Ein Fabrikbesitzer erklärt seiner Belegschaft, daß er sich aus dem aktiven Geschäft zurückziehe und jetzt als seinen Stellvertreter als Geschäftsführer den Kollegen XY einsetze. „Auf ihn habt ab jetzt zu hören!“ Nun sagten aber ein paar der Angestellten: „Auf den Chef hörten wir gerne, aber nicht auf den Geschäftsführer!“ Alle seine Anweisungen werden wir also ignorieren, denn wir wollen nur dem Besitzer gehorchen. Eine ganze Abteilung stellt so die Arbeit ein, weil keiner da den Anordnungen des eingesetzten Geschäftsführers Folge leistet.
Ist diese renitente Abteilung noch ein Bestandteil des Gesamt-unternehmens? Ist es vorstellbar, daß der Eigentümer urteilen wird: „An diesen habe ich Gefallen, weil sie nur mir und nicht dem von mir eingesetzten Geschäftsführer gehorchen wollen?“ Ist die Annahme nicht realistischer, daß sie entlassen worden sind ob ihrer permanenten Insubordination?
Jesus Christus hat auch nach Ostern einen Geschäftsführer eingesetzt: „Weide meine Schafe!“ (Joh 21,16). Eine notwendige Ausschweifung zum Motiv des Hirten:Es handelt sich hier um eine Königsideologie, daß einerseits der König, weil er sein Volk wie ein guter Hirte regiert (=weiden) den Gehorsam seines Volkes verlangen darf (der Schafe) und daß andererseits das Volk von seinem König erwarten kann, daß er es wie ein guter Hirte regiert. „Weiden“ ist so ein terminus technicus für das königliche Regieren. In der Religion kann nun Gott als der gut regierende göttliche König verstanden werden, es kann dies königliche Amt auf den Sohn Gottes übertragen werden und der setzte dann autokratisch Petrus als den monarchischen Regierer der Kirche ein.
Daraus ergibt sich die Frage, ob die Schafe, die sich von der Herde absondern, weil sie dem von Gott eingesetzten Hirten seines Volkes nicht gehorchen wollen, noch zur Herde Gottes dazugehören? Wie könnte ich zur Kirche Jesu Christi noch zugehörig sein, wenn ich den von ihm eingesetzten Regierer der Kirche ablehne? Kann noch von einer Subordination unter dem Sohn Gottes, Jesus Christus gesprochen werden, wo seinem Stellvertreter der Gehorsam verwehrt wird?
Eines ist konstitutiv für den Vorstellungskomplex des königlichen Hirtenamtes, daß eine Schafsherde sich nicht selbst regieren kann, sie bedarf des monarchischen Hirtenamtes. Beruht die Insubordination dem Hirtenamt gegenüber nicht auf der Meinung, keines Hirten zu bedürfen, da das Volk Gottes sich selbst zu weiden vermag, ja genau genommen jeder Einzelchrist sich selbst zu regieren vermag, sodaß er auch nicht in der Kirche, in der Herde zu leben hat?
Das Hirtenamt bedeutet nun aber kein absolutistisches Regieren, denn der Hirte steht gerade unter dem Anspruch, sein Volk gut zu regieren. Nicht jeder Papst in seiner Petrusnachfolge war so gesehen ein guter Hirte, (der jetzige ist ganz gewiß kein guter) aber das darf nicht uns Christen zur Ablehnung des Hirtenamtes verführen. Gott selbst hat nämlich seiner Kirche diese gute Ordnung eingestiftet. Das Amt des Hirten kann deshalb nach dem Abfall der Reformatoren von der Kirche nur in der Rückholung dieser sich verlaufen habenden Schafe in die Herde Jesu Christi bestehen, die Jesus Christus selbst durch dies monarchische Hirtenamt regieren läßt. Ökumene kann nicht heißen, die verlorenen Schafe weiterhin sich umherirren zu lassen, ihnen beteuernd, daß das so in Ordnung wäre.
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