Samstag, 1. Oktober 2022

Der unerlaubte „Nazi-Vergleich“- oder wie man eine richtige Erkenntnis verteufelt

Der unerlaubte „Nazi-Vergleich“- oder wie man eine richtige Erkenntnis verteufelt


Kardinal Koch stellte eine Ähnlichkeit des theologischen Anliegens des „Synodalen Weges“ mit den Reformanliegen der „Deutschen Christen“ der 30er Jahre fest und dafür wird er nun in der Luft zerrissen. Was hatte er denn nun gesagt? Laut Kath net : „Wird Bätzing zur Petze“ (29.9.2022.):


Koch hatte in einem Interview folgendes gesagt: "Es irritiert mich, dass neben den Offenbarungsquellen von Schrift und Tradition noch neue Quellen angenommen werden; und es erschreckt mich, dass dies – wieder – in Deutschland geschieht. Denn diese Erscheinung hat es bereits während der nationalsozialistischen Diktatur gegeben, als die so genannten „Deutschen Christen“ Gottes neue Offenbarung in Blut und Boden und im Aufstieg Hitlers gesehen haben. Dagegen hat die Bekennende Kirche mit ihrer Barmer Theologischen Erklärung im Jahre 1934 protestiert, deren erste These heisst: „Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und müsse die Kirche als Quelle der Verkündigung ausser und neben diesem einen Worte Gottes auch noch andere Ereignisse und Mächte, Gestalten und Wahrheiten als Gottes Offenbarung anerkennen.“


Es ist unmöglich, diese Ähnlichkeit zu übersehen. Die „Deutschen Christen“ agierten dabei als Überzeugungstäter, nicht als Opportunisten. Ihr Anliegen war eine zeitgemäße Kirche mit einer zeitgemäßen Theologie, um den Kontakt mit den Zeitgenossen nicht zu verlieren. Die nationalsozialistische Weltanschauung galt ihnen dabei als die Weltanschauung auf der Höhe der Zeit, die so auch die Kirche zu rezipieren habe. Konkret hieß das, daß das Führerprinzip, dem gemäß der Staat strukturiert wurde, von der evangelischen Kirche übernommen werden sollte. Eine evangelische Kirche sollte die Widerstreite zwischen lutherisch und reformiert im Geiste einer innerprotestantischen Ökomene überwinden, die dann von EINEM Reichsbischof geführt werden sollte. Die Theologie sollte eine Synthese zwischen der evangelischen Theologie und der nationalsozialistischen Weltanschauung bilden. Pastoraltheologische Überlegungen dominierten dabei:Wie können wir heute noch glaubwürdig die Volksgenossen erreichen?

Zwei Konkurrenzmodelle widerstritten den „Deutschen Christen“: das conservative Konzept einer Kirche der ewigen Wahrheiten und das revolutionäre, daß das deutsche Volk nun eine ihm gemäß neue Religion bräuchte, eine deutsche Religion. Als gemäßigten Vertreter dieser Option ist wohl Alfred Rosenbergs: „Mythos des 20.Jahrhundertes“ anzusehen- dies Werk setzte die Katholische Kirche auf den Index der nichterlaubten Bücher. Die „Deutschen Christen“ suchten so einen Mittelweg zwischen einem conservativem Bewahren der christlichen Wahrheit und dem Willen zur Überwindung der christlichen Religion durch eine zeit- und volksgemäße.


Als weitere Offenbarungsquelle neben der hl. Schrift sollte nun das in der Geschichte erkennbare Wirken Gottes in der Geschichte treten. Dies wurde nun gerade in der nationalsozialistischen Bewegung wahrgenommen. Die Euphorie übertrug sich auf Christen, die nun Christen bleiben wollten und zugleich Anhänger dieser Bewegung werden wollten. Das ihnen vorschwebende Christentum war so ein Bindestrichchristentum: Jesus Christus allein reichte nicht, man wollte auf 2 Beinen stehen, Christ und Hitleranhänger zugleich sein. Faktisch übernahm dann die nationalsozialistische Ideologie die Funktion der Norm für den christlichen Glauben: Nur das an Christlichem, was mit dieser Ideologie kompatibel sei, konnte noch in das zeitgemäße Christentumsverständnis aufgenommen werden, alles andere mußte als überholt abgeschafft werden.

Wenn Rudolf Jung in seinem Buch: „Der nationale Sozialismus“ schreibt:“Jesus hat keine Kirche und keinen Priesterstand begründet, er war vielmehr der erbitterste Feind derJahwepriester“und wenn er dann den „starren Zentralismus“ der Kirche kritisiert, die „Bibelgläubigkeit“ (= Fundamentalismus), und daß die Kirche gegen Jesu Willen zu einem „Herrschaftsinstrument“ deformiert sei, dann dürften viele heutige „Kirchenreformer“ dem begeistert zustimmen! (Reprint 2019, S.121)


Unübersehbar liegt hier Kardinal Koch richtig und darum wird nun gegen ihn polemisiert! Die Ähnlichkeiten zwischen der Reformbewegung der "Deutschen Christen" und dem "Synodalen Weg" kann nur verkannt werden, wenn man den "Deutschen Christen" jede gute Absicht absspricht, sie einfach daimonisiert und für sich selbst dagegen behautet, daß man nur gute Absichten hege und daß "Gut gemeint" schon "Gut getan" sei. 






 

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