Sonntag, 12. Februar 2023
„Deutsche meinen, Verweltlichung sei der Weg zum Wachstum“
„Deutsche meinen, Verweltlichung sei der Weg zum Wachstum“
In einem sehr lesenswerten Artikel der „Tagespost“ über die Frage, wie wird der Synodale Weg der deutschen Bischöfe in Amerika und der Welt außerhalb unseres Landes gesehen und beurteilt („Theologische Bevormundung“ am 11.2.2023) wird festgestellt, daß die deutschen Bischöfe innerhalb der Kirche sich mit ihren Kirchensystemsüberwindungsabsichten isoliert hätten. Skepsis und Besorgnis über diesen Weg würden vorherrschen. Aber im Ausland würde auch registriert werden, daß die hiesigen Bischöfe, zumindest ihre Mehrheit ganz unbeeindruckt von jeder Kritik starrköpfig an ihrem Irrweg festhielten.
„Hier drängt sich der Eindruck auf, dass sich die Kirche in Deutschland von dem Wunsch treiben lässt, durch eine Anpassung an den Zeitgeist wieder mehr Menschen in die Kirche zurückzubringen. Die Deutschen meinen, eine stärkere Verweltlichung sei der Weg zum Wachstum.“
So einleuchtend das auch klingen mag, so fragwürdig ist doch diese Sicht der Reformanliegen. Die Reformbischöfe haben doch die protestantischen Kirchen Deutschlands als Musterschüler der Einpassung in den herrschenden Zeitgeist deutlich vor Augen und können dann nicht übersehen, daß diese Zeitgeistausrichtung zu keinerlei Wachstum dort führt.Wenn es noch im Protestantismus ein lebendiges Gemeindeleben gibt, dann doch nur in dem Zeitgeist sich widersetzenden, in fundamentalistisch, evangelikal, charismatisch ausgerichteten Gemeinden. Wären diese Bischöfe wachstumsorientiert würden sie sich an dem Augsburger „Gebetshaus“ orientieren, das wohl zur Zeit das erfolgreichste Projekt kirchlicher Jugendarbeit ist mit ihren „Mehr-Konferenzen“.
Nein, wachstumsorientiert ist der Synodale Weg nicht. Die Deformanliegen sind primär innerkirchlich orientiert: Gremienchristen wollen mehr Macht, die Kirchengremien wollen sich nicht auf eine Beratungstätigkeit limitieren lassen, sie wollen ihre Mutation zu Entscheidungsgremien auf allen Ebenen der Kirche bis zu einem neu zu kreierenden Obersten Rat, der die Kirche dann regieren soll.
Neben diesem ausgeprägtem Willen zur Macht tritt nun das Anliegen vieler Angestellter der Kirche, daß sie von ihrem Arbeitgeber zu einem Lebenswandel verpflichtet werden, den sie für inakzeptabel halten. Die Sexualmorallehre stößt dabei auf den heftigsten Widerspruch: Im Bett will man halt machen was mit wem auch immer man will. Die Kirche müsse halt ihre Lehren an den Wünschen ihrer Mitarbeiter ausrichten. Wie eine Gewerkschaft treten so die in Verbänden organisierten Laien den Klerikern gegenüber, um ihre Forderungen ihnen gegenüber durchzusetzen. Das Ziel ist eine für alle Mitarbeiter der Kirche, der hauptamtlichen wie der ehrenamtlichen kommode Kirche.
Der Wille zur Zeitgeisteinpassung generiert sich nun aus der Interessenlage dieser kirchlichen Angestellten und der Ehrenamtlichen ob ihres Eingebundenseins in den vorherrschenden Zeitgeist bei gleichzeitiger innerer Distanz zur Kirche: Man arbeitet zwar in ihr, identifiziert sich aber nicht mit ihr.
Zusatz:
Das Bedürfnis nach einer "guten Presse" sollte nicht einfach gleichgesetzt werden mit einem Interesse nach einem Wachstum der Kirche. Solange die Kirchensteuer so reichlich fließt trotz sinkender Mitgliederzahlen besteht kein Bedarf an einem Wachstum.
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