Mittwoch, 12. Oktober 2022

So sehen „Progressive“ die Kirche und die Welt oder der Kampf des BDKJ gegen die Kirche

So sehen „Progressive“ die Kirche und die Welt oder der Kampf des BDKJ gegen die Kirche


Der Bundespräses des BDKJ gab dem nicht offiziellem Zentralorgan des katholischen progressiven Modernismus ein Interview. (12.10.2022) Da wurde gesagt:


Der BDKJ setzt sich für progressive Werte in der Kirche ein. Geschlechtergerechtigkeit, Frauenweihe etc. sind Punkte, die sich gerade junge Menschen in der Kirche dringend wünschen.“


Der BDKJ spricht eben nicht nur für sich, sondern ist zugleich die Stimme der deutschen Jugend. Junge Menschen seien eben von Natur aus progressiv.Das ist natürlich eine sehr naive Vorstellung, als wäre a) die Menschheitsgeschichte von selbst eine kontinuierliche Weiter- und Fortentwickelung und b) wäre die Jugend so dann natürlich das Subjekt, das das Werk der jetzt Erwachsenen übernehmen und fortschrittlich weiterentwickeln wird. Wenn Papst Franziskus seine Restriktionen gegen die Alte Messe auch damit begründet, daß zu seinem Entsetzen gerade jüngere Priester eine Liebe zur Tridentinischen Messe entwickelten, dann muß es sich hier um eine Falschmeldung handeln, denn junge Priester haben von Natur aus progressiv zu sein.

Warum denn nun das Frauenpriestertum etwas Progressives sein soll, ist für die heutigen Modernisten nicht erklärungsbedürftig, weil für sie der Trend der Gleichmacherei und der Nivellierung einfach etwas rein Positives ist. Daß (post)moderne Gesellschaften sich durch ihren Grad an Ausdifferenzierung auszeichnen, daß so die Subsysteme der Gesellschaft eine ihnen eigene Binnenstruktur aufweisen, ist für diese Totalitätsanhänger inakzeptabel: Alle Subsysteme müssen uniform gestaltet werden, es dürfe eben keine eigengesetzliche Ordnung der Kirche geben.


Als Bundespräses stünde er ja so zwischen den Stühlen: „zwischen einer Jugend, die sich eine progressive, aufgeschlossene Gesellschaft wünscht, und einer Kirche, für die Sie ja als Kleriker für kirchliche, festgeschriebene Werte und Hierarchien einstehen.“ Daß die Kirche etwas Negatives ist in den Augen von Progressiven, verwundert nicht, aber die Plumpheit dieser Negativbeurteilung: Die Werte der Kirche seien schon deshalb negativ, weil sie festgeschrieben seien und das in einer hierarischen Ordnung. Darin verbirgt sich der simple Dualismus von Bewegung versus Organisation. Jede Organisation lebt aus ihren Strukturen und fixierten Grundsätzen, wohingegen jede Bewegung solch Fixiertes wieder auflösen will, um Neues zu erschaffen. Damit Neues entstehen könne, müsse so alles Gewordene wieder aufgelöst werden. Das ist ein radicaler Antitraditionalismus, dem die Vorstellung eines normativ verpflichtenden Ursprunges etwas Irrationales ist.


Die Welt schreitet eben „Vorwärts“, so hieß schließlich das inzwischen eingestellte Zentralorgan der SPD, aber der BDKJ glaubt immer noch an das „Vorwärts“ und möchte so die letzte Bastion der Fortschrittsfeinde, die Kirche schleifen. Das „System“ Kirche ist eben zu überwinden und wie? Ja, wenn die Kirche erst so gut demokratisch organisiert ist wie etwa ein Kaninchenzüchterverein, dann wäre schon viel gewonnen! 

Zusatz:

Einen inneren Widerspruch kennzeichnet aber diesen progressiven Modernismus: Ein Spezificum der Modernisierung ist die Auflösung der Gesellschaft als Ganzes in relativ selbstständige Subsysteme: das System der Politik, das der Ökonomie, das des Rechtes mit jeweils ihnen eigenen Weisen der Kommunikation. (vgl N.Luhmann). Daß es nun ein Ordnungsmodell für alle Subsysteme verbindlich geben soll, ist ein Rückfall in vormoderne Gesellschaftsvorstellungen, in denen die Gesamtgesellschaft als ein Körper begriffen wurde, der einheitlich regiert wird.

 


 

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