Donnerstag, 29. September 2022

Katholische Kriegspropaganda: Oder wie man nur noch Schwarz-Weiß sieht!

Katholische Kriegspropaganda: Oder wie man nur noch Schwarz-Weiß sieht!



Nietzsche rief einmal- sehr paradox - aus:“Feinde, es giebt keinen Feind“, ruf ich,der lebende Thor“. Es ist hier nicht der angemessene Ort, diesem Aphorismus hier gerecht werden zu können. (vgl dazu etwa:Jaques Derrida:Politik der Freundschaft) Verharren wir einfach bei dem Gedanken, daß es ein Unglück wäre, keinen Feind mehr zu haben. Das ist nun nicht nur ein philosophisches Problem,nicht nur ein theologisches, nachdem der einzig wahre Feind, der Teufel selbst der Theologie und der Kirche abhanden gekommen ist seit ihrem „Abschied vom Teufel“ sondern auch ein realpolitisches: Da hatte nun der „Freie Westen“ den „real existierenden Sozialismus 1989f besiegt und die Nato stand ohne einen Feind dar. Wie könnte sich nun die Nato noch legitimieren, da ihr Feind nun besiegt war. Ein deutsches Satiremagazin rief angesichts dieser akuten Notlage gar dazu auf, konstruktive Vorschläge für ein neues Feindbild an die Natoführung zu senden, denn wir brauchen einen Feind!


Aber das Schicksal war uns gnädig: Jetzt haben wir wieder Feinde, 2 richtige wunderbare Feindbilder: Putin und Kyrill. Enthusiasmiert von diesem Feindbild ist nun auch die „Tagespost“. Den Wirtschaftskrieg gegen Rußland (Sarah Wagenknecht) unterstützt man vorbehaltlos, wir Deutschen müssen nun eben Opfer bringen für den Endsieg des „Freien Westens“! Aber es gilt nun auch, diesen Krieg propagandistisch zu unterstützen. Ja, auch deutsche Katholiken können noch richtige Kriegspropaganda. Dazu gehört selbstredend, daß statt einer Analyse des Ukrainekonfliktes uns ein schlichtes Schwarz-Weiß- Bild gezeichnet wird, in dem einfach die Bösen gegen die Guten Krieg führen, weil sie eben böse sind. Die Rolle der Oberbösen nehmen dabei Putin und Kyrill ein. Das Lieblingshaßobjekt ist dabei, wenn verwundert es,Kyrill.

Kyrill behauptete, dass jene russischen Soldaten, die „aus Pflichtgefühl“ und in Erfüllung ihres Eids im Militärdienst sterben, ein Lebensopfer bringen, und „dass dieses Opfer alle Sünden hinwegwäscht, die eine Person begangen hat“. Das ist nicht nur zynisch, makaber und eines Priesters unwürdig, sondern eine Häresie: Kyrill erklärt die Mörder und Vergewaltiger, die in der Ukraine Zivilisten foltern, entführen, sexuell missbrauchen, töten und in Massengräber werfen, zu Märtyrern.“


So steht es geschrieben in der „Tagespost“ „Ein Hassprediger in Patriarchenrobe“ am 29.9.2022. Kyrill ist einfach zynisch,makaber und ein Häretiker. Was wird ihm nun vorgeworfen? Daß er einen Krieg rechtfertige! Die Kirche unterscheidet gerechte und ungerechte Kriege und verurteilt so nicht pauschal jeden Krieg. Ob dann aber der deutsche Episkopat gut beraten war, die mit deutscher Beteiligung geführten Angriffskriege gegen Afghanistan und Jugoslawien gut zu heißen, könnte in Frage gestellt werden.

Aber Kyrill hat noch Schlimmeres gesagt, daß einem Soldaten, der aus Pflichtgefühl und in Erfüllung seines Eides in diesem Kriege fällt, seine Sünden Gott vergeben wird. Kyrill rekurriert hier auf Jesu Christi Wort: „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.“ (Joh 15,13) Diese Aussage ist eben auch und gerade auslegbar für den Soldaten, der im Kriege fiel. Er opfert sein Leben für sein Vaterland. Pazifistisch Gesonnenen mag das skandalös klingen, es gibt aber keinen theologisch legitimen Grund, diese Auslegung zu reprobieren. So konzentriert sich die theologische Frage auf die: Kann gesagt werden, daß Gott einem Sünder seine Sünden vergibt, wenn er sein Leben durch sein Lebensopfer so beendet wird?

Jesus selbst sagt nun: „Deshalb sage ich dir: Ihr sind viele Sünden vergeben, denn sie hat viel geliebt.“Lk7,47. Sicher ist Kyrills Aussage gewagt, aber theologisch vertretbar. Wenn der Opfertod der höchste Akt der Liebe ist,kann dieser Tod sühnende Wirkung haben. Kyrill betont dabei ja die Gesinnung, in der dies Lebensopfer dargebracht werden muß, damit es eine sühnende Kraft besitzt: Es muß aus Pflichtgefühl und in Erfüllung des soldatischen Eides vollzogen werden. Das klingt recht kantianisch: Eine Tat, die aus reiner Pflichterfüllung vollbracht wird, wäre ja nach Kant das einzig wahre gute Werk, käme es ihm nicht allein auf die Gesinnung an.

Aber wenn ein Soldat, statt seiner Pflicht zu erfüllen, morden, vergewaltigen und foltern würde, kann unmöglich von einem Tuen aus dem Pflichtgefühl oder einem Tuen gemäß einem soldatischen Eid gesprochen werden. Einem Soldaten, der so handeln würde,könnte nach Kyrill selbstverständlich nicht zugesagt werden, daß wenn er im Kriege fiele, ihm seine Sünden vergeben werden. Er erfüllte ja nicht die Bedingung des Pflicht- und Eidgemäßen.


Aber was legitimiert nun das hier gefällte Pauschalurteil, daß alle russischen Soldaten Vergewaltiger und Folterer seien? Das ist pure Kriegspropaganda- es sei nur an das Greuelmärchen von den deutschen Soldaten erinnert, die in Belgien im 1.Weltkriege Kindern die Hände abgehackt haben sollen, oder daß irakische Soldaten Kleinkinder in Spitälern zu Tode getrampelt hätten. Auch bei noch so viel Begeisterung dafür, endlich haben wir wieder Feinde, rechtfertigt das nicht, alle KriDegsnachrichten ungeprüft für wahr zu halten. Hier gilt immer noch Otto von Bismarck: „Nie wird so viel gelogen, wie im Kriege!“ Aber die Lust am Scharz-Weiß-Mahlen, daß da einfach die Nurguten gegen die Nurbösen kämpfen, verhindert jede differenzierte Betrachtung.


Das das auch ganz anders geht, demonstriert Robert Farle in seinen 2 Videos: „Geopolitik und die Ukraine“! 

1.Zusatz; 

Franziskus: es ist ein Irrtum zu glauben, es handle sich um einen Krieg zwischen Russland und der Ukraine oder zwischen Guten und Bösen.  (Kath net 29.9.2022)

2.Zusatz:

Besonders wir als Deutsche haben gute Gründe, der westlichen Kriegspropaganda nicht blindlings zu vertrauen nach der Erfahrung mit ihr in den letzten 2 Weltkriegen.




 

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