War das 2. Vaticanum ein Konzil der Angst ?
Gegen die These spricht die mit diesem Konzil verbundene Erinnerung an eine euphorische Aufbruchsstimmung, daß nun ein neues Kapitel in der Kirchengeschichte aufgeschlagen würde, daß nun irgendwie alles besser werden würde. Könnte es sein, daß diese Erinnerung trügt, daß diese Stimmung etwa nur eine Verstimmung übertünchen sollte? Ein kleiner Bub rennt durch einen finsteren Wald: „Ich bin mutig, ein richtiger Indianer kennt keine Furcht!“, aber die Angst verzehrt ihm die Stimme. Wie einst der Baron von Münchhausen, so versucht dieser Junge sich am eigenen Zopfe ziehend aus dem Sumpf seiner Angst zu befreien. Auch per Autosuggestion vermag man, Berge zu versetzen. Überdeckt so etwa diese Aufbruchsstimmung die Angst dieses Konziles?
Otto Dibelius verfaßte nach dem Ende des Kaiserreiches ein Buch, euphorisch betitelt mit: Das Jahrhundert der Kirche - ganz und gar nicht lesenswert. Hier schreit ein Verängstigter: Der Untergang des Thron – und Altarbündnisses sei gar nichts Schreckliches, sondern die Chance zu einem herrlichen Neuanfang. Der Euphorie gelingt es aber nicht gänzlich, die dies Buch speisenden Zukunftsängste zu verdecken. Die evangelische „Kirche“ gleicht hier einer Frau, die nach langer Ehe plötzlich und völlig unerwartet ihren Ehemann verloren hat und nun mit Entsetzen feststellen muß, nun ihr Leben ganz allein auf sich gestellt führen zu müssen. Der Kaiser, in dessen Schutz sie gelebt hatte, war nicht mehr, stattdessen sah sie sich einer noch marxistisch-atheistisch geprägten Arbeiterklasse gegenüberstehend in einem Staat, der von ihr reserviert wenn nicht gar feindlich gesonnen Parteien regiert wurde. Die Existenzängste sollte nun durch eine künstlich erzeugte Aufbruchsstimmung überwunden werden: „Wir sind mutig!“
These: Das 2. Vaticanum ist nicht verstehbar, wenn es nicht als die Reaktion der Kirche auf den Zusammenbruch der Konstantinischen Epoche begriffen wird. Das Klima war das einer wieder auf sich selbst allein gestellten Witwe, die sich ohne ihren Ehemann nun ängstigte. Durch die künstlich produzierte Aufbruchstimmung sollten so diese Existenzängste überwunden werden per Autosuggestion.
Finden sich denn nun noch Spuren dieser Existenzängste in dem 2. Vaticanum? Man muß sozusagen graben, um den Untergrund der Texte des Konziles zu erfassen. Ein paar Indizien für diese wahre Grundgestimmung dieses Konziles sollen hier nun angeführt werden.
Das gut vorbereitet und ausgeführte Papier zur Mariologie, es sollte auf dem Konzil verabschiedet werden, wurde verworfen.Der „Theologe“ K.Rahner hätte protestiert: Das Papier dürfe so nicht bejaht werden, weil es für die Protestanten unannehmbar sei. Nicht wurde also die Sachgemäßheit bezweifelt, es sei nur eben inopportun, das jetzt zu sagen. Die Kirche müsse eben Rücksicht nehmen auf den Protestantismus, wir dürfen nichts lehren, was denen nicht gefallen könne. (Wenn heute ein ökumenischer Gottesdienst gefeiert wird, verzichtet der katholische Pfarrer selbstverständlich auf die Anrufung der Gottesmutter und aller Heiligen, weil man so etwas den Protestanten nicht zumuten kann!)
Die Katholische Kirche sah sich bedrängt durch die weltweite Atheismuspropaganda der kommunistischen Parteien; Vorschläge zu einem Text dazu wurden auf dem Konzil erörtert. Aber Gastkirchenvertreter aus den Ostblockstaaten erklärten, daß wenn ein atheismuskritischer Text hier verabschiedet würde, sie nicht mehr an ökomenischen Treffen teilnehmen werden dürfen. So wurde kein solcher Text verabschiedet und stattdessen in der Erklärung zum Verhältnis zu den anderen Religionen ein dem Atheismus recht wohlwollend ausgefallener Text.
Vertrat die Katholische Kirche bis zu diesem Konzil die Lehre, daß die Unwahrheit kein Recht habe, daß es also kein Recht zur Ausübung falscher Religionen geben könne, sah sie sich nun konfrontiert mit totalitären Staaten, die im Namen ihrer „Wahrheit“ die unwahren Religionen bekämpften. Für die sozialistischen Staaten galt jede Religion als mit den Wissenschaften und dem Marxismus unvereinbare irrationalistische Weltanschauung, die zu unterdrücken war. Da die katholische Apologetik sich nicht mehr zutraute, auf dem Forum der Vernunft die Wahrheit der katholischen Religion zu beweisen, und da sie sich nun konfrontiert sah mit ihrer eigenen Lehre, daß die Wahrheit Unwahrheiten nicht neben sich bejahen kann,sagte sie nun Ja zum Menschenrecht der Religionsfreiheit, daß kein Staat das Recht habe, die Ausübung einer Religion zu untersagen, weil jeder Mensch das Recht habe, seine Religion auszuüben, völlig unabhängig von der Frage ihrer Wahrheit.
Aus Angst, im Namen einer ideologischen Wahrheit in totalitären Staaten unterdrückt werden zu können, bejahte nun das Konzil die Religions- und Gewissensfreiheit.
Lefebvre urteilt, daß auf Anraten der Benai Berit das Konzil ihnen dies Zugeständnis der Religions- und Gewissensfreiheit gemacht hätte. („Sie haben ihn entthront“. ) Es hat im Kontext des Konziles wohl Gespräche mit dieser jüdischen Freimaurerloge gegeben, die Kirche wollte ihr Verhältnis zur Synagoge verbessern, aber ob wirklich auf ihr Drängen hin, dies Zugeständnis gemacht wurde, ist bezweifelbar, weil es doch diesen viel näher liegenden Grund dafür gab, den der Angst vor totalitären Staaten.
Und zum Schluß eine Verdachtsthese von mir: Man fürchtete sich vor dem modern aufgeklärtem Menschen, dem man doch nicht mehr dies katholische Mittelalterchristentum zumuten könne. Die Kirche müsse sich einfach modernisieren, wenn es noch von den Zeitgenossen ernst genommen werden will.
Die Angst vor dem Protestantismus, den regierenden kommunistischen Parteien, die ökomenische Kontakte untersagen könnten, die Angst vor totalitären Staaten, die die katholische Kirche unterdrücken könnten und die vor dem modern aufgeklärten Bürger bildeten so den Hinter- und Untergrund dieses Konziles einer sich ängstigenden Kirche.
Zusatz:
Einräumen möchte ich aber, daß Lefebvre trotzdem auch Recht mit seiner These haben könnte, ist ja die Forderung nach der Religionsfreiheit ein Kampfmittel des Freimaurertumes in ihrem Kampf wider die Kirche.
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