Samstag, 9. Januar 2021

Zur Zerstörung der (Kunst)Werke- zum totalen Relativismus

(3. Nachtrag ob der Internetstörung)


Das schöne Kunstwerk besteht autonom und einzigartig fort,während das misslungene Werk Teil der Biographie eines Individuums oder einer Gesellschaft ist.“ Nicolas Gomez Davila, Es genügt,dass die Schönheit unseren Überdruss streift... Aphorismen, 2017, S.29.

Statt des Kunstwerkes könnte auch: „ein theologisches Werk“ oder „philo-sophisches“ stehen. Zu diskutieren ist das „ist. Davila versucht hier ja, einen Qualitätsunterschied in der Menge der Kunstwerke einzuschreiben, daß gelungene Kunstwerke „autonom und einzigartig“ seinen, die anderen nur Teile einer Biographie. Anders formuliert: Ein gelungenes Kunstwerk zeichnet sich durch seine Objektivität aus, es emanzipiert sich von seinem Hervorbringer und dem Raum und der Zeit seiner Entstehung, verliert so seinen Raum-und Zeitbedingtheit und wird so zu etwas Objektivem, das in seiner Präsenz zum Gegenüber des Kunstwerkbetrachters wird. Nichtgelungene dagegen sind so verkettet an ihre Hervorbringer in ihrer Raum-und Zeitbedingtheit, daß sie nur ein Ausdruck einer Subjektivität in einem bestimmten Kontext sind.

Daß hieße, auf den theologischen Diskurs appliziert, daß es Werke gäbe, die nur ein Ausdruck des persönlichen Glaubens eines Autoren in einer bestimmten Zeit wären, während die wahren ob ihrer Objektivität, daß da wirklich Wahres erkannt und vermittelt wird, diese subjektive Bedingtheit überwinden.

Aber ist es nicht so, daß heutzutage alle Texte im Raume der Geisteswissenschaften als Manifestationen persönlicher Vorstellungen in ihrer Raum- und Zeitbedingtheit gelesen werden? Produziert nicht diese Auslegungsart Texte, die nur noch biographisch interessant sind? Diesem Umgang mit Texten liegt dabei eine komplexe Vorstellung über die Autorenschaft zugrunde: daß der Hervorbringer zuerst eine Idee von dem hat, was er vermitteln will, daß dies rein Innerliche dann entäußert wird in ein Werk in der Intention, daß das innerlich damit Intendierte dann aus dem Werk herausgelesen werden soll. Das innerlich Intendierte kann nun aber auch durch den Kontext des Hervorbringers erhellt werden, wie das Innerliche in seine Biographie eingeschrieben ist. So führt uns jedes Werk letztendlich in die Innerlichkeit des Hervorbringers und das soll das Wesen des Werkes sein: die Darstellung und Vermittelung von rein Subjektivem.

So kann es im Sinne Davilas überhaupt kein gelungenes Werk mehr geben, weil jedes so zu etwas bloß Subjektivem, zu einem bloß Privaten wird. Diese Gleichmacherei entwertet so jedes Werk und läßt keine Qualitäts-unterschiede mehr zu. Ist das nicht auch einer der vielen Siege der Parolen der Französischen Revolution: Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit?


 

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