Samstag, 22. Oktober 2022

Eine „glaubwürdige Kirche“ - ein Kampfparole der Kirchenreformer

Eine „glaubwürdige Kirche“ - ein Kampfparole der Kirchenreformer


Ein Lieblingsgesang der Reformer des Synodalen Weges: Die anvisierten Reformen, etwa die der Demokratisierung der Kirche, die Einführung des Frauenpriestertumes, die der Liberalisierung der Sexualmorallehre und eine Würdigung der Homosexualität wären notwendig, denn nur so könne die Kirche wieder eine „glaubwürdige“ werden. Könnte man meinen, diese Reformen sollten Präventivmaßnahmen zum Schutze vor sexuellem Mißbrauch in der Kirche darstellen, würden diese Maßnahmen ergriffen,käme es zu weniger solcher Fälle, so versucht man hier eine ganz andere Legitimierung des destruktiven Reformprogrammes, daß es notwendig sei, um wieder eine „glaubwürdige“ Kirche zu werden.

Irritieren muß nun aber, daß dies Narrativ keinerlei Auskunft darüber gibt, was denn unter der Glaubwürdigkeit zu verstehen sei. Da es um die Glaubwürdigkeit der Kirche gehen soll, sei anfänglich das Zentrum ihrer Verkündigung gestellt, das, durch das sie sich von allen anderen Religionen unterscheidet. Denn die Frage nach der Glaubwürdigkeit der Kirche ist die nach der Glaubwürdigkeit ihrer Verkündigung. Das Herzstück der kirchlichen Verkündigung lautet so: Jesus ist der Sohn Gottes, der Erlöser des Menschen. Ist diese Aussage glaubwürdig? Wenn erkennbar wäre, daß sie wahr wäre, wäre sie nicht mehr glaubwürdig. Die Aussage, daß Wien die Hauptstadt Österreiches ist, kann nicht als glaubwürdig bezeichnet werden, weil es eine unbestrittene Tatsache ist. Verheißt ein Politiker in seiner Wahlkampfrede, daß niemand seiner Partei die Absicht hege, die Steuern zu erheben, so kann kein Hörer erkennen, ob das wahr ist, er darf es aber als unglaubwürdig abqualifizieren, da diese Aussage eine einer Wahlkampfrede ist.

Wo also nicht erkennbar ist, ob eine Aussage wahr oder unwahr ist, stellt sich dem Adressaten der Aussage die Frage: Ist diese Aussage glaubwürdig?, und das bedeutet dann: Gibt es gute Gründe dafür, diese Aussage für wahr zu halten? Sagte ich, daß ich gestern einen schwarzen Schimmel gesehen habe, wird jeder urteilen,daß das nicht wahr sein kann, weil ein schwarzer Schimmel ein unmögliches Ereignis sei. Sagte ich, daß ich gestern ein Ufo gesichtet habe, ist das zwar kein unmögliches Ereignis aber ein so unwahrscheinliches, daß diese Aussage als unglaubwürdig zu qualifizieren ist. Sagte ich dagegen, daß ich gestern um 22 Uhr zu Bette ging, ist das eine glaubwürdige Aussage, es sei denn, das sagte ich, um zu beweisen, daß ich nicht um halb Elf, wie mir vorgeworfen wird, eine Straftat begangen haben soll. Dieser Zweck dieser Aussage macht sie unglaubwürdig, es sei denn, ich könnte sie von glaubwürdigen Zeugen bestätigen lassen.

Was könnte so die Aussage: Jesus ist der Sohn Gottes, unser Erlöser glaubwürdig machen, da die Wahrheit dieser Aussage nicht erkennbar ist, denn dann könnte sie ja nicht geglaubt werden. Man kann nicht an die Aussage, daß Wien die Hauptstadt Österreiches ist, glauben, weil das eine für jeden erkennbare Wahrheit ist.

Es soll nun ein mutiger Blick in die Zukunft der Reformkirche in Deutschlands gewagt werden: Eine Pfarrerin, lesbisch verheiratet mit einer Frau, mit kirchlichem Ehesegen ausstaffiert, sagt: „Jesus ist der Sohn Gottes, unser Erlöser.“ Ist diese Aussage glaubwürdiger als wenn das ein zölibatär lebender Priester sagt? Man kann es drehen und wenden, wie man will, diese Aussage bleibt in beiden Fällen gleich glaub - bzw unglaubwürdig. Für das Ziel einer glaubwürdigen Kirche erbringen die vorgesehenen Reformen nichts, was ja auch die EKD hinreichend beweist, denn in ihr sind alle vorgeschlagenen Reformen längst eine kirchliche Realität, aber ihre Verkündigung gilt deshalb nicht als glaubwürdiger. Eines kann nur vermutet werden, daß die Medien weniger kirchenfeindlich agitierten, wenn die Katholische Kirche sich so dem Zeitgeist, der gerade von ihnen produziert wird, einpassen würden. Aber ihr Evangelium blieb weiterhin unglaubwürdig für sie. Glaubwürdig würde die Kirche der Welt gegenüber erst, wenn sie nur noch das verkündigte, was der Weltmensch hören will und das ist nicht das Evangelium.

 

Corollarium

In den Zeiten des Antiintellektualismus verschwinden selbst die trivialsten Tatsachen, daß der Glaube ein Glaube an etwas ist und der Gehalt des Glaubens so in Aussagesätzen ausformulierbar ist. Der Glaube sagt diese Aussagen als wahre Aussagen aus, aber dieser Wahrheitsstatus ist umstritten. Daraus resultiert dann erst die Frage: Wie glaubwürdig sind die Aussagen des Glaubens? 

 

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