Dienstag, 26. Januar 2021

Der Kampf um die Kirche- Besichtigungen des Deutschen Schlachtfeldes



Was die Kirche, was sie sein soll, das ist einerseits göttlich vorgegeben,andererseits aber auch durch die Kirchenmitglieder ge- und umgestaltbar, denn Gott beraubt die Christen nicht ihrer Freiheit, sodaß er einfach instrumentel durch sie die Kirche führt.

Seit dem Ende der Konstantinischen Epoche, als Groborientierung schlage ich vor, von Kaiser Konstantin bis zum Ende der drei großen christlichen Monarchien Rußlands, Österreichs und Deutschlands im und nach dem 1.Weltkrieg, stand die Römisch-Katholische Kirche sozusagen verwitwet da, und mußte sich neu in der Welt verorten und platzieren. Das 2.Vaticanum war der Versuch solch einer Neubestimmung der Kirche.

Diese Neukonzeption ist mit diesem Konzil noch nicht abgeschlossen, sondern der Kampf um die Kirche, was sie ist, was sie sein soll, nachdem sie nicht mehr im Thron-und Altar-Bund lebt. Im „Synodalen Weg“ wird jetzt in Deutschland dieser Kampf um die Neuorientierung der Kirche exemplarisch ausgefochten.

Mehrer Zentren des Kampfes sind dabei leicht ausmachbar:

Der Kampf um das Priestertum, ausdifferenziert in die Frage der Zulaßbestimmungen zum Priestertum- können Frauen und verheiratete Männer Priester werden und sollen Homosexuelle der Weg zum Priestertum erleichtert werden.

Der aktuelle Kampf um das Priestertum ist aber auch ein Kampf um den christlichen Opferkult. Gibt es in der Kirche, weil zur Religion das Opfer konstitutiv gehört, Priester oder ist das Christentum eine opfer- und damit kultlose Religion, sodaß es zwar Pfarrer aber keine Priester in ihr zu geben habe, wie es der moderne Protestantismus vertritt in einer gewissen Differenz zur reformatorischen Theologie, die im Kreuz Jesu noch ein wahrhaftiges Gott dargebrachte Sühnopfer sah. Das Reformziel wäre dann eine verprotestantisierte priesterlose Kirche. (Luther schuf ja das Priestertum in seiner „Kirche“ ab in Folge seiner neuen Lehre, daß die Eucharistie als reines Abendmahl und nicht als Meßopfer zu feiern sei.) Im Kampf gegen die Klerusvorherrschaft in der Kirche verbirgt sich dieser Kampf zur Abschaffung des Opfer darbringenden Priesters. Eine modernistische Gottesvorstellung, daß der Gott Jesu als nur Liebgott keine Opfer wollen könne, legitimiert dann theologisch diese Abschaffung des Priestertumes. Die Ersetzung der Eucharistie durch eine solene Abendmahlsfeier ermöglicht dann auch die Vorstellung, daß eine Frau dem vorsteht, weil es nun ja nicht mehr eine Opferhandlung sein soll, (die dem Männlichen ob des Opfercharakters in den Religionen vorbehalten ist) sondern ein symbolisches Essen (Mahl), sodaß es einsichtig ist, daß dann da eine Frau -hausfrauentypisch- ihr vorsteht. Die Eucharistie wird verhausfraut zu einem religiösen Essen.

Dieser Kampf speist sich nun aber vor allem aus der feministischen Ideologie, die die Kirche als von Klerikern beherrschte Organisation ansehen, in der Männer die Macht für sich usurpiert haben. Theologische Argumente der Legitimität der hierarischen Verfaßtheit werden dann als männliche Machtansprüche dekonstruiert un ihnen der Wille der Frau, auch Macht in der Kirche ausüben zu wollen, entgegen zu setzen. Konkreter stehen da auf der Kampfagenda die Forderung zur Einführung des Frauendiakonats oder die radicalere Version, daß Frauen zu allen Ämtern zulaßbar sein sollen. Es darf aber nicht übersehen werden, daß von radicaleren Feministin, etwa von „Maria 2.0“ die Abschaffung der ganzen Hierarchie der Kirche eingefordert werden. Faktisch reduziert sich dies Reformprogramm auf die Forderung der Gleichschaltung mit der protestantischen Organisationsstruktur ihres Gemeindelebens.

Ergänzend dazu soll die Kompetenz der Laien erhöht werden, daß sie Aufgaben übernehmen sollen, die dem geweihten Amt vorbehalten sind. Es wird einfach eine gleichberechtigte Partizipation an der Macht in der Kirche für die Laien gefordert.

Das 2.Zentrum bildet sicher der Kampf wider die Moraltheologie der Kirche. Im Zentrum steht dabei das Anliegen, möglichst viele Gestaltungen (aus)gelebter Sexualität kirchlich zu affirmieren. Hier wird einfach eine Anpassung der Lehre der Kirche an der Realität der gelebten Sexualität gefordert: Die Kirche habe eben nicht die Aufgabe, den Gläubigen vorzuschreiben, was sie in den Betten machen, sondern Ja zu sagen zur wie auch immer praktizierten Sexualität.

Der Kampfbegriff, mit der die gesamte Morallehre der Kirche ausgehebelt werden soll, ist der der Gewissensfreiheit, daß in allen Fragen der Moral die Letztinstanz, was darf ich und was darf ich nicht?, das individuelle Gewissen ist. So erstaunt es auch nicht, wenn von „Katholischen“ Frauen damit das Recht der Mutter, ihr eigenes Kind im Mutterleibe töten lassen zu dürfen, legitimiert wird.

Im Hintergrund dieser 2 Schlachten steht nun die Parole der „Demokratisierung“ der Kirche. Das ist wörtlich zu nehmen: Das Kirchenvolk (Demos) verlangt die Herrschaft über die Kirche, daß sie nach ihren Wünschen und Vorstellungen zu gestalten sei. Das zum Wesen der Kirche Konstitutive der Heteronomie, Gott gab der Kirche ihren Auftrag und ihre hierarische Ordnung soll damit überwunden werden. Dies gelingt mit der historisch kritisch fundierten Parole, daß die gesamte Ordnung der Kirche wie auch ihr Sendungsverständnis Produkt rein menschlicher Entscheidungen sind, die als solche zeit- und raum bedingt sind und so keinen Wahrheitsansprüche für heute mehr stellen können- jetzt müsse alles demokratisch neu ausgehandelt werden im Machtspiel konkurrierender Lager, dem (links)liberalen und dem conservativen.

Ausgeblendet wird aktuell der Kampf um die missionarische Ausrichtung der Kirche, denn dieser ist faktisch in Deutschland aber nicht nur hier entschieden: Die Mission wird durch die innerchristliche Ökumene und den Dialog der Religionen ersetzt mit dem Ziel eines gemeinsamen diakonischen Handelns zur Humanisierung der Welt. Diese Ersetzung verdankt sich auch der Bejahung der Konzeption der Neuen Weltordnung, in die missionierende Religionen nicht hineinpassen. Jede Art von Mission wird so als das friedliche Miteinander der Religionen verurteilt: Nur Fundamentalisten missionieren!

Charakteristisch für alle diese Kämpfe ist dabei, daß in überall die Demoskopie die theologische Frage nach der Wahrheit ersetzt: Was will das Kirchenvolk und was die mächtigen Einflußorganisationen, etwa die Homosexlobby oder das feministische Lager. Die wissenschaftliche Theologie kommt dabei nur noch die Funktion zu, Wahrheitsansprüche der bisherigen Lehre der Kirche zu delegitimieren und so alles der Verfügungsmacht demokratischer Mehrheitsentscheidungen zu unter-werfen.

Kann dies Destruktionsprogramm aber in der Katholischen Kirche Deutschlands umgesetzt werden, oder verlangt dies eine Ablösung von Rom? Erst der Machtkampf nach der Ende des „Synodalen Irrweges“ wird das erweisen, wobei die Deutsche Kirche auf ihr Geld, ohne das Rom nicht leben könne, besonderes argumentative Gewicht legen wird.



(Fortsetzung folgt)




 

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