerecht ihre Angebote zu kreieren. Alle Traditionen der Kirche, von der hl Schrift angefangen, über die Tradition bis zum Lehramt müssen geprüft werden: Ist das den heutigen Konsumenten gemäß? In Deutschland hat sich dieser Überprüfungsaufgabe der „Synodale Irrweg“ gewidmet, daß alle alten Zöpfe abgeschnitten werden müssen, um endlich zeitgemäß zu werden.

Für den homo oeconomicus ist nämlich nur das „wahr“, was ihm als- der Kunde ist König- gefällt. Der Theologie fällt dabei die gewichtige Aufgabe zu, alle bisher als wahr geltenden Lehren der Kirche zu dekonstruieren, sie ihrers Wahrheitsanspruches zu berauben, indem die Lehre der Kirche nur noch ein Konglomerat von Privatmeinungen sein soll, die trotz ihrer Zeitbedingtheit als ewige Wahrheiten ausgegeben wurden durch die Kirche.Wenn alles so gleich wahr und unwahr ist, kann es dann ganz in das Belieben des heutigen Endverbrauchers gestellt werden, was er für sich als wahr erwählt, kauft. Der Rekurs auf das Gewissen als höchste Instanz soll dabei absichern, daß nun der Kunde allein der ist, der definiert, was wahr ist. Darauf soll die Kirche sich dann durch ihre Demokratisierung, das ist ihre Vermarktwirtschaftlichung neu konzipieren als so zeitgemäße Kirche für den homo oeconomicus.



 

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