Donnerstag, 6. Oktober 2022

Hätte die Kirche, die Theologie dem Menschen etwas zu sagen gehabt angesichts von Corona?

Hätte die Kirche, die Theologie dem Menschen etwas zu sagen gehabt angesichts von Corona?


Am Anfang war das Dementi: „Corona ist keine Strafe Gottes!“ Professor N. Slenczka räumt dann selbstkritisch in seinem Vortrag: „Schweigen vor Gott“, als Video im Internet anhörbar, daß auch er vorschnell in dies allgemeine Dementi eingestimmt habe, aber er frägt sich nachträglich, wozu etwas in Abrede stellen, das niemand geäußert hatte. Könne denn irgendwie auch theologisch über dies Phänomen geredet werden?

Es wird dann die These aufgestellt, daß bis ins 19. Jahrhundert hinein selbstverständlich es theologische Deutungen von Ereignissen in der Geschichte gegeben habe. Für die Geschichtswerke der Bibel sei es eine Selbstverständlichkeit gewesen, in Geschichtsereignissen Gottes Wirken zu erkennen, sie von daher zu deuten. Aber seit solche Geschichtsdeutungen in der jüngeren Zeit katastrophal sich auswirkten, isb in der Deutung Hitlers, könne es eine solche nicht mehr geben. Slenczka hätte auch einfacher sagen können: „Nach Auschwitz kann es keine Geschichtstheologie mehr geben!“


Aber Corona wird gedeutet, nur daß die Theologie weitestgehend schwieg und anderen so die Deutungsarbeit überließ. Nun wird in diesem Vortrag ein Versuch einer Deutung gewagt, damit das Schweigen ein Ende hat. In der Coronaepidemie begegnet uns etwas gegen unseren Lebenswillen Gerichtetes. Darum wird es als etwas Negatives, Böses gedeutet. In diesem adversativen Charakter kann nun selbst ein gegen uns gerichteter Wille wahrgenommen werden, oder so dies gedeutet werden. Nun ereignet sich etwas Verblüffendes: Luthers Lehre vom deus absconditus wird revitalisiert. Genau dieser uns so adversativ widerstreitender Wille sei das, was unter dem deus absconditus zu verstehen sei. Nicht sei zuerst eine Vorstellung von Gott da, mit der dann ein solches Ereignis gedeutet wird, sondern die Erfahrung führe erst zu so einer Deutung.

Der Begriff des deus absconditus ist nun keine lutherische Erfindung, sondern es heißt ausdrücklich beim Propheten Jesaja: „Vere tu es Deus ansconditus,Deus Israel salvator“= Wahrlich, du bist ein verborgener Gott, du Gott Israels, Heiland“ (45,15)

Diese Aussage wird nun nicht zitiert, wohl deshalb, weil so deutlich würde, daß die Voraussetzung der Rede vom „verborgenen Gott“ der Glaube an Gott als dem Salvator, dem Retter ist und daß dieser so geglaubte Gott in dem, der so ein Ereignis wie diese Epidemi bewirkt, nicht recogniziert werden kann. Was könnte dieser unserem Lebenswillen so entgegengesetzter Wille mit dem Gott, dem Erlösergott gemein haben? Genau diese Frage läßt Luther nun offen: Uns ist Gott nicht so transparent, daß wir das begreifen könnten. Wir erfahren so nur, daß wir Menschen unser Leben nicht im Griff haben, daß wir mit etwas konfrontiert werden, das dann unser Leben bestimmt, dem wir uns nicht entziehen können.

So gelingt es aber, dies Ereignis dieser Epidemie theologisch zu deuten und doch seine Unbegreiflichkeit zu wahren. Es bleibt nur der Vertrauensglaube, daß auch das Wirken Gottes als deus absconditus Gottes Wirken als Salvator subordiniert ist. Aber wie, das entzieht sich unserer Erkenntnis. So wird auch dieser verborgene Gott nicht einfach identifiziert werden mit dem Zorn Gottes, der wider uns Sünder entbrennt. Hier wird lutherisch inspiriert gegen diese Interpretation ein Einwand erhoben, daß man hier zu gut über Gott Bescheid wisse.

Der Prophet Jesaja spricht hier vom deus absconditus, nur ein Komma trennt ihn vom Deus salvator. Aber wie ist das Verhältnis dieser 2 Gottesbestimmungen zueinander zu verstehen? Eine Antwortmöglichkeit ist nun wirklich die, daß wir noch nicht im Schauen lebend im Glauben diese Frage nicht respondieren können.

 

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