Montag, 24. Oktober 2022

Ist die Nächstenliebe praktizierte Mission? Eine befremdliche Anfrage!


Ist die Nächstenliebe praktizierte Mission? Eine befremdliche Anfrage!


Pater Wallner, Missio Österreich, weiß, wie die christliche Mission zu gestalten sei. In einem Artikel auf Kath net zum Missionssontag am 23.10.2022 las sich das so:


Wallner: >Das ist unsere Idee von Mission: Wir machen Angebote und zwingen nichts auf. Unsere Missionarinnen und Missionare bezeugen Gottes Liebe durch ihre Nächstenliebe, durch ihre Selbsthingabe<.“

Luther warf in seiner großen Kontroverse mit dem humanistisch gesonnenen Erasmus von Rotterdam diesem vor, er definiere die christliche Religion ohne ihr Zentrum, Jesus Christus. Müßte man nicht angesichts dieser sachgemäßen Kritik, denn was wäre die christliche Religion ohne ihr Zentrum, Bedenken bekommen, wenn hier nur noch von Gottes Liebe geschrieben wird. Ist denn etwa diese Liebe etwas unabhängig von Christus Existierendes, als wenn Jesus Christus uns nur darüber aufgeklärt hätte, daß Gott jeden Menschen liebe?

Und diese Liebe wird nun einfach durch die praktizierte Nächstenliebe bezeugt. Wer, wenn nicht die hl. Mutter Theresa verkörpere diese Praxis der Nächstenliebe! Vor einiger Zeit wollte nun die indische Regierung ihrem Orden die Annahme von Spendengeldern aus dem Ausland verbieten, weil dieser Orden in Indien so Mission betriebe. Der Orden widersprach: „Wir missionieren nicht!“ Daraufhin, da es wohl gelungen war, dies glaubwürdig zu kommunizieren, durfte der Orden wieder Spendengelder annehmen. Die Diakonie und die Mission sind tatsächlich zwei verschiedene Dinge. Im Zentrum der Mission steht die Sorge um die Seele, früher hieß das das Seelenheil und im Zentrum der Diakonie die Sorgen der Seele um....das tägliche Brot, die Gesundheit, die Ausbildung usw. In der sog. 3. Welt ist so die kirchliche Diakonie im Wesentlichen Entwickelungshilfe als Ergänzung der staatlichen.

Wenn der Apostelfürst Paulus schon wie ein moderner Missionar gewirkt hätte, hätte er von Stadt zu Stadt „Workshops“ angeboten: „Wie kann ich meinen Lebensunterhalt und den gar meiner Familie durch das Zeltemachen verdienen?“ Die innere Motivation des Paulus wäre dann Gottes Liebe zu allen Menschen, in der Praxis käme es aber auf das Anlernen des Handwerkes an. Christus als den Gekreuzigten zu verkünden, käme dabei nicht in Frage. Denn er würde gar nichts verkünden, seine Taten zählten, die gut sein handwerkliches Vermögen vermitteln.


Ein Christ schenkt einem Hungrigen ein Brot. Kann der Empfänger dieses Brotes die innere Motivation des Schenkers erkennen, daß er es aus der Nächstenliebe heraus schenkte? Ist zudem diese Nächstenliebe transparent für die Gottesliebe? Dann stehen wir vor dem prinzipiellem Problem: Hat denn Jesus wirklich einfach verkündigt: „Gott liebt jeden Menschen“? Er verkündigte doch das Reich Gottes, lehrte, wie man zu leben habe, um in es eingehen zu dürfen. Seinen Missionsaftrag an die Apostel fundierte er selbst so: „Wer glaubt und getauft ist, wird gerettet, wer nicht glaubt, wird verdammt.“ (Mk 16,16) Paulus predigt den Heiden die Abkehr vom Polytheismus hin zur Verehrung des eines wahren Gottes, daß Jesus Christus sie vor dem Zorne Gottes über ihre Sünden retten wird und zwar nur er.

Das spezifisch Christliche verschwindet so ganz in dieser Nächstenliebemission. Aber auch Religiöses kommt hier nicht mehr vor, denn diese Praxis unterscheidet sich in Nichts von einer rein humanitaristischen, solange die innere Motivation nicht ausdrücklich artikuliert wird. Geschähe das aber, dann könnte der indische Staat ja dem Orden der Mutter Theresa gegenüber doch den Vorwurf erheben, zu missionieren. Das aber will dieser Vorzeigeorden der Nächstenliebe nicht.


So drängt sich leider der Verdacht auf, daß gerade dieses Verständnis der Mission, wie sie Pater Wallner hier formuliert, faktisch den Verzicht auf die Mission bedeutet, da nur noch die Diakonie betrieben werden soll. 

 

Zusatz:

Dies ist auch ein Erfolg der Menschenrechtsideologie, daß die Religion und der Glaube als etwas Gleichgültiges zu betrachten sei. Niemand darf ja wegen seiner Religion bevorzugt oder benachteiligt werden. 




 

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