Montag, 17. Oktober 2022

„Von Gott geschlagen“- das sei ferne! Eines der schlimmsten Fehlurteile zeitgenössischer Theologie

Von Gott geschlagen“- das sei ferne!


Davila bringt es in seinem Aphorismus auf den Punkt: „Für den Christen von heute war die Kreuzigung ein bedauerlicher Justizirrtum“. (Es genügt,dass die Schönheit unseres Überdruss...Aphorismen, 2017, S.115). Da Gott die Liebe sei und nichts als die Liebe, könne Gott unmöglich seinen Sohn an das Kreuz geschlagen haben.Heißt es denn nicht auch im 4.Gottesknechtlied des Propheten Jesaja: „Wir meinten, er sei von Gott geschlagen,von ihm getroffen und gebeugt.“ (53,4b) Deutet dies meinen dem Leser nicht an, daß hier wir uns geirrt haben, sodaß nun wir eine Korrektur zu erwarten haben, wie es sich nun wirklich damit verhielte.

Doch er wurde durchbohrt wegen unserer Verbrechen,wegen unserer Sünden zermalmt. Zu unserem Heile lag die Strafe auf ihm,durch seine Wunden sind wir geheilt“ (53,5b und 6a). Wer hat ihn, Jesus Christus also durchbohrt und zermalmt? Die erste oberflächliche Antwort heißt: Römische Soldaten im Auftrage von Pontius Pilatus taten dies. Und: Sie taten dies zu unserem Heile! Wie kann denn nun ein „bedauerlicher Justizirrtum“ unser Heil wirken? Ob welcher Verbrechen hatte den dieser römische Staatsdiener Jesus zum Tode verurteilt? Pilatus erklärte ihn doch selbst für unschuldig und nur den Juden gefällig sein wollend ließ er ihn dann ja kreuzigen. Verharren wir in dieser ersten oberflächlichen Antwort, muß uns das Kreuz Christi zu etwas rein Mirakulösem werden. Zu vorschnell haben wir das Meinen als ein bloßes Sichirren gedeutet, sodaß nun das darauf Folgende einfach die Negation der vordem geäußerten Meinung sei. Das darauf Folgende korrigiert nur die Meinung, daß Gott selbst hier Jesus geschlagen habe, indem es den Zweck dieses Schlagens durch Gott hinzufügt. Gott habe Jesus Christus gekreuzigt uns zum Heile. Nicht strafte Gott ihn, weil der Gestrafte gesündigt hatte, sondern Gott straft den rein Unschuldigen. Vers 4 bringt hier Klarheit: „Aber er hat unsere Krankheit getragen, und unsere Schmerzen auf sich geladen.“

Die Strafe, die uns hätte treffen müssen, weil wir gesündigt haben, übernahm er, damit wir sie nicht erleiden mußten. Ein einfaches Beispiel möge das veranschaulichen: Wenn jemand zu seinem Freunde sagt: „Deine Schulden übernehme ich, an Deiner Stelle bezahle ich sie.“ ,wird dieser selbst zum Schuldner, weil er nun die Schuldenlast übernimmt und der Freund wird entlastet, entschuldet. Jetzt wird es komplizierter: Wen ließ denn nun Pilatus kreuzigen? Einen Unschuldigen? Aber Jesus hatte doch die ganze Schuldenlast auf sich genommen und wurde so zum Schuldigen. Darum schreibt ja auch der Apostelfürst Paulus über den Gekreuzigten: „indem er für uns zum Fluch geworden ist“ (Gal 3,13). Zum Fluch geworden,das muß hier in all seiner Härte ernst genommen werden: Indem Gott ihn am Kreuze strafte, wurde er von Gott selbst verflucht. Das ist, daß er Gottes Strafe auf sich nahm. Uns zum Fluche bedeutet nun aber auch: Uns zum Heile, denn indem er selbst Gottes Fluch auf sich nahm, befreite er uns von Gottes Fluch.


Und Gottes Liebe besteht nun just darin, daß er, statt uns zu strafen, den strafte, der für uns unsere Strafe auf sich nahm. Er trug sozusagen unsere Schuld an das Kreuz, damit sie dort gesühnt wird durch Gottes Strafgericht über ihn.

Was bedeutet das aber für Pontius Pilatus und damit für den Römischen Staat? Gott ließ diesen Staat an seinem Heilswerk mitwirken, nicht allein erwirkte Gott unser Heil. Die Ordnung des Staates ist in Gottes Heilswillen eingeordnet. Wenn Pilatus Jesus Christus nicht zu Tode verurteilt hätte, würden wir alle ja noch unter dem Zorne Gottes leben müssen. Der „Justizirrtum“ war so das Heilswerk Gottes. 

 

Zusatz:

Daß Gott uns am Kreuze seine Liebe offenbare, ist so nur eine Teilwahrheit, denn er offenbart dort auch seine Gerechtigkeit. Nicht allein aus der göttlichen Liebe heraus ist das Kreuz erklärbar, denn warum verladasngte denn Gott als die Liebe  eine Strafe für das Sündigen? 

 

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