Montag, 19. September 2022

"Die Vorstellung, dass Gott außerhalb der Naturgesetze wirkt, ist überholt"

Die Vorstellung,dass Gott außerhalb der Naturgesetze wirkt, ist überholt“


So deklariert es der Jesuit Frick in einem Interview mit Kath de: „Es bleiben Fragen“ am 18.9.2022 zur Causa der Therese Neumann. Ihre Stigmatisierung sei eben etwas Psychosomatisches und auch sonst ist diese volkstümlich als Heilige Verehrte wohl etwas suspekt. Da aber Wunder grundsätzlich nicht möglich seien, sollte das Heiligkeitsanerkennugsverfahren geändert werden, daß auf den Nachweis einer Gebetserhörung, daß irgendwer wundersam gerettet worden sei, verzichtet werden muß.Nimmt man diese Deklaration nämlich ernst, daß Gott keine Wunder wirken könne, da ein Wunder die Durchbrechung der Naturordnung ist und Gott in seinem Wirken an die Naturgesetze gebunden ist, muß ja geschlußfolgert werden, daß alle Heiligkeitssprechungen irrtümich vollzogen wurden, wenn dafür eine solche Gebetserhörung nachgewiesen wurde.

Daß Gott außerhab der Naturgesetze wirken können, ist also eine Vorstellung,die zwar einst vertreten wurde, die jetzt aber überholt sei. Durch was und wie ist denn diese Vorstellung überholt worden? Auch wenn dies hier nicht ausdrücklich expliziert wird, so liegt der Leser wohl richtig, wenn er hier die Aufklärung, das moderne Bewußtsein oder Ähnliches als Grund des Überholtseins annimmt. Wenn Gott als Souverän gedacht wird, hier nehme ich einen Gedanken Carl Schmitts, dann steht er über der Naturordnung wie der Staat im Notfall den Ausnahmezustand ausrufen kann. Was verfassungsrechtlich die Möglichkeit des Ausnahmezustandes ist, das ist das Wunder in seiner Beziehung zu den Schöpfungsordnungen, wozu auch die Naturgesetze gehören. Wie ein Souverän nicht an die Gesetze gebunden ist, so ist Gott auch nicht an die Naturgesetze gebunden. Warum soll das nun eine überholte Vorstellung sein, gibt es doch selbst im jetzigen Staat die Möglichkeit der Erklärung eines Notstandes, durch die viele Gesetze und Rechte dann als zeitlich wohl befristet ungültig erklärt werden.

Da es einen engen Zusammenhang zwichen der Gottesvorstellung und der Staatsvorstellung gibt, könnte also einfach vermutet werden, daß hier dieser Jesuit das Rechtsstaatsverständnis auf Gott hin projiziert, daß auch Gott dem Recht und so auch den Naturgesetzen subordiniert ist und daß er somit nicht über das Recht verfüge, per Notstandserklärung die Naturgesetzte punktuell außer Kraft zu setzen.


Dann hat Jesus Christus auch keine Wunder gewirkt und konnte er dann noch von den Toten auferstehen? Die Auferstehung Jesu war doch auch ein Wunder!


Füreinander beten“ Dieser religiösen Praxis widmete sich der Jesuit Heinrichowski in dem Magazin: Jesuiten, 2022/3 auf Seite 22. „Auch wenn das fürbittende Gebet (theologisch) nicht unproblematisch ist“- ja, warum ist es denn nicht unproblematisch, ja wohl gar noch schlimmer: umstritten? Es existiere eben eine „naive“ Vorstellung, die man auch als überholte abqualifizieren könnte, daß Gott erst durch die Fürbitte veranlaßt das gerade geschehene Unheil sähe, Gemeint ist damit, daß für jemanden in einer Notlage sich befindenden gebetet wird, wobei nun eine eigentümliche Verschiebung vorgenommen wird. Wenn doch die Fürbitte eine Bitte um ein göttliches Helfen ist, so reduziert sich hier die Fürbitte auf ein: Gott sieh doch auf die Not dessen, für den ich jetzt bete! Aber dieser Gebetswunsch ist eben überflüssig, denn Gott sieht eben alles und so auch jede Not. Aber es wird doch im Gebet um Gottes Hilfe gebetet. Gott könne also Gebete hören und erhören und im Vertrauen darauf wird doch zu Gunsten anderer Fürbitten getätigt. Das ist aber wohl ein „naives“ und „überholtes“ Gottes- und Gebetsverständnis.

Was ereignet sich denn wirklich in einem Fürbittgebet? „Das fürbittende Gebet hilft meiner Sprachlosigkeit, Fassungslosigkeit vielleicht auch Angst.“ Das Fürbittgebet hilft also nur dem Beter selbst! Aber es wird dann noch etwas mirakulös: „das Gebet führt mich in eine Beziehung, in der Heil entstehen kann“. Mit wem gerate ich dann im Gebet in eine Beziehung: in eine zu Gott oder in eine zu dessen Gunsten ich bete? Eindeutig ist hier der Text nicht. Aber eines ist wohl eindeutig: Das Heil kann hier nur eines für den Beter sein.

So beginnt diese Betrachtung zum Fürbittgebet: „Ist eine Kirche tagsüber geöffnet, ist es ziemlich wahrscheinlich,dass dort Kerzen brennen.Dieser Trend scheint nicht abzureißen. Unabhängig vom religiösen und spirituellen Hintergrund ist das Entzünden einer Kerze eine Geste,die verstanden wird:Ich bete für dich, ich denke an dich.“ Es ist wohl eine angemessene Interpretation, das Komma nach dem: Ich bete für dich als: und das heißt: ich denke an dich zu lesen. Es gibt keinen einzigen Anhalt in dem Text, daß die Fürbitte etwas anderes ist als ein Denken an den, für den man bittet. Dies Beten hilft auch nur dem Beter.


Daß hier dieser Jesuit die religiöse Praxis des Kerzenanzündens völlig mißversteht, ist offensichtlich, daß a) die Kerze meist vor einem Marienaltar entzündet wird, daß also die Kerze für die Mutter Gottes entzündet wird und sie dann gebeten wird um eine Hilfe für jemanden oder für den Kerzenanzünder selbst, daß b) die Kerze für die Gottesmutter als eine Opferkerze entzündet wird, daß so ein Verzicht geleistet wird: Die Kerze, die bei mir Daheim für mich brennen könnte, bringe ich jetzt Dir da, damit sie für Dich brennt und sich aufopfert, indem sie sich verbrennt. Um dieses Kerzenopfer willen, daß sie für Dich nun brennt, bitte ich Dich: Erhöre mein Gebet!


Aber das ist nun für einen Jesuiten mehr als naiv und mehr als überholt. Denn Gott kann gar keine Gebete erhören. Und wenn wir beten, dann kann das nur uns als Betende helfen! Und Gott? Vielleicht begegne ich ihm im Gebet- aber erhören kann Gott mich nicht. Damit stehen wir wieder vor einem Gott, der nicht mehr helfen kann, weil diese christliche und allen Religionen gemeinsamer Vorstellung eine überholte Vorstellung ist. Nur darf hinzugefügt werden, daß dieser Gott, zu dem dieser Jesuit betet, gewiß nicht der Gott Jesu Christi ist- sondern ein Götze, der nicht hören und nicht erhören kann ! Er ist einer, der nur da und der den Menschen allein sein läßt. 

Corollarium 1

Ein Gott, der weder Opfer noch Gebete erhören kann, der aber zudem auch nicht mehr in die Wirklichkeit hineinwirken kann,weil statt ihm nur noch die Naturgesetze wirken, ist in religiöser Hinsicht kein Gott mehr. Er kann so reduziert nur noch als Moralgesetzgeber fungieren. 

 

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