Sonntag, 10. Januar 2021

Nächstenliebe in den Zeiten des Coronavirus

(angesichts von über 40.000 Coronatoten allein in Deutschland)


Nie war es so leicht wie jetzt, die von uns Christen geforderte Nächstenliebe zu praktizieren (auch wenn Zeitgeistchristen heute lieber von der zu praktizierenden Solidarität sprechen): einen Mund-Nasen-Schutz tragen in den Räumen, wo dies gefordert wird und den Mindestabstand halten. Mit so wenig Aufwand kann jeder so seine Mitmenschen vor einer Infizierung schützen.

Aber, so könnte erwidert werden, wie sicher ist denn diese Aussage, daß diese Schutzmaskerade wirklich schützt? Die allermeisten Christen sind keine Experten in dieser Causa, sodaß sie beurteilen könnten, ob die Regierungserklärungen dazu wahr sind oder die oppositioneller Querdenker.

Was tun?, fragen wir nun mit Lenin. Man möge sich bitte diese Situation imaginieren: Eine Mutter und vor ihr ihr Bub: „Mama, ich will aufs Eis, schlittschuhfahren!“ Die Mutter erwägt nun: Trägt die Eisdecke des gefrorenen Flusses schon oder könnte mein Kind einbrechen, und wenn es ganz schlimm kommt, ertrinken? Sie weiß es nicht, sie kann die Lage nicht eindeutig beurteilen. Wie wird sie da entscheiden? Hier gibt es für eine Mutter nur eine mögliche Entscheidung: Lieber das weinende Kind in Kauf nehmen: „Warum verbietest Du mir alles!“ als ein ertrunkenes tote Kind.

So sollten auch wir Christen in diesen Zeiten uns entscheiden: Lieber umsonst Masken getragen und die Schutzabstände eingehalten zu haben, als durch ein Unterlassen verantwortlich für die Erkrankung von Mitmenschen zu sein.

Oder welche Frau empörte sich über ihre Doppeldiskriminierung in Freibädern und Schwimmhallen, weil sie da nicht nur wie die Männer Zwangsbadehosen zu tragen haben sondern auch Zwangsbikinis? Ist das wenig an Stoff, was da zu tragen ist, ein Grund, von unzumutbaren Beeinträchtigungen persönlicher Freiheit zu sprechen und Protest-demonstrationen durchzuführen?

Aber es gehöre doch zur christlichen Nächstenliebe, Menschen, die einem lieb sind, zu besuchen, könnte nun eingewandt werden. Hier muß aber genau untersucht werden, ob hier wirklich das Wohl des Besuchten oder das Eigeninteresse des Besuchers im Vordergrund steht. Denn die Nächstenliebe kann nicht darin bestehen, einen Mitmenschen durch meinen Besuch zu gefährden, nur weil ich so gern Besuche mache!

Tatsächlich, diese Coronazeiten sind für uns Christen leichte Zeiten, weil wir nun schon durch solch kleine Opfer, den Mund-Nasenschutz zu tragen, den Schutzabstand zu halten und auf Besuche zu verzichten, jetzt die von uns geforderte Nächstenliebe praktizieren können.

Noch etwas wird hier für uns sichtbar, daß im Regelfall die christliche Nächstenliebe gar nicht zuvörderst in großen heroischen Taten besteht, sondern darin, die staatlichen Gesetze und Anordnungen zu befolgen, da der Staat das Volksleben auf das Gemeinwohl hin orientiert gestaltet, sodaß im Befolgen der Staatsanordnungen der Christ schon die Nächstenliebe realisiert als Dienst an dem Allgemeinwohl.

Aber wie weit sind wir heute davon entfernt. In einem Gottesdienst. Ich saß schon in der Kirchenbank zum Beten, vor mir 2 gesperrte Bänke ob des geforderten Schutzabstandes und dann eine Bank, frei gegeben, in der nur eine Frau saß.Eine Frau setzte sich direkt vor mich in die gesperrte Bank, die Frau in der freien Bank stand auf, signalisierte: „Hier ist noch alles frei.“ Aber sie erwiderte einfach: „Ich sitz, wo ich will, die Bestimmungen interessieren mich nicht.“ Sie hätte nur 2 Bankreihen weitergehen brauchen, der Gottesdienst war schlecht besucht, es kamen viel weniger als zugelassen waren, aber diese Christin setzt sich eben hin, wo sie will... Rücksicht auf Mitmenschen, das ist doch eine unzumutbare Beeinträchtigung meiner persönlichen Freiheit.Die Coronazeiten offenbaren eben auch den Anarchochristen als (Un)Möglichkeit christlicher Existenz.


 

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