Donnerstag, 21. Januar 2021

Irrwege der Kirche: Gebetswoche für die Einheit der Christen im Jahre 2021: die Rechtfertigungslehre


Luther urteilte bekanntlich, daß die Kirche mit der Rechtfertigungslehre stehe und falle- dem ist im Prinzip zuzustimmen, wenn hinzugefügt wird, mit der wahren, sodaß es eben nicht schon ausgemacht ist, daß diese Aussage in eins fällt mit der, daß sie mit der lutherischen stehe und falle.

Die Struktur der Rechtfertigungslehre läßt sich so veranschaulichen: Das in der Bäckerei gebackene Brot sättigt erst, wenn es in einem Lebensmittelgeschäft erworben dann aufgegessen wird. Das Brot ist schon in der Bäckerei für die Menschen zum Verzehr produziert worden, aber es sättigt ihn erst, wenn er es konsumiert. Dem entspricht die Struktur der Rechtfertigungslehre:das am Kreuze Christi erwirkte Heil, das durch die Kirche ausgeteilt von Menschen angeeignet wird. Die Kontroverse ist zwischen katholischer und lutherischer Rechtfertigungslehre nun in der Verhältnisbestimmung von dem göttlichen Wirken und dem des Menschen bei der Vermittelung des am Kreuz gewirkten Heiles beheimatet: wirkt Gott allein oder wirkt der Mensch mit? Seit der Reformation existiert diese Kontroverse und bis heute stehen sich die lutherisch/reformierte Lehre, Gott wirkt es allein und die katholische, der Mensch wirkt mit, gegenüber ohne eine Möglichkeit eines Ausgleiches.

Die Ökumene lebt faktisch davon, daß diese Frage als belanglos angesehen wird, denn es reiche doch die Aussage, daß Gott das Heil des Menschen wirke und die nähere Klärung sei eine Angelegenheit theologischer Schulen, wobei die differenten Auffassungen dann keine kirchentrennende Qualität zukämen. So theologische Kontroversen zu vergleichgültigen macht die Substanz der Ökumene aus.

Es muß nun darüber hinaus festgestellt werden, daß die dieser Kontroverse zu grundeliegende Struktur selbst sowohl in der Katholischen Kirche wie im Protestantismus aufgelöst wurde. Maßgebend dafür ist die neukonzipierte Rechtfertigungslehre des reformierten Theologen Karl Barth, der nach 1945 ökumenisch rezipiert wurde.Das Heil ist schon objektiv am Kreuz gewirkt, es braucht nur noch die Erkenntnis des Heiles noetisch vermittelt werden. Der Glaube eignet so nicht mehr das Heil an, sondern er- und bekennt es nur noch für jeden Menschen. Da das Heil ganz in die Objektivität des Kreuzes verortet wird, bedarf es keiner Vermittellung des Heiles mehr, denn es gilt ja schon jedem. Der Gläubige antwortet nur noch auf das ihm objektiv schon geltende Heil. So kann dann auch auf jede Mission verzichtet werden, da ja jedem das Heil gílt, auch dem Ungläubigen.Aus dem Aneignen wird so ein bloßes Antworten auf das dem Menschen immer schon Geltende.

Aber auch dies Konzept hat sich aktuell überlebt in Folge der Kritik an der Kreuzestheologie dieses Konzeptes, daß das Kreuzaltaropfer für die Rechtfertigung nötig sei. (Anselm von Canterbury gilt da als der schlimmste Theologe).Da Gott nur die Liebe sei, kann von ihm nicht prädiziert werden, daß er ein Sühnopfer wolle. Jetzt haben wir nur noch den Gott, der die Liebe ist und den Menschen, der erkennen soll, daß Gott der alle Menschen Liebender ist.Es kann nun gar kein Heilswerk mehr geben, denn es gibt gar kein Unheil mehr, aus dem der Mensch zu erlösen sei, denn er ist ja immer schon der Geliebte. Er muß nur noch dies erkennen, was objektiv ihm schon gilt.

Jetzt hat die Frage der Verhältnisbestimmung von Gottes Wirken zum Wirken des Menschen in der Vermittelung des Heiles auch keine Bedeutung mehr, da es gar nicht mehr ontisch vermittelt werden kann, da das Heil ja immer schon allen gilt. Daraus generiert sich dann das Indikativ-Imperativ-Schema : Weil Gott uns liebt (der Indikativ), haben wir zu tuen (Imperativ)! So ist die Struktur der Rechtfertigungslehre ad acta gelegt und zwar so erfolgreich, daß selbst Studenten der Theologie das Problem der Rechtfertigung nicht mehr verstehen können!




 

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