2000 Jahre Kirche – 2000 Jahre Theologie: Alles ein einziger Irrtum, der jetzt korrigiert wird!
Die Tagespost berichtet über den Gründer der Communio e Liberazione am 22.10.2022 wie folgt;
Papst „Franziskus sprach dann über das Charisma Giussanis und zitierte Worte von Kardinal Joseph Ratzinger beim Requiem für den Gründer von CL: „Don Giussani hat den Blick seines Lebens und seines Herzen immer fest auf Christus gerichtet. Auf diese Weise hat er verstanden, dass das Christentum nicht ein intellektuelles System ist, kein Paket von Dogmen, kein Moralismus, sondern dass das Christentum eine Begegnung ist, eine Geschichte der Liebe, ein Ereignis.“
Ob Kardinal Ratzinger wirklich sich so geäußert hat, kann ich nicht überprüfen, nur läßt sich diese Äußerung schwerlich vereinbaren mit dem Amt des Vorstehers der Glaubenskongregation, denn wenn es wahr wäre, daß das Christentum nur das Begegnungsgeschehen der Liebe wäre, dann müßten alle Dogmen der Kirche und auch diese kirchliche Institution abgeschafft werden. Aber zu dem antidogmatischen Papst Franziskus paßt diese Äußerung. Die Elemente des Feindbildes sind klar herauskristallisiert. Wem graut nicht bei solchen Begriffen: ein intellektuelles System,ein Pakt von Dogmen, ein Moralismus! Das ist eine scharf pointierte Polemik gegen die fast 2000 Jahre lang betriebene katholische Theologie, der hl. Thomas von Aquin ist wohl als erster zu exkommunizieren ob seiner hyperintellektualistischen „Summe der Theologie“, ja alle Theologen und selbstredend die ganze Morallehre der Kirche.
Stattdessen soll die ganze christliche Religion wohl auf Ich-Du-Begegnungen (Martin Buber?) reduziert werden. Wer „Casablanca“ gesehen hat: „Schau mir tief in die Augen, Kleines!“, dem erschließt sich von dieser Szene her das ganze personalistische Begegnungsdenken. In den Augen des Du zu lesen: „Dich lieb ich!“ das wäre die Quintessenz der christlichen Religion.
Den Anfang des völligen Mißverstehens der christlichen Religion bildete also Jesus von Nazareth selbst, indem er sich als Lehrer verstehend lehrte. Denn was lehrte er dann als seine Lehre in seiner Auseinanderstzung mit den Lehren der Pharisäer und Sadduzäer. „Et docebat eos in parabolis multa, et dicebat illis in doctrina sua= Und er lehrte sie vieles in Gleichnissen, und sprach zu ihnen in seiner Lehre.“ (Mk 4,2) Die Doktrin Jesu, und dieser Genitiv ist sowohl als subjectivus wie auch als objectivus zu lesen, die dürfte es nicht geben! Die Doktrin Jesu als die Wahrheit kann nun selbst nicht aus ein paar wahren Aussagesätzen bestehen, denn das wäre keine Lehre sondern das wären nur ein paar Elemente seiner Lehre. Erst, wenn alle Einzelelemente zu einem Ganzen synthetisiert sind, kann von der Lehre Jesu gesprochen werden. Wo die Theologie so nicht sich als ein ganzes System darstellt und stattdessen im Fragmentarischen verharrt (wie etwa Luther), demonstriert dieser Mangel, daß hier die Wahrheit noch nicht die ihr gemäße Form gefunden hat.
Wenn die Morallehre der Kirche nicht einfach lauten kann: „Liebe und handle dann aus der Liebe!“, muß sie zum System sich entwickeln, um darin als die moralische Wahrheit sich darzustellen.
Das hier von Papst Franziskus ausgesprochene Nein zum systematischen Denken ist so eben nur eine Manifestation des antiintellektuellen Zeitgeistes. Mit dem göttlichen Lehrer Jesus Christus hat dieser Zeitgeist allerdings nichts gemein. Eine neue Religion wird so erfunden für eine neue Kirche, die nicht mehr katholisch sein will.
Corollarium:
Das Christentum ist eine Erlösungsreligion. Durch diese personalistische Transformation, daß Alles auf Ich-Du-Beziehungen reduzierbar sei, wandelt sich dies, denn in dieser Ich-Du-Struktur wird nur noch eines kommuniziert: "Du bist in Ordnung!" Gott ist nichts außer das Ja zu Dir!
Die Welt bestünde nur aus der Summe aller möglichen Ich-Du- Begegnungen. Positiv seien die, in der Ich und Du als in Ordnung erfahren werden, depressiv gestört, wenn zwar das Du als gut, aber das Ich als nicht gut empfunden wird, hybrisch, wenn das Ich als gut und das Du als nicht gut empfunden wird und völlig verquerr sei es, wenn Ich und Du als negativ empfunden werden. Zu erstreben sei: Ich und Du (die Welt ist dabei die Summe aller möglichen Dus) als gut zu erfahren, denn Alles sei gut.
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