Gott,wie er nicht sein sollte – oder warum die hl.Schrift kaum noch eine Anerkennung findet!
Der Prophet Jesaja konfrontiert den Leser mit Aussagen über Gott, die einfach völlig inakzeptabel und für Menschen auf der Höhe der Aufklärung sich befindend nur noch als abergläubisch verurteilt werden können. Was soll man denn auch von einem Propheten halten, der so zu dem jüdischen Volke spricht:
„Wer hat Jakob der Plünderung hingegeben,und Israel den Verwüstern? Nicht der Herr selbst,gegen den wir gesündigt? Sie wollten nicht wandeln auf seinen Wegen, nicht auf sein Gesetz hören.“ Jesaja, 42,24.
Die Aussage ist klar und eindeutig: Das jüdische Volk, exiliert in Babylon erleidet so das Strafgericht Gottes, weil es gegen Gott gesündigt hatte. Aber auch hier kam das Volk noch nicht zur Einsicht und Erkenntnis:
„So ergoß er über dasselbe den Grimm seines Zornes, und gewaltigen Krieg,und dieser versengte es ringsum, aber es kam nicht zur Einsicht,er steckte es in Brand, aber es kam nicht zum Verständnisse.“ (V. 25) „non cognovit“, „non intellexit“- das sind doch keine Termini der religiösen Sprache: erkennen, einsehen- statt erfahren, erleben, empfinden....
Aber noch viel inakzeptabler ist selbstredend dies hier uns ausgemalte Gottesbild. Von einem Gottesbild ist ja zu sprechen, um gleich die Distanz zu markieren zwischem dem, wie Gott an sich ist und wie er hier vorgestellt wird. Dies Gottesbild ist so inakzeptabel, weil wir uns Heutigen nur noch ein Gottesbild glaubwürdig ist, das Gott als die Liebe, als alle Menschen Bejahender darstellt, der niemals strafen würde. Weltimmanente Ereignisse, wie die militärische Niederlage, der so verlorene Krieg und die darauf erfolgende Exilierung werden hier unerlaubt vertheologisiert, als wenn Gott der Urheber dieser Ereignisse wäre.
Jedoch, Gott wirkt nicht in der Geschichte, er leidet höchstens mit, wenn seine Geschöpfe so Greußliches wie einen Krieg und ihre Vertreibung erleiden müssen. Auch käme Gott nie auf die Idee, Menschen und schon gar nicht sein eigenes Volk zu strafen, weil sie nicht seine Gesetze und Gebote hielten. Gott bietet uns halt gute Ratschläge, wie wir gut leben würden, hielten wir uns an seine Weisungen, aber wenn wir sie nicht einhalten, dann schaden wir uns selber nur damit. Zur Veranschaulichung des damit Gemeinten: Wenn eine Mutter zu ihrem Buben sagt: „Putze Dir jeden Abend die Zähne“ und er diesen Rat nicht befolgt, bekommt er halt nach einiger Zeit ein Zahnweh und so rächt es sich, nicht auf die fürorgliche Mutter gehört zu haben. Nicht anders verhielte es sich mit den Weisungen Gottes.
Der Prophet dagegen versteht Gottes Gesetz ganz anders: Er würde sagen, daß, wenn der Bub nicht gehorcht, er für sein Nichtzähneputzen etwa mit einem Tage Stubenarrest bestraft würde. Das eine mal ist das Zahnweh eine immanente Folge des Fehlverhaltens des Kindes, das andere mal sanktioniert die Mutter diesen Ungehorsam. Diese Differenz ist nicht folgenlos: So kann ein Ehemann, wenn er seine Frau betrügt, sich sagen: „Erfährt sie nie von meinem Seitensprung, wird diese Tat keine negativen Folgen zeitigen!“ Denn die Frau wird ihm nicht zürnen können und ihm selbst schadet der Seitensprung ja in keinster Weise, denn er vergnügt sich ja darin. Was waren das noch für schrecklich voraufklärerische Zeiten, als die Kirche noch einen Gott predigte, der den Sündern zürne und sie gar für ihr Sündigen bestrafe. Dieses Gottesbild hat die Kirche schon längst aussortiert als nicht mehr zumutbar.
Nur noch liebliche Gottesbilder im Angebot der Kirche, heißt die oberste Maxime für die zeitgenössischer Theologie, die dann solche Gottesbilder nachfrageorientiert zu produzieren hat.
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