Dienstag, 6. September 2022

Sommerferien - Ferien von Gott oder ein arges Mißverständnis des Gottesdienstes

Sommerferien- Ferien von Gott


Es ist so selbstverständlich geworden, daß es kaum noch auffällt: Beginnen die Sommerferien, wird das „Angebot“der Gottesdienste drastisch reduziert. In den Ferien fahren die Leut halt in den Urlaub, da kämen dann nur noch wenige und dann sei es besser, die Anzahl der Messen zu reduzieren, damit dann die wenigen wenigstens nicht gar so leer blieben. Das klingt überzeugend, stimmt es aber auch?

Wer urlaubt den in den Schulferien? Eltern mit schulpflichtigen Kindern verreisen in dieser Zeit. Während der Schulzeiten können sie ja nicht verreisen. Nur, wer kann sich den eine 6 wöchige Reise finanziell leisten? Die meisten werden dies wohl nicht können und sind so auch in den Sommerferien etliche Wochen Daheim.

Aber wie viel Prozent der Sonntagsmessebesucher haben denn schulpflichtige Kinder? 20 -25 Prozent oder eher noch weniger? Die ohne schulpflichtige Kinder, warum sollten die denn nun während der Ferien urlauben? Und für Rentner ist ein Reise außerhalb der Saison preisgünstiger! Ergo:Die allermeisten Gottesdienstbesucher werden auch in den Ferien Daheim bleiben. Warum sollten die dann nicht auch in den Ferien zur Messe gehen?

Implizite ist bis jetzt präsumiert worden, daß der Gottesdienst eine Veranstaltung religiöser Art zu Gunsten der Gottesdienstbesucher sei.Kämen zu wenige, lohnte sich der Gottesdienst nicht! Aber für wen lohnte er sich dann nicht? Für die Wenigen? Ist als die Frage, hat sich für mich die Messe gelohnt, abhängig von der Anzahl der Gottesdienstbesucher? Oder meint man, daß für die Kirche sich das „Angebot“ der Messe nicht lohne, wenn nur wenige es annehmen? Wenn ein Fernsehsender eine Sendung aus seinem Programm herausnimmt, weil die Einschaltquote zu gering ist,mag das in Ordnung sein, aber die Kirche ist doch kein Anbieter von Unterhaltungsprogrammen, die bei zu geringer Resonanz dann eingestellt werden.

Für wen wird denn der Gottesdienst zelebriert? Darauf gibt es theologisch als erstes diese Antwort: für den dreifaltigen Gott. Die Kirche dient Gott in ihrem Kultus. Für diesen Kultus ist es erstmal gleichgültig, ob neben dem Priester kein, wenige oder viele Gläubige an der Messe teilnehmen. Denn Gott wird das Meßopfer dargebracht. Das in der Messe dargebrachte Opfer nützt nun aber auch dem Priester selbst und allen, für das dies Opfer dargebracht wird. Gegen Luther muß betont werden, daß das Meßopfer auch und gerade für Verstorbene dargebracht wird zu ihrem Heile und nicht nur denen zu gutekommt, die die Kommunion empfangen. So ist auch eine hl.Messe eine gültige und heilbringende, wenn nur ein Priester ohne eine Gemeinde sie liest. Wie kann man dann in der Kirche der Idee verfallen, in den Sommerferien Messen ausfallen zu lassen, weil zu wenige kämen!

Die hl.Messe ist auch eine Kultfeier zu Gunsten der an der Messe teilnehmenden Gemeinde. Warum soll dann sich eine Sonntagsmesse erst „lohnen“, wenn nur 10 statt 50 Gottesdienstbesucher kämen? Aber wieso sollten denn in den Ferien überhaupt weniger kommen, wenn doch die allermeisten auch in den Ferien Zuhause sind und nicht urlauben?

Ein Verdacht drängt sich auf:Die Ferienzeit wird halt auch ver-und mißverstanden als eine Freizeit vom Gottesdienst. In den Ferien bräuche man halt nicht zum Gottesdienst zu kommen. 

Zusatz

Der nachkonziliare Anthropozentrismus führt zu solch einem Mißverstehen des Gottesdienstes. Das wirkt sich bis in die Kirchenachitektur aus: Kirchen sind nicht in erster Linie Versammlungsräume sondern Wohnstätten Gottes und werden dementsprechend gestaltet. Jede Kirche ist so auch ein Protest gegen den Stall in Bethlehem, daß Gott nicht noch einmal so unwürdig auf Erden weilen solle.

 


 

1 Kommentar:

  1. Nun ja, auch der eine oder andere Priester wird in den Sommerferien ein paar Tage Urlaub machen wollen.

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