Freitag, 1. Januar 2021

Sie hat Ja gesagt! Eine kleine mariologische Erwägung

(ein Beitrag zur Frage des freien Willens, wie ist Marias Ja zu verstehen)

Maria hat Ja gesagt: „Ja, ich nehme meine Berufung, die Mutter Gottes zu sein, an.“ Hätte sie auch: Nein sagen können? Mit dieser Frage steht und fällt nicht nur ihr Menschsein sondern das von uns allen. War Maria ein freier Mensch, oder sprach sie der Engel Gabriel so an, daß sie nicht anders konnte, als Ja zu sagen zu ihrer Berufung? Meint ihr Erfülltsein von der göttlichen Gnade, daß es ihr als so Begnadete unmöglich war, nicht Ja zu sagen? Wäre dann aber dieses Ja noch das ihrige oder spräche die göttliche Gnade durch sie dies Ja? Wirkte Maria mit bei der Menschwerdung Gottes oder wirkte Gott durch sie diese Menschwerdung?

Wenn die Gnade Gottes die Natur des Menschen nicht einfach negiert und so den Menschen entmenschlicht, dann muß ihr Ja als ein frei gesagtes gedacht werden. Frei gesprochen ist es aber nur, wenn sie auch Nein hätte sagen können. Unser Freiheitsbewußtsein manifestiert sich nämlich in der Befähgung zum konjunktivischen Denken, daß ich denken kann: „Dies tat ich, ich hätte es aber auch nicht tuen können. Es könnte nun weiter gefragt werden, ob es ein Freiheitsbewußtsein gibt, daß sich dann sekundär im konjunkivischen Denken zum Ausdruck bringt, oder ob es dies Bewußtsein nur im und durch dies Konjunktivdenken gibt.

Maria sagte so ihr Ja; Eva hat so auch ihr Ja gesagt aber zum Teufel, sie hörte auf sein Wort, Maria hörte auf das Wort Gottes. Darum sagte ja der Engel zu ihr: Ave- da sie die umgekehrte Eva sein sollte. Dazu sagte Maria ihr Ja. Jetzt ist sie ob ihres Jasagens zur Königin des Himmels gekürt. Sie wollte die Magd des Herrn sein, nun steht sie als unsere Himmelskönigin den Herrscharen der Engel voran.

Welche Freude im Himmel, daß sie nicht eine zweite Eva war sondern als Maria Ja sagte. Denn hätte sie nicht ihr Ja gesagt, uns wäre nicht der Heiland geboren, nicht hätte er sein Heilswerk vollbringen können. Maria ist so wahrhaftig unsere Miterlöserin- bedauerlicherweise aus ökumenischer Rücksicht traut sich die Kirche nicht, dies zu lehren.



Sieh, o Mutter meines Gottes, hier vor deinen Füßen einen elenden Sünder, der zu dir seine Zuflucht nimmt und sein ganzes Vertrauen auf dich setzt. Ich verdiene zwar nicht, daß du mich eines Blickes würdigst, allein ich weiß, daß du, seitdem du deinen Sohn für die Sünder sterben sahest, sehnlich wünschest, ihnen zu helfen. O Mutter der Barmherzigkeit, siehe mein Elend an und habe Mitleiden mit mir. Alle nennen dich die Zuflucht der Sünder, die Hoffnung der Unglücklichen, welche der Verzweiflung nahe sind, die Hilfe der armen Verlassenen. Sei du also meine Zuflucht, meine Hoffnung, meine Hilfe. Durch deine Fürbitte kannst du mich retten. O gütige Mutter, stehe mir bei; ich beschwöre dich um deines göttlichen Sohnes willen, reiche deine hilfreiche Hand einem Armseligen, der sich dir nach seinem Falle empfiehlt, damit du ihm helfest. Ich weiß, daß du, wenn es möglich ist, dem Sünder mit Freuden zur Hilfe eilest. Hilf mir denn jetzt, da du es kannst. Durch meine Sünde habe ich zugleich die Gnade und meine Seele verloren. Nun aber werfe ich mich in deine mütterlichen Arme und bitte dich, du wollest mich lehren, was ich tun soll, um die Gnade meines Gottes wiederzuerlangen. Siehe, ich bin bereit, alles ohne Aufschub zu tun. Er ist es ja, der mich an dich weist, damit du mir beistehest. Er will, daß ich mich an deine Barmherzigkeit wende, auf daß mir in dem großen Geschäfte meines Heils nicht nur durch die Verdienste deines Sohnes, sondern auch durch deine Fürbitte geholfen werde. Ich nehme nun meine Zuflucht zu dir, o mächtige Jungfrau; bitte deinen göttlichen Sohn für mich und zeige, was du Gutes denjenigen erweisest, welche ihr Vertrauen auf dich setzen. O Maria, erhöre mein dringendes Flehen und verschmähe es nicht. Amen.“1


1 Sintzel,M., Maria, meine Zuflucht und mein Trost, 9. Auflage, 1919, S. 135f.

 

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