Montag, 10. Oktober 2022

Daß ein Christ, wenn er gegen die Regierungspolitik demonstriert, mal sich vorbildlich verhält und mal ungebührlich antidemokratisch! Oder die feinen Unterschiede

Daß ein Christ, wenn er gegen die Regierungspolitik demonstriert, mal sich vorbildlich verhält und mal ungebührlich antidemokratisch! Oder die feinen Unterschiede


In der DDR wird demonstriert, in Dresden und an vielen anderen Orten. Antisozialistische, faschistische Kräfte mißbrauchen die Unzufriedenheit von Bürgern für ihre extremistischen Ziele. Die Kirche stellt klar, daß hier nur Minderheiten demonstrieren und fordert so alle Anständigen auf, solchen repubikfeindlichen Machenschaften fern zu bleiben, ganz im Vertrauen auf unsere Regierung, die uns bestmöglich regiert.“


Das kommt Ihnen irgendwie falsch vor? So reagierten Kirchenleitungen der DDR nicht, als es zu regierungskritischen Kundgebungen in der DDR 1989 kam. Aber jetzt, wo viele Menschen gerade in Ostdeutschland gegen die jetzige Regierungspolitik demonstrieren jubelt Kath de über die Distanzierung der Kirche: Demonstriert nicht!


„ Montags gibt es in Ostdeutschland wieder Demonstrationen, Rechts- und Linksextreme sind dabei. Dagegen setzen die Kirchen ein Zeichen – und das ist gut so, kommentiert Thomas Arnold. Denn die Kirchen könnten den heißen Herbst abkühlen.“ Kath de 10.10.2022.


Ganz regierungstreu werden nun diese Demonstrationen verurteilt. Dazu reicht es völlig aus, daß an ihnen auch Rechts- und Linksextremisten sich beteiligen. Nur Minderheiten demonstrieren da:


Montags wird im Osten der Republik wieder demonstriert. Waren es in Sachsen Ende August noch circa 9.000 Menschen an knapp 70 Orten, waren es zwei Wochen später schon 21.000 in über 90 Orten, wie der Landesverfassungschef angab. Natürlich ist es eine deutliche Minderheit innerhalb der krisengeschüttelten, teils auch dauererregten Gesellschaft.“


Daß da nur Minderheiten demonstrieren, das hätte man genauso auch sagen können von den einstigen Demonstrationen wider die DDR-Regierung, aber das schrieb man nicht in der Westpresse, genauso wenig wie man über die Schülerdemos wider die Klimapolitik der Regierung dies schreibt. Demonstrationen gegen die Regierungspolitik sind eben nur Demonstrationen von Minderheiten,wenn die politische Ausrichtung mißfällt. Nun wird in Ostdeutschland dabei auch gegen den die Wirtschaftskriegspolitik der Regierung protestiert, gegen einen Krieg, dessen Lasten der „Kleine Mann“ wieder einmal zu zahlen hat. Ja, durch die Waffenlieferungen an die Ukraine wird Deutschland sogar ein Kombattant dieses Krieges. Aber auch in diesem Punkte stehen die Katholische Kirche und die EKD treu zur Regierungspolitik: Statt diplomatischer Lösungen soll der Frieden auf dem Schlachtfeld erkämpft werden durch einen Sieg der ukrainischen Armee. Friedensdemonstranten können so nur noch Rechtsextremisten oder Linksextremisten sein. Aber mit solchen dürfe man nicht mitdemonstrieren.


Wie konnten es in der DDR nur regierungskritisch eingestellte Christen geben, wo doch heute wir belehrt werden,daß die Regierungstreue als die Kardinaltugend des Christen zu preisen ist? Da wird nun täglich dem Volke das Lied des Verzichtenmüssens, des Gürtelengerschnallens angestimmt, daß wir alle für den Sieg der Ukraine hungern oder zu frieren haben, und wenn davon Bürger nicht begeistert sind, werden sie als Extremisten perhorresziert. Gilt denn nicht mehr das obligatorische Ergebnis des Systemvergleiches : Im Westen gäbe es den Wohlstand für jedermann, im Osten dagegen ginge es nur den Parteifunktionären gut? Und jetzt soll dies Markenzeichen des „freien Westens“, daß es da allen gut ginge, für den Wirtschaftskrieg gegen Rußland geopfert werden und wem das ein Zuviel an Verzicht ist, der ist nun ein Extremist? Denn genau genommen ist doch jetzt jede Regierungskritik als ein Mißbrauch der Freiheit anzusehen, wie ja auch Bischöfe inakzeptabel sind, die die Reformagenda des „Synodalen Irrweges“ kritisieren. 

Zusatz:

Da hatte ich doch als schulisch gut Sozialisierter bisher geglaubt: Nazis und Neonazi lieben den Krieg, während Demokraten zum Pazifismus tendieren, und nun demonstrieren Rechtsextremisten für den Frieden, für eine diplomatische Lösung  und gute Demokraten setzen auf den Sieg auf dem Schlachtfeld und können gar nicht genug Kriegsgerät in die Ukraine aussenden.  

 

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