Freitag, 10. Februar 2023

„Wie den Glauben heute verkündigen:“ Woran die "Neuevangelisation" scheitert!

„Wie den Glauben heute verkündigen:“ so frägt R.Fobes in: „Der Fels“ Februar 2023, S.44-46. Wer wissen möchte, warum das Unterfangen der „Neuevangelisation“ auf so wenig Resonanz stößt, findet hier eine Antwort. „Wenn Menschen auf der Suche nach einem erfüllten Leben sind,anderen begegnen,die einen Weg dorthin gefunden haben,so werden sie neugierig.“ (S.44). Nur: Wo begegnen den einem Menschen, die auf einer solchen Suche sind? Meinem Eindruck nach haben die meisten schon für sich eine zufrieden stellende Weise des Lebens gefunden und suchen so nicht mehr. Der Begriff des erfüllten Lebens dürfte zudem als zu pathetisch überschwänglich empfunden werden. Bei Älteren hört man oft die Devise: „Solange man gesund ist, ist das Leben in Ordnung“ und nicht nur bei jungen Frauen: „Wenn ich die Liebe meines Lebens finde“. Es ist kein Zufall, daß so viele Liebesfilme in den Fernsehprogrammen ausgestrahlt werden, ja man könnte von einer Renaissance dies einst so verpönten Genres sprechen als nur noch gesellschaftskritische Filme als sehenswert beurteilt wurden. In der Moderne gilt prinzipiell, daß das zufriedene oder gar gelingende Leben eine Frage des richtigen Konsumierens ist, ob es nun der Abenteuerurlaub irgendwo auf diesem Planeten ist oder der Biß in einen Bioapfel im Bewußtsein, daß so viele nur Chemieessen zu sich nehmen. Nun könnte eingewandt werden,daß das alles doch objektiv beurteilt kein erfülltes Leben sei, aber das ändert nichts daran, daß nur sehr wenige noch nach einem erfüllten Leben fragen, weil sie mit dem ihrigen zufrieden sind oder desillusioniert gar nicht mehr an die Möglichkeit eines solchen Lebens glauben. Nietzsches Kritik, daß die Christen doch erlöster aussehen müßte, wird dann leider zu oberflächlich entkräftet. (S.44).Die allermeisten Christen machen doch in keinster Weise den Eindruck, daß ihr Leben ein erfülltes sei, ja unter den Hauptamtlichen der Kirche gehört ein Schlechtgelauntsein geradezu zum Markenzeichen. Das Wichtigste für den Christen soll nun aber die Haltung „seiner liebevollen Zuwendung zum anderen“ sein. (S.46). Im Verkauf nennt man das weniger pathetisch: die Serviceorientierung, und daß man stets ein Lächeln für den Kunden übrig haben solle. Von jedem Kellner wird das heutzutage verlangt, vom am Bankschalter Diensttuenden noch viel mehr! Machen wir einmal eine Probe: Jemand erzählt mir, daß er jeden Abend auf seinem Balkon, mit einem Fernrohr ausgestattet nach Ufos Ausschau hält. Sehr freundlich lädt er mich ein,mit ihm zusammen bei einem guten Glas Wein mit Ausschau zu halten. Wird für mich, freundlich angesprochen der Glaube, daß es Ufos gibt, daß sie von uns wahrgenommen werden können und daß es eine der wichtigsten Menschheitsfragen sei, mit den Ufonauten in einen Kontakt zu treten, glaubwürdig? „Mein Leben ist erfüllt durch diesen Ufoglauben!“ Selbst wenn das für einige so stimmen mag, ist das noch lange kein Grund für mich, diesen Glauben anzunehmen. „Es braucht keine Christen, die debattieren und Dinge zu Tode diskutieren, sondern solche, die die Christusnähe suchen“, heißt es dann. (S.46). Diesem Anti-intellektualismus korrespondiert die Inhaltslosigkeit des hier vertretenden Glaubensverständnisses: Er ist einfach nur ein liebendes Vertrauen auf Gott, „der alles zum Guten wendet.“ (S.45) Früge man aber nun nach der Berechtigung eines solchen Vertrauensglaubens könnte der Angefragte nur auf die reine Subjektivität seines Vertrauensglaubens verweisen: „Ich vertraue eben.“ Augenfällig ist aber auch, wie sehr hier in personalistischen Kategorien denkend die persönliche Begegnung, das persönliche Gespräch in den Vordergrund gestellt wird. Das wirkt für unsere Epoche der Medien sehr weltfremd: Wenn wer heute sich über die Kirche, die christliche Religion, den Glauben etc äußert, dann ist leicht heraushörbar, wie sehr diese Äußerungen nicht durch die persönlichen Erfahrungen geprägt sind sondern durch das Gerede darüber in den Medien. Das dem postmodernen Menschen Nahe ist nicht mehr das räumlich Nahe sondern das in den Medien Präsente. So manchem sind so die Akteure der nun fast schon 4000 Folgen zählenden Erfolgsserie: „Sturm der Liebe“ vertrauter als ihre Nachbarn und sehr viele wissen mehr vom jetzigen Papst als von ihrem Pfarrer vor Ort. Die Weltsicht der Medien präfiguriert sogar unsere Wahrnehmung des Nahen! Wem die Kirche nur noch eine hoffnungslos veraltete Institution ist, der wird auch der Pfarrer vor Ort und die Wenigen, die noch zur hl. Messe gehen, nur noch als hoffnungslos Antiquierte wahrnehmen, selbst wenn sie ihm sympathisch vorkommen.Fraglich ist, ob dann überhaupt noch das persönlich Gesagte ernst nehmbar ist. Die Krise der Vermittelung des christlichen Glaubens ist unübersehbar, aber wirklich nicht mit so naiv Hausbackenem zu überwinden!

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